Dürre im Göttinger Wald: Erhaltung statt Holzeinschlag

Der Göttinger Stadtwald ist, gerade in Corona-Zeiten, für viele Bewohner der Stadt ein wichtiges Ausflugs- und Erholungsziel. Eigentlich, so sieht es der Haushalt der Stadt Göttingen vor, sollte der Wald im vergangenen Jahr Holz im Wert von rund 370 000 Euro produzieren. Drei trockene Jahre in Folge aber haben dem Göttinger Wald zugesetzt. „Wir haben zwar noch Glück gehabt, aber das tut schon weh”, sagt Göttingens Forstchefin Lena Dzeia. In ihrem Jahresbericht für den Bereich Stadtwald bilanziert sie Einnahmen durch Holzverkauf-Erträge in Höhe von 136 000 Euro und bleib damit deutlich unter dem Plan. Aber: „Wir können nicht einfach so weitermachen wie bisher”, sagt Dzeia. Mit Einsparungen an anderen Stellen verzeichnete der Stadtwald im vergangenen Jahr insgesamt ein Defizit von 166 000 Euro. Das vorrangige Ziel für die Zukunft sei es Dzeia zufolge, den Wald zu erhalten, auch wenn das bedeutet, dass weniger Geld mit dem Holzeinschlag zu verdient wird. „Das heißt auch, dass wir derzeit nur an den Wegen im Göttinger Wald Holz schlagen, aus Gründen der Verkehrssicherung”, so die Försterin. Zuerst waren es die Fichten, dann die Buchen, die der Trockenheit zum Opfer gefallen sind. Wie groß die Schäden durch die beiden Dürresommer 2018/19 und den trockenen Sommer 2020 sind, das soll in diesem Jahr anhand von Luftbildern aus verschiedenen Jahren ausgewertet werden. Eines sei aber sicher: „Die Wasservorräte im Boden sind noch immer nicht aufgefüllt”, so Dzeia. „In den Jahren 2019 und 2020 gab es in unserem Wald keine Ernte im Bestand”, so Dzeia weiter. Unterstützung aus der Politik: Statt der im Plan veranschlagten 5500 Festmeter Holz, die geerntet werden sollten, waren es im vergangenen Jahr nur 3200 Festmeter so genanntes „Kalamitätsholz”, das bei der Wegesicherung anfiel. „Der erhöhte Aufwand durch Absperrungen und geringere Preise durch verminderte Holzqualitäten lassen die Einnahmen zudem schrumpfen”, so die Stadtwald-Chefin. Lesen Sie auch: Dürreschäden im Göttinger Stadtwald Wie sie sagt, so unterstützte die Göttinger Politik aber ihren Weg. „Man ist sich in Göttingen offenbar einig, dass wir den Wald erhalten wollen und dafür alles tun”, sagt sie. Und dieser Weg, nämlich derzeit kein Holz im Bestand zu ernten, sei keinesfalls selbstverständlich. In anderen, benachbarten Waldrevieren gehe man laut Dzeia auch andere Wege. Zu den Tätigkeiten der Göttinger Forstwirte im vergangenen Jahr zählten laut Dzeia neben der Holzernte am Wegesrand auch die Pflanzung neuer Bäume. 40 000 Pflanzen, so Dzeia, wurden im vergangenen Jahr in die Erde gebracht. Lesen Sie auch: Göttingens Försterin Lena Dzeia im Porträt Ein weiteres Anliegen der Försterin ist es, die Themen Wald, Naturschutz und Umwelt für die Göttinger Bürger weiter zugänglich zu machen. Das Wildgehege am Kehr, die Pflege und Unterhaltung von Bänken und Wegen, Schautafeln, die Neugestaltung des Bismarckturms und einer Streuobstwiese, Sicherung von Ameisenhaufen, Ausbaggern von Quellen und Feuchthabitaten, die Pflege des Lebensraums Kerstlingeröder Feld vieles mehr fällt in die Zuständigkeit der Mitarbeiter des Stadtwaldes. Und dann ist da noch eine kleine Haushaltsabweichung. Das blinde Eichhörnchen Pepe, dass in einer Volière am Kehr lebt und viele Besucher erfreut, hat Spenden in Höhe von 5000 Euro und Futter-Gutscheine erhalten. „Viele Menschen gehen im Stadtforst, am Kehr und auf dem Kerstlingeröder Feld spazieren, das freut uns sehr”, sagt Dzeia. Ihr Bericht wurde auch von den Mitgliedern des Bauausschusses des Rates mit großer Zustimmung zur Kenntnis genommen. Von Britta Bielefeld