Experte erstellt psychiatrisches Gutachten über Tatverdächtigen nach Mord in Grone

Gut drei Wochen nach dem schrecklichen Gewaltverbrechen in Grone mit zwei Toten laufen die Ermittlungen der Göttinger Polizei unvermindert weiter. Unterdessen erstellt ein Experte ein psychiatrisches Gutachten, das unter anderem die Schuldfähigkeit des Tatverdächtigen Frank N. untersuchen soll. Die Mordkommission „Zollstock“ sei unverändert mit 25 Beamten im Einsatz, erklärte Polizeisprecherin Jasmin Kaatz gegenüber dem Tageblatt. Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehe die Rekonstruktion des Tathergangs. Nach und nach würden die einzelnen Puzzleteile zusammengesetzt. Polizei sucht weiterhin Zeugen: Dabei helfen auch Videoaufnahmen, die Zeugen nach einem Aufruf der Polizei übermittelt haben. Ein gutes Dutzend solcher Videos seien bei der Polizei mittlerweile eingegangen, sagte Kaatz. Die meisten davon zeigten die Festnahme des Tatverdächtigen Frank N. in der Göttinger Innenstadt zwei Tage nach dem Verbrechen. „Das ist absolut ausreichend. Weitere Videos benötigen wir nicht“, so Kaatz. Allerdings bittet die Polizei mögliche Zeugen oder Hinweisgeber auch weiterhin, sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 0551/491-2115 zu melden. Rote Fahrradtasche noch nicht gefunden: So sucht die Polizei immer noch nach der roten Fahrradtasche des mutmaßlichen Täters. Nach derzeitigen Erkenntnissen durchquerte der 52-jährige Göttinger auf seiner Flucht offenbar auch den Göttinger Stadtfriedhof. Dort ließ N. nach Angaben von Kaatz neben einem der offenen Müllcontainer vermutlich seine markante rote Fahrradtasche zurück. Diese ist seitdem verschwunden. Die Ermittler vermuten deshalb, dass sie jemand gefunden und mitgenommen haben könnte. Tatverdächtiger schweigt: Unterdessen sitzt der mutmaßliche Doppelmörder Frank N. weiter in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Rosdorf. Er habe bislang keine Angaben zu den ihm zur Last gelegten Taten gemacht, erklärte der Göttinger Oberstaatsanwalt Frank-Michael Laue auf Anfrage. Frank N. ist dringend verdächtig, am 26. September im Göttinger Ortsteil Grone eine 44-jährige Frau auf offener Straße getötet zu haben. Zudem soll er eine weitere Frau so schwer verletzt haben, dass diese zwei Tage später ebenfalls starb. Die grausame Tat hatte für großes Entsetzen in Göttingen und weiten Teilen des Landes gesorgt. Psychiatrisches Gutachten wird erstellt: Derzeit erstelle ein Experte ein psychiatrisches Gutachten über Frank N., sagte Laue. Der Sachverständige sei beauftragt worden, mit dem Tatverdächtigen entsprechende Gespräche zu führen. Dabei gehe es auch darum, die Schuldfähigkeit des Tatverdächtigen zu beurteilen. So müsse der Gutachter unter anderem klären, ob bei Frank N. eine psychische Störung vorliege – vor allem vor dem Hintergrund der besonderen Grausamkeit der Tat und des merkwürdigen Verhaltens des Verdächtigen, der sich auf der Flucht mehrfach bei der Polizei nach dem Gesundheitszustand seines Opfers erkundigt hatte. Geht von Frank N. weitere Gefahr aus? Wenn der Gutachter zu dem Ergebnis komme, dass bei dem Tatverdächtigen eine psychische Störung vorliegt, müsse dieser zudem prüfen, ob von dem mutmaßlichen Täter auch in Zukunft eine Gefahr für die Allgemeinheit ausgehe, von ihm also weitere Straftaten zu erwarten seien, erklärte Laue. In diesem Fall könnte Frank N. im Maßregelvollzug oder gar in der Sicherungsverwahrung untergebracht werden. Das zu entscheiden, sei letztlich aber Aufgabe des Gerichts. Eine Grundlage für diese Entscheidung bilde das psychiatrische Gutachten, so Laue weiter. Der Psychiater, der Frank N. untersuche, werde daher auch den Prozess begleiten und am Ende eine Stellungnahme abgeben. Diese fließe in das Urteil des Gerichts mit ein. Verhandlungstermin noch unklar: Wann es zu einer Verhandlung gegen Frank N. kommt, ist nach Angaben von Laue noch unklar. Es sei noch nicht einmal Anklage erhoben worden. Die Ermittlungen liefen zwar auf Hochtouren, seien aber noch nicht abgeschlossen. Und auch der Gutachter sei noch nicht fertig. Wegen des sogenannten Beschleunigungsgebots müsse eine Verhandlung aber spätestens sechs Monate nach Beginn der Untersuchungshaft des Tatverdächtigen anberaumt werden. „Das wird aber eher der Fall sein“, sagte der Oberstaatsanwalt. Nach dem Gewaltverbrechen in Gronehatte die Kirchengemeinde St. Petri ein Spendenkonto für die Angehörigen der Opfer eingerichtet. Dieses Angebot sei sehr gut angenommen worden, sagt Pastor Henning Kraus. Rund 100 Menschen hätten bereits etwas gespendet. Hinzu kämen Spenden, die bei der Trauerandacht kurz nach der Tat gesammelt worden seien. „Das Spendenkonto ist noch bis Ende des Monats offen“, sagt Kraus. Dann werde das Geld „gerecht unter den beiden Opferfamilien aufgeteilt“. Zudem habe er die vielen „rührenden und herzzerreißenden“ Einträge im Kondolenzbuch an die Angehörigen der Opfer weitergegeben. Die Erschütterung in Grone sei weiterhin groß, sagt Kraus. Immer noch würden Menschen am Tatort Blumen niederlegen und Kerzen anzünden. „Das sitzt noch tief in Grone. Es wird noch lange Zeit brauchen, bis es wieder so etwas wie Normalität gibt“, sagt der Pastor. Das Spendenkonto:St. Petri-Grone; Bankverbindung: Sparkasse Göttingen; IBAN: DE77 2605 0001 0000 0008 28; Verwendungszweck: 4815-31100-99 „Trauer in Grone“. Von Andreas Fuhrmann

Nach Gewaltverbrechen in Grone - Experte erstellt psychiatrisches Gutachten über Tatverdächtigen