Dietmar Wischmeyers Logbuch-Einträge: Männer von hinten

Selbst als nicht erotisch an der männlichen Rückseite interessierter Mensch kann einen das dort vermittelte Bild nicht kalt lassen. Was ist aus dem ehemals als `Hose´ bekannten Kleidungsstück geworden. Wie ein leerer Klammerbeutel hängt es irgendwie an seinem Betreiber herum und gibt den Blick auf die Nordwestpassage der Arschritze frei: Hipster- statt Maurerdekolltée, heute immerhin rasiert. Ein Rätsel bleibt, wie es der Hosendarsteller überhaupt schafft, an dem offenbar weggezüchteten Männerarsch hängenzubleiben. Steckt dort ein Dübel in der Rosette oder halten unter dem Schlabber-T-Shirt versteckte Schnüre das Teil über dem Äquator? Seit Hosenträger für Männer ihr ähnlich erbärmliches Image mit Strumpfhaltern und Ärmelschonern teilen, tat der Gürtel seinen Dienst am Manne. Allein er brauchte wie der Freeclimber den Felsvorsprung einen Angriffspunkt am Körper, da bot sich seiner Zeit der Beckenknochen an und gebar die Hüfthose, älteren Zuschauerinnen noch als Shorts aus den Magnum-Episoden mit Tom Selleck vertraut. Lesen Sie auch: Was kann nach dem Göttinger Tageblatt noch kommen, Dietmar Wischmeyer? „Hose mangels Arsch zu verkaufen“: Seit geraumer Zeit jedoch gefiel es den – vermutlich gehässigen Hosen-Designerinnen – das männliche Beinkleid in seinem oberen Teil derart zu beschneiden, daß es dort keinen Halt mehr findet. Resultat dieser finalen Demütigung sind Jeans auf „halb Acht“ oder wie man früher sagte „Hose mangels Arsch zu verkaufen“. Es ist das größtmögliche Gegenteil zu dem ebenfalls früher weit verbreiteten „Arsch essen Hose auf“. In völliger Verkennung der eigenen Kleidergröße fraß sich die Hosennaht in die rektale Kimme und das Gesäß nahm die Gestalt einer Presswurst an. Harmloser Verwandter dieser vergeigten Rückansicht ist die „visible Slipline“, wie jene ebenfalls eher beim Weibe anzutreffen. Aber zurück zum Manne, gerade mal Dreißigjährige sehen heute von hinten aus wie hängeärschige Greise. Hier kämpft ein tapferes Beinkleid vergeblich um den perfekten Sitz am renitenten Pöter. Als wäre ein anales Mißgeschick in die Büx geplumpst, fällt der Hosenboden bis fast zu den Knien herab. Erst beim Gehen zeigt sich, daß da nichts ist sondern lediglich ein ausgeblasener Eierbeutel kalt am toten Arsche hängt. Bleibt zum Schluß die Frage zu klären, warum sich Männer das antun. „Um als Person und nicht nur als Lustobjekt wahrgenommen zu werden“. Moderne Arschverneiner-Hose: Was? Näh, alles klar, eines der Hauptprobleme des Mannes ist dieses dauernde „Ich will ein Kind von Dir“ – Gekreische von allen Seiten. Was für ein Segen, daß es die moderne Arschverneiner-Hose gibt. Noch mal gut gegangen! Lesen Sie auch: Wischmeyers Logbuch: Weihnachtsmärkte und Corona Mehr von Dietmar Wischmeyer gibt es unter: www.wischmeyer.de Von Dietmar Wischmeyer