Extremwinter in Göttingen: Wie kriege ich mein Auto am schnellsten eisfrei?

Das eigene Auto ist unter einer zentimeterdicken Schneeschicht verschwunden, dazu kommen bitterkalte Minustemperaturen: Vor dieser Situation stehen seit Montag viele Menschen im Landkreis Göttingen. Wie bekomme ich mein Fahrzeug am schnellsten eis- und schneefrei? Das Tageblatt gibt Tipps. Mit dem Schneeschieber die weiße Last vom Autodach zu schippen, ist dabei keine gute Idee, sagt Klaus Splieth, denn dabei können schnell Lackschäden oder Dellen entstehen. Der Kraftfahrzeugmechanikermeister kennt Alternativen: Handfeger mit Gummiborsten oder ein handelsüblicher Besen seien da die bessere Wahl. Und runter vom Dach muss der Schnee vor Fahrtantritt allemal, denn: „Mit Schnee auf dem Auto darf man nicht fahren.“ Das nächste Problem ist dann meist, wie man aus der vorn und hinten mit Schneemassen vollgeschobenen Parklücke herauskommen soll. Dafür gebe es kein Geheimrezept, meint Splieth: „Da hilft nur schaufeln.“ Scheibenfrostschutztest im Gefrierschrank: Besonders bei diesen eisigen Temperaturen sei die Wahl des richtigen Frostschutzmittels im Kühlsystem des Wagens wichtig, „das sollte sich aber mittlerweile herumgesprochen haben“, meint der Kfz-Mechaniker. Wo aber oft gespart werde, sei beim Frostschutz für die Scheibenwaschanlage. Splieth empfiehlt den Kauf hochwertigen Frostschutzmittels, das für Temperaturen bis mindestens minus 16 Grad geeignet sei. „Da sollte man nicht auf jeden Cent achten“, sagt er. Gefriert das Wasser in der Anlage, ende die Fahrt schnell im Blindflug: „Das ist dann nicht lustig.“ Deshalb sollte man von Billigmitteln bei diesen extremen Minusgraden die Finger lassen. Um zu überprüfen, ob das Mittel geeignet sei, reiche der Kühlschranktest: „Etwas in eine Plastikflasche füllen und zwei bis drei Stunden ins Gefrierfach legen“, rät der Experte. Ist die Flüssigkeit danach noch genau so liquid wie vorher, könne man das Mittel gefahrlos in die Scheibenwaschanlage einfüllen. Ist es zäh wie Sirup oder gar gefroren, sei es nicht geeignet. Kfz-Meister Klaus Splieth rät von der Fahrt mit Allwetter- oder Ganzjahresreifen bei diesen Witterungsbedingungen dringend ab: „Das kann in einer Katastrophe enden.“ Denn die Pneus seien für diese Extremwetterlage nicht geeignet. „Die oberste, gute Gummischicht ist meist schnell abgefahren“, sagt er. Auch das Fachmagazin Auto, Motor und Sport bildet ein vernichtendes Urteil für Ganzjahresreifen: So erreicht selbst der beste von sieben im Vorjahr getesteten Markenreifen nur knapp die Note ausreichend. In allen Testkategorien lagen die Ganzjahrespneus weit hinter den reinen Winterreifen zurück. Die Fahrt mit ihnen im extremen Winter ist zwar nicht zu empfehlen, aber erlaubt: „Ein Reifen gilt als Ganzjahresreifen, wenn er – genau wie ein Winterreifen – einen standardisierten Bremskrafttest auf einer Schneefahrbahn besteht. Dann erhält er das so genannte Alpine-Symbol und erfüllt damit in Deutschland die Anforderungen der situativen Winterreifenpflicht“, erklärt der ADAC. Körperwärme hilft bei vereisten Schlössern: Ist das Türschloss am Fahrzeug eingefroren, greift Splieth auf einen „uralten Indianertrick“ zurück, wie er sagt: Körperwärme. „Einfach Handschuhe ausziehen und das Schloss per Hand anwärmen.“ Reiche das nicht aus, ist der Griff zum Türschlossenteiser die richtige Wahl. „Den sollte man natürlich nicht im Handschuhfach aufbewahren.“ Damit die Gummidichtungen in den Türen nicht anfrieren, empfehle es sich, diese mit Glyzerin oder Vaseline einzufetten. Zur Not tue es aber auch ein Fettstift für die Lippen. Um die Scheiben eisfrei zu bekommen, ist umweltfreundliches Enteiserspray am besten geeignet. Auf keinen Fall sollte man heißes Wasser auf die Scheiben schütten: „Dann hat man einen Sprung in der Scheibe“, betont Splieth. Lesen Sie auch Schnee in Göttingen: Wann wird meine Straße geräumt? Göttingen ist der kälteste Ort in Niedersachsen Einschränkungen nach Wintereinbruch in Göttingen: Schule fällt aus, Müllabfuhr beginnt wieder Wetter-Liveticker: Wie wird das Wetter morgen in Göttingen und Region? Metronom fährt wieder Die erste Frage: Springt der Motor an? Doch bevor man sich die ganze Mühe mit dem freikratzen, enteisen und freischaufeln macht: „Als erstes sollte man testen, ob der Motor überhaupt anspringt“, meint Splieth. Denn die eisigen Temperaturen „gehen stark auf die Batterie“, weiß er. Viele Batterien ließen nach etwa sechs Jahren stark in ihrer Leistung nach, „die überleben solche Kälte meist nur kurz“. Das Auto draußen zwei Wochen stehen zu lassen, sei ebenfalls keine gute Idee, erklärt der Kfz-Meister. Dann sei die Batterie nämlich ziemlich sicher tot. Splieth rät auch davon ab, den Motor nur kurz laufen zu lassen und dann wieder abzustellen: „Der Motor muss einmal richtig auf Betriebstemperatur gebracht werden, sonst kann es Schäden geben.“ Am besten für das Auto sei, eine Runde zu fahren. „Natürlich ungemein vorsichtig bei diesen Bedingungen.“ Von Tobias Christ