Feinschliff: So gehen die Göttinger Bäder in die Öffnung am 25. Mai

Es ist nicht so, dass am letzten Tag der Vorbereitung auf die Öffnung im Parkbad Weende Hektik ausbricht. Aber es ist genug zu tun: Schwimmmeisterin Heike Reinemann und ihre Kollegen hatten im Vergleich zu den vergangenen Jahren nicht besonders viel Zeit, um die Anlage herzurichten, und erschwerend kamen die coronabedingten Vorkehrungen dazu. Doch am Freitagvormittag ist Land in Sicht – rechtzeitig, bevor am Montag Weende zusammen mit den anderen Göttinger Freibädern, jenem am Brauweg und dem Naturerlebnisbad Grone, öffnet. Auch im Parkbad Weende müssen dann die Corona-Bestimmungen erfüllt werden, und das heißt Einbahnstraßenprinzip. Das sogenannte Kombibecken, das Schwimmbecken, das mit einer Wassertiefe von 1,35 Metern auch für Nichtschwimmer geeignet ist, wird abgeteilt: Auf der einen Seite schwimmen die etwas schnelleren Gäste, auf der anderen die langsameren oder die Anfänger. Beide Abteilungen haben eins gemeinsam: Es geht rund, und zwar im Kreisverkehr, wobei zum Vordermann ein Abstand von drei Metern und zum entgegenkommenden Schwimmer ein Abstand von zwei Metern eingehalten werden soll. Das Sprungbecken wird gedrittelt, und auch hier geht es rund – allerdings nur im Wasser und nicht für Springer, denn der Turm ist genauso wie Rutsche und Kletterwand gesperrt. Auch Liegestühle werden noch nicht aufgestellt. Soccer-Arena und Beachvolleyballfelder können genutzt werden: „Ansonsten kann alles außerhalb des Beckenbereichs genutzt werden“, sagt Schwimmmeisterin Reinemann. Angesichts des Tempos der Öffnungen ist es gut möglich, dass in den nächsten Wochen weitere Lockerungen folgen und dann auch Kletterwand oder Rutsche öffnen. „Wir leben von einem Tag zum anderen“, sagt Reinemann. Bereits jetzt sind im Parkbad die Soccer-Arena und die Beachvolleyballfelder zu nutzen. Dabei gilt allerdings: maximal vier Personen pro Soccercourt und Beachvolleyballfeld. Das Planschbecken, der einzige Beckenbereich ohne Kreisverkehr, kann ebenfalls genutzt werden, wobei die Eltern die Abstände im Blick behalten müssen. Eine Berechnung auf der Basis der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen ergab, dass sich maximal 214 Gäste gleichzeitig im Parkbad aufhalten dürfen. Die Einbahnstraßenregelung, berichtet Reinemann, findet sich auch in der Organisation der Anlage wieder. Der Eintritt erfolgt über den Südeingang (der Nordeingang bleibt gesperrt), dann geht es in die Umkleide, wobei das Prinzip ein wenig an eine industrielle Fließbandproduktion erinnert, denn es geht für die Besucher zur ersten Tür rein und zur zweiten Tür wieder raus. Entsprechend verhält es sich mit den Becken – zur einen Seite rein, zur anderen Seite raus. Der Aufenthalt am Beckenrand ist im Übrigen nicht gestattet. Der Kreisverkehr-Modus wird ab dem Öffnungstag Montag genauso wie in den anderen Göttinger Bädern einem Test unterzogen: Ist die Einteilung praktikabel, was ist zu verbessern? „Das muss man dann sehen und situativ entscheiden. Es hängt ja auch ein wenig vom Wetter und dem Zuspruch ab“, sagt Andras Gruber, Geschäftsführer des Bäderbetreibers Göttinger Sport und Freizeit GmbH (GoeSF). Einbahnstraße führt schnurstracks zum Drehkreuz am Ausgang: Auch beim Verlassen des Parkbades geht es nur in eine Richtung: Ein Rolltor wird passiert, es geht zur Umkleide (erste Tür rein, zweite Tür raus) und dann zweiter zum Ausgang. „Der Besucher steuert direkt aufs Drehkreuz zu“, verdeutlicht Schwimmmeisterin Reinemann. Die GoeSF will und muss penibel darauf achten, dass die Richtlinien, die man auf der Basis eines Eckpunkte-Papiers des Landesgesundheitsamtes vorgeschlagen hat und die von einem Gremium abgesegnet worden sind, eingehalten werden. Deshalb hat Reinemann neben ihren üblichen Aufgaben auch die Oberaufsicht über die Einhaltung der Abstandsregeln und der Hygienevorgaben inne. Nicht möglich ist angesichts der dynamischen Entwicklung des Geschehens die Ausgabe von Saisonkarten, nicht nötig sind, so wie etwa in Nordrhein-Westfalen, Adresslisten, in die sich zwecks Nachverfolgung die Badegäste eintragen müssen. „Nach der neuen Durchführungsverordnung sind sie nicht notwendig“, berichtet Gruber. Er und sein Team sind über jede bürokratische Erleichterung dankbar. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Die anderen Bäder am Brauweg und in Grone sind ebenfalls im Zeitplan und sogar schon weiter, im Parkbad Weende wird am letzten Tag noch mal rangeklotzt. Erwartet wird am Freitagvormittag das Göttinger Unternehmen Klartext, das für Corona-Hinweisschilder mit Abstandsregeln und Bodenmarkierungen zuständig ist. Wenn am Freitag im Parkbad Feierabend ist, muss alles fertig sein. Danach läuft bis voraussichtlich in die Abendstunden des Sonnabends nur noch restliches Wasser ein. Die Wasseraufbereitung erfolgt in Weende wie im Naturerlebnisbad Grone auf biologischem Weg. In kürzerer Zeit mit mehreren Mitarbeitern das gleiche und noch etwas mehr vorbereiten: So lässt sich das GoeSF-Prinzip der kurzfristigen Freibäder-Öffnung beschreiben. Zwar hat man sich seit dem 6. Mai auf die Öffnung vorbereitet, aber mit der üblichen Besetzung wäre der Öffnungstermin am Montag nicht zu schaffen gewesen. „Das ging holterdipolter. So etwas habe ich in meinem Leben auch noch nicht erlebt“, sagt GoeSF-Chef Gruber. „Was wir sonst mit zwei Mitarbeitern in sieben Wochen gemacht haben, haben wir jetzt mit entsprechend mehr Leuten in zwölf Tagen geschafft“, berichtet Schwimmmeisterin Reinemann. Im Parkbad waren seit dem 6. Mai bis Freitag fünf Mitarbeiter tätig, in Spitzenzeiten sogar sieben. Dass es sich gelohnt hat, ist bereits am Freitag erkennbar – es blitzt und blinkt, soweit das Auge reicht. Ins Auge fallen auch zwei Neuerungen: eine Kinderrutsche auf dem Spielplatz und eine sogenannte Umkleideschnecke am Nordeingang, zwei Investitionen des Fördervereins Freibad Weende. „Vom Förderverein erhalten wir tatkräftige Unterstützung“, unterstreicht Gruber. „Von der Vorbereitung bis zur Durchführung haben sie sich wirklich toll bemüht. Die sind richtig klasse.“ Unter anderem sei ihnen Hilfe beim Herrichten der Soccer-Arena zuteil geworden, ergänzt Reinemann. Finanzieller Mehraufwand wird einstimmig abgesegnet: Zuletzt wurde Anfang der Woche noch der finanzielle Aspekt geklärt. Sowohl die Politik – der Sportausschuss des Rates – als auch der GoeSF-Aufsichtsrat segneten einstimmig das Konzept ab, was keine Selbstverständlichkeit war, denn schließlich ging es angesichts eines Mehraufwandes und unter Umständen weniger Gästen als sonst um einen Mehrbedarf an Steuermitteln. Zahlen möchte GoeSF-Geschäftsführer Gruber nicht nennen, nur so viel: Sinke bei weiteren Lockerungen der Mehraufwand, sinke auch der zusätzliche Bedarf. Wenn nach dem Freibad am Brauweg um 6.30 Uhr und dem Naturerlebnisbad Grone um 9 Uhr am Montag um 13 Uhr auch das Parkbad Weende öffnet, können Schwimmmeisterin Reinemann und ihr Team etwas durchschnaufen. Das Lob ihres Chefs ist ihnen jetzt schon gewiss: „Wir sind im Hinblick auf unsere Mitarbeiter in einer coolen Situation“, sagt Gruber. Lesen Sie auch: Göttinger Freibäder: Das sind die neuen Regeln Corona-Krise an Göttingens Schulen: Was wird aus den Klassenfahrten? Unterricht und Corona: Bildungsverbände fordern Hygienekontrolleure in den Schulen Sie erreichen den Autor unter: E-Mail: e.warda@goettinger-tageblatt.de Twitter: @eduardwarda Facebook: edouard.dawar Von Eduard Warda

Verspäteter Saisonauftakt - Feinschliff: So gehen die Göttinger Bäder in die Öffnung am 25. Mai