Eichhörnchen am Göttinger Kehr: Die ersten Nager-Babys 2020 werden aufgepäppelt

Vier Wochen zu früh hat die Balzzeit der Eichhörnchen in Südniedersachsen begonnen. Deshalb sind jetzt bereits die ersten Nager-Babys aus dem Nest gefallen. „Finchen” und „Horst” heißen die ersten beiden, nur wenige Gramm schweren Minihörnchen, die von den Göttinger Eichhörnchen-Päpplern gerettet wurden. Im vergangenen Jahr hatte das Team „Eichhörnchen am Kehr” 25 Findel-Eichhörnchen aufgezogen und anschließend erfolgreich ausgewildert. „In diesem Jahr geht es schon früher los”, sagt Jens Austinat. Der Feuerwehrmann kümmert sich gemeinsam mit der Tierärztin Sylvia Kasper von der Praxis Wystub und der Eichhörnchenfreundin Yvonne um die kleinen Tiere, die alleine nicht überleben können. Hotte: 16 Gramm Eichhörnchen: „Vor etwa vier Wochen wurde der kleine Hotte in Göttingen gefunden”, sagt Austinat. Hotte, wegen seiner mickrigen Haarpracht benannt nach dem Fernsehmoderator Horst Lichter, sei gerade einmal so groß gewesen wie ein Erdnussflip. „Er wog nur 16 Gramm”, so Austinat weiter. Abgegeben wurde der „Erdnussflip” beim Nabu in Göttingen. Der Naturschutzbund wiederum aktivierte die Eichhörnchenretter. „Hotte geht es jetzt schon ganz gut”, sagt Austinat. Er ist der einzige aus einem Wurf von fünf Babyhörnchen, der den Sturz aus dem Kobel – dem Eichhörnchen-Nest – überlebte. „Jetzt bringt er schon 90 Gramm auf die Waage.” „Einige Tage später dann bekamen wir Finchen, ein ebenfalls erst wenige Tage altes Weibchen, das im Harz aufgefunden wurde”, sagt Austinat. Auch sie erholt sich unter der Pflege des Teams der Helfer von „Eichhörnchen am Kehr“ gut. Noch stehen die beiden Babys unter der Obhut der Tierärztin, sie sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit um die Eichhörnchen kümmert. Und das macht jede Menge Arbeit: „Die Kleinen haben alle zwei Stunden Hunger und brauchen ihre spezielle Welpenmilch”, so der Eichhörnchen-Freund weiter. In ein paar Wochen sind sie groß genug, um in die Voliere am Kehr umzuziehen. An der Voliere sollten sich Besucher derzeit aber an die Corona-Regeln halten. Während die beiden Minihörnchen Horst und Finchen noch mit geschlossenen Augen aufgepäppelt werden, hat „Sturmi” bereits wieder die Freiheit erlangt. Das erwachsene Eichhörnchen war im Februar bei einem Sturm in Bovenden aufgefunden worden. „Das Tier hatte ein Schädel-Hirn-Trauma”, so der Feuerwehrmann. Sturmi wurde gesund gepflegt. „Am Montag habe ich sie gesund in Freiheit entlassen”, berichtet Austinat und freut sich über die Genesung des Tieres. Die Baby-Eichhörnchen werden in den ersten Wochen mit spezieller Welpenmilch aufgepäppelt. Dafür, aber auch für Medikamente, Material für die Gehege und für anderes Futter nehmen die Helfer vom Team „Eichhörnchen am Kehr“ gerne Spenden entgegen. Da die ehrenamtlichen Hörnchen-Retter nicht als Verein organisiert sind, läuft das Spendenkonto über die Stadtverwaltung Göttingen. Unter der Nummer DE 56 2605 0001 0000 0000 42 werden die Spenden unter dem Verwendungszweck „Eichhörnchen Pepe“ direkt an die Helfer gegeben. Da die Paarungszeit der Eichhörnchen jetzt auf Hochtouren läuft, rechnen die Helfer in den nächsten Wochen mit weiteren Findelkindern. Allerdings: „Weil wegen der Coronakrise weniger Menschen im Freien unterwegs sind, werden vermutlich auch weniger Eichhörnchen gefunden“, so Austinat. Pepe, der blinde Dauergast am Göttinger Kehr: Und dann ist da noch Pepe. Er ist der Dauerbewohner der Voliere am Göttinger Kehr. Im vergangenen Jahr haben die Eichhörnchenfreunde damit begonnen, sich um verletzte Tiere und solche, die aus dem Nest gefallen sind, zu kümmern. Zu dritt – mit Unterstützung des städtischen Forstamtes – haben sie das Gehege am Kehr aufgebaut und die 25 Tiere gesund gepflegt und wieder in den Wald entlassen. Nur Pepe blieb und bleibt, denn der kleine Kerl ist blind. „In Freiheit könnte er nicht überleben”, sagt Austinat. Und so kümmert er sich um Pepe, der bei steigenden Temperaturen putzmunter in seinem Territorium herumtobt. Derzeit richtet Austinat die Gehege her, bessert Wetterschäden aus und macht sauber und klar Schiff. „Eichhörnchen sind ja nicht gerade ordentlich”, sagt er und lacht. Lesen Sie auch: Das Eichhörnchen-Gehege am Kehr entsteht Die ersten Eichhörnchen 2019 werden ausgewildert Pepe bleibt am Göttinger Kehr Von Britta Bielefeld

Paarungszeit beginnt vier Wochen früher - Eichhörnchen am Kehr: Die ersten Nager-Babys werden aufgepäppelt