Dietmar Wischmeyers Logbuch-Einträge Andi Scheuer

Als die Groko wieder mal gebildet wurde, trieben die Parteien das übliche Gelichter in einem Raum zusammen. Dann gings per Flaschendrehen an die Verteilung der Ministerien. Und da, wo’s am wenigsten leuchtet in der Birne, dahin fällt das Verkehrsministerium. Seit Jahrzehnten ist es Tradition durch alle Regierungen hindurch, den jeweils größten Trottel zum Herren über Asphalt und Schiene zu ernennen, und da ist die CSU selbstredend die erste Adresse. In der jüngsten Regierung heißt dieses Verkehrswesen Andi Scheuer und stand einst Pate für das von ihm abgeleitete Adjektiv „bescheuert“. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn er einfach mucksmäuschenstill abwartete, bis die Regierungszeit verstrichen ist. Doch auch ein kleiner Verkehrsminister will berühmt und wichtig sein und wenigstens mit eignem Konterfei in der Zeitschrift abgelichtet werden, die für lau im ICE ausliegt, wenn schon die ADAC-Motorwelt sich nicht mehr meldet. Drum denkt er sich immer wieder bescheuerte Dinge aus, die es als Aufreger in die bunten Seiten schaffen: Elektrische Tretroller, um Rentner auf ihrem Wildwechsel zu erschrecken, oder jüngst ein sonntägliches Fahrverbot für Kradmelder, wo die doch in der Woche alle Auto fahren müssen und nur am Wochenende Zeit haben für ihr sinnfreies Rumgeorgel. Am schönsten aber isses, wenn ergangene Bußgeldbescheide vom Gericht wieder einkassiert werden. Dann freut sich unser Andi eine zweite Synapse unter die gegelte Matte, denn eigentlich war er ohnehin dagegen. Trifft sich das Kabinett allwöchentlich zum Plätzchenknabbern und Thermoskannen lenzen, dann is unser Andi stets das Gespött der anderen, sogar die Frauen schauen auf ihn herab. Im Geheimen träumt er davon, so ein Popstar zu sein wie Sigmar Gabriel, den ein Fleischbaron in Schweinehälften auszahlt. Doch bis dahin muß er noch ein Jahr die Regierungsbank drücken und immer wieder neue, blöde Ideen kreißen: Eine Radfahrer-Maut vielleicht oder den Binnenschiffern vor den Bug scheißen, die fahren doch immer noch mit alten Dieseln, sogar aufm Wasser – geht’s noch. Der Andi jedenfalls hat’s drauf, und heute abend trifft er sich mit Anja Kaliczek zum Scrabblen, die is angeblich auch in der Groko. Gut – kann sein, kann nich sein. Hieß die nicht früher Ursula von der Leyen? Hat vielleicht geheiratet, dem Andi erzählen die Kollegen aus der Groko ja auch nicht alles. Lesen Sie auch: Dietmar Wischmeyers Logbuch-Einträge: Baller-Pandemie Interview: Was kann nach dem Göttinger Tageblatt noch kommen, Dietmar Wischmeyer? Mehr von Dietmar Wischmeyer gibt es unter: www.wischmeyer.de Von Dietmar Wischmeyer