Eine „unglaubliche Weihnachtsgeschichte“ für Göttinger Zindelhofbetreiber

Der Zindelhof bleibt – zumindest erst einmal. „Unsere Tür wird 2021 wieder öffnen”, sagt Tilo Schikore, Betreiber des Zindelhofs in der Göttinger Innenstadt. Noch im Dezember hatte er um seine Existenz gebangt. Als das Tageblatt darüber berichtete, dass der kleine Flohmarkt-Laden auf einem Innenhof an der Zindelstraße vor dem Aus steht, schwappte eine Welle der Sympathie und Solidarität über Schikore und sein Geschäft. „Das war absolut überwältigend”, sagt er. „Ich dachte damals, wenn ich hier nach 23 Jahren schließe, bleibt nichts in Erinnerung und niemand nimmt davon Notiz”, sagt der 58-Jährige. Aber: Das Gegenteil trat ein. „Mit dem Weihnachtsmarkt im Zindelhof haben meine Teams und ich über 23 Jahre hinweg versucht, Euch mehr als nur einen Ort des Konsums zur Weihnachtszeit zu bieten. Wir wollten immer auch ein Stück Gefühl für diese Zeit vermitteln”, schreibt Schikore auf seiner Facebook-Seite. Eigentlich hätte das Gefühl ein gutes sein sollen. Aber im Corona-Jahr 2020 kam alles anders. Weihnachtsmarkt abgesagt, Gastronomie seit November im Lockdown, dann auch die Geschäfte, kaum Kunden. Umsatz-Einbruch von mehr als 95 Prozent: „Ich hatte nach den ersten neun Tagen des Weihnachtsgeschäftes jegliche Hoffnung verloren, den Hof weiterhin halten zu können. Es waren sehr traurige Tage für mich. So hatte ich mir das Ende des Weihnachtsmarktes im Zindelhof nicht vorgestellt”, so der Zindelhof-Betreiber. „Ich bin jetzt 23 Jahre dabei, normalerweise mache ich 70 bis 80 Prozent meines Jahresgewinns in der Vorweihnachtszeit“, erzählte Schikore damals in seinem Geschäft. „Und gestern habe ich zusammengerechnet: In neun Tagen habe ich den Umsatz eingefahren, den ich in den vergangenen Jahren an einem einzigen Tag zusammenbekam. Das ist ein Einbruch von 90 bis 95 Prozent.“ Lesen Sie auch Flohmarktladen Zindelhof am Göttinger Markt steht vor dem Aus – Kunden können helfen Dann erschien der Bericht im Göttinger Tageblatt und machte auf seine Situation aufmerksam. „Was dann passierte, kann ich gar nicht in Worte fassen”, sagt Schikore. Hunderte und aberhunderte von Meldungen seien auf allen nur erdenklichen Wegen bei ihm eingetrudelt: Anrufe, Mails, Briefe, Postkarten, Nachrichten in den sozialen Medien, durch Zuruf, durch den Zaun gesteckt oder unter der Tür hindurch geschobene Briefe, Spenden, Bestellungen. Immer wieder hätten ihm die Göttinger ermuntert, dem Hof doch noch eine Zukunft zu geben. „Zuerst waren die Tageblatt-Leser, dann verbreitete sich die Nachricht“, sagt Schikore. „Das hat mir eine unglaubliche Weihnachtsgeschichte beschert”, sagt Schikore. Und durch diese Hilfe habe er seinen Hals zunächst einmal aus der Schlinge ziehen können. Dank der Hilfe sei es gelungen, die Situation für den Zindelhof so weit zu sichern, dass er nun sagen könne, dass es 2021 weitergeht. Wie genau, das sei aber noch offen. Eines aber plant Schikore bereits. „Wenn der Lockdown beendet ist, und wir wieder öffnen dürfen, dann hole ich eine Woche Zindelhof-Weihnachtsmarkt nach. Denn: Vor Weihnachten ist nach Weihnachten”, sagt er. Von Britta Bielefeld