Falsche Polizisten nutzen Angst und Gier gnadenlos aus

Die Anstieg der betrügerischen Anrufe ist erschreckend: Im Jahr 2013 gab es im Bereich der Polizeiinspektion Göttingen sieben Fälle falscher Polizisten, die vornehmlich älteren Menschen insgesamt 350 000 Euro aus den Taschen zogen. 2018 waren es bereits 97 angezeigte Taten – die Schadenssumme stieg auf 4,7 Millionen Euro. Für das vergangene Jahr liegen die Zahlen noch nicht vor. Um vor den vielfältigen Betrugsmaschen zu sensibilisieren, hat die Polizei nun Plakate und Aufsteller mit einer Gefahren-Checkliste in den Banken in Göttingen angebracht. Denn im Geldinstitut besteht meist die letzte Chance, den Diebstahl zu verhindern. Deshalb würden die Kassierer gezielt geschult, um betrügerische Abhebungen zu vermeiden, sagt Christian Weber. Der Filialleiter der Sparkasse an der Weender Straße in Göttingen berichtet von „sechs bis sieben Fällen“, die die aufmerksamen Berater der Bank im Vorjahr verhindern konnten. „Nur einmal waren wir machtlos“, sagt er. In dem Love-Scamming-Fall sei alles gute Zureden vergebens gewesen. Zwei grundsätzliche Vorgehensweisen von Betrügern: Was die Aufklärung der Straftaten für die Polizei so schwierig gestaltet, ist die Tatsache, dass die Täter „hervorragend organisiert“ seien, sagt Hauptkommissar Marko Otte. Es gebe zwei grundsätzliche Modi Operandi, nach denen die Betrüger vorgehen, erläutert er. Da sei zum einen der Anruf falscher Polizisten: Diese gäben mit „tollem Dienstgrad, tollem Namen, toller Einheit“ vor, in der Wohngegend des potenziellen Opfers eine Einbrecherbande dingfest gemacht zu haben. Dabei seien sie auf eine Liste mit Wohnungen gestoßen, die demnächst ausgeräumt werden sollen. Das seien aber zu viele, um alle zu überwachen. Deshalb sollten das eigene Bargeld oder wertvolle Schmuckstücke von einem Polizisten abgeholt werden, um das mögliche Diebesgut vorübergehend auf der Dienststelle zu verwahren. Eine weitere Masche drehe sich um Falschgeld. Der Anrufer werde mit dem Vorwand, den Beamten helfen zu müssen, gezwungen, auf der Bank Geld abzuheben und dies von der Polizei auf Falschgeld überprüfen zu lassen. Gelangen die Banknoten erst einmal in die Hände der Betrüger, sind sie weg. „Wenn soviel auf einen einprasselt, macht man etwas, das man eigentlich nie tun würde“, meint Otte. „Die Betrüger nutzen die Angst der Leute gnadenlos aus“, fährt er fort. Jeder denke, das könne ihm nicht passieren, da könne er nicht drauf reinfallen. Doch die gewerbsmäßige Betrugsmasche funktioniert – öfter, als es die Polizei mitbekommt. „Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich sehr hoch“, denn viele Menschen würden sich schämen, darauf reingefallen zu sein und den Vorgang deshalb nicht zur Anzeige bringen. Diejenigen, die beim Betrug erwischt würden, seien außerdem meist die Kuriere oder Geldboten, an die Hintermänner heranzukommen, sei schwierig. „Die sitzen meist im Ausland“, berichtet Otte. Jeden Betrugsversuch zur Anzeige bringen: Opfer sind meist ältere Menschen, denn die Täter suchten sich gezielt „ältere deutsche Vornamen“ aus dem Telefonbuch und riefen diese an. „Diese Vornamen müssen aus dem Telefonbuch verschwinden“, fordert der Polizeibeamte. Die Legenden der Betrüger seien oft stimmig und schwer zu durchschauen, erläutert der Hauptkommissar, zudem würden sie sich oft verändern. Auch deshalb habe die Polizei die Checkliste entwickelt. „Wenn mehrere der Punkte erfüllt sind, könnte ein Betrug vorliegen.“ Otte rät, wachsam zu sein und jeden Betrugsversuch sofort zur Anzeige zu bringen. Ob Enkeltrick, Gewinnversprechen, falsche Polizisten, Wasserwerker oder Techniker: Die Betrugsmaschen sind vielfältig. Wenn das eigene Ersparte erst einmal in die Hände der Betrüger gelangt, ist es kaum wieder zu beschaffen. Oftmals starten die Täter ihre Masche per Telefon. Deshalb gibt die echte Polizei folgende Tipps: – Die Polizei wird Sie niemals unter der Telefonnummer 110 anrufen. – Die Polizei fordert niemals Informationen über Geldbeträge, Wertgegenstände oder vorhandene Sicherungsanlagen am Telefon ein. – Teilen Sie keine Informationen über Ihre finanziellen Verhältnisse am Telefon mit und lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. – Übergeben Sie niemals Geldbeträge oder Wertgegenstände an fremde Personen oder deponieren Sie diese nie an vorgegebenen Orten. – Wenn Sie glauben, Opfer eines Betruges geworden zu sein, wenden Sie sich sofort an die örtliche Polizeidienststelle und erstatten Sie Anzeige. Die Polizei bietet zum Thema „Trickbetrug am Telefon – Hier spricht die Polizei!“ am Mittwoch, 12. Februar, eine öffentliche Präventionsveranstaltung im Dienstgebäude, Otto-Hahn-Straße 2, in Weende an. Lesen Sie auch: Falsche Polizisten in Göttingen: Wenn „Kriminalkommissar Schmidt“ anruft Falsche Polizisten: So will die Polizei in Göttingen Trickbetrüger stoppen Renter verliert 700000 Euro an Trickbetrüger Von Tobias Christ

Betrugsmasche - Falsche Polizisten nutzen Angst gnadenlos aus