Feuer in der Kurzen-Geismar-Straße in Göttingen

Bei einem Brand in der Göttinger Innenstadt am Wochenende ist ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Noch ist nicht geklärt, wie stark Häuser in der Nachbarschaft beschädigt wurden. Menschen wurden nicht verletzt, ein Anwohner wurde von der Feuerwehr schlafend in seiner Wohnung gefunden und konnte rechtzeitig gerettet werden. Einsatz in der Kurzen-Geismar-Straße / Ecke Lange-Geismar-Straße: So lautete die Alarmierung, die um 20.48 Uhr bei der Göttinger Berufsfeuerwehr einging. Der erste Eindruck vor Ort: In einem Lagerraum eines Supermarktes war ein Feuer ausgebrochen, eine Rauchsäule stand über der Innenstadt. Der Anfang eines Einsatzes, der sich bis in die frühen Morgenstunden hinziehen sollte. Das Feuer hatte sich von dem Lagerraum aus schnell durch die Zwischendecken des Fachwerkhauses in eine direkt darüber liegende Wohnung ausgebreitet, erklärte Frank Gloth, Sprecher der Berufsfeuerwehr, am Sonnabend. Im Laufe des Einsatzes waren durch die starke Rauchentwicklung auch die übrigen drei Etagen in Mitleidenschaft gezogen. Im Schlaf überrascht: Die gute Nachricht nach der ersten Bilanz noch in der Nacht: Alle betroffenen Bewohner der umliegenden Wohnungen waren unverletzt geblieben. Sie hätten sich mehrheitlich rechtzeitig aus eigener Kraft ins Freie retten können. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr seien nach Gloths Angaben dennoch auf der Suche nach weiteren Personen in mehrere Wohnungen gegangen – und fündig geworden: „Gegen 22.40 Uhr haben die Kollegen einen Nachbarn schlafend in seinem Bett gefunden und sicher nach draußen gebracht.“ Für die erste Versorgung der Betroffenen stand ein Stadtbus vor Ort zur Verfügung. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ein willkommenes Angebot. „Die Löscharbeiten haben sich über viele Stunden hingezogen“, erklärte der Feuerwehrsprecher am Tag nach dem Großeinsatz. Erst um 5.30 Uhr habe man endgültig „Feuer aus“ melden können. Immer wieder seien kleine Brände registriert worden, die in den Wänden oder an der Fassade aufgestiegen seien. Um diese zu erreichen, seien Teile der Außenverkleidung entfernt worden. Zwei Drehleitern waren angefordert worden, um die Brandstelle auch aus der Luft kontrollieren und ausleuchten zu können. Das Feuer habe ständig neue Rauchschwaden durch die Dachhaut gedrückt, so Gloth weiter. THW prüft Statik: Erst im Laufe des Sonnabends war der Einsatz dann vollständig beendet. Bis zum Mittag sei eine Brandwache vor Ort gewesen. Außerdem rückten die Bauexperten des Technischen Hilfswerks (THW) an, um zu prüfen, ob das Feuer die Statik des Fachwerk-Gebäudes beeinträchtigt hat. Das Ergebnis der Untersuchung war am Wochenende noch nicht öffentlich. Bis auf Weiteres bleibt das Gebäude daher gesperrt, die Wohnungen seien nicht bewohnbar, erklärte Gloth am Sonnabend dem Tageblatt. Die Polizei hat den Brandort beschlagnahmt. Vor ziemlich genau zwei Jahren, am 3. April 2019, war es nur wenige Meter von der aktuellen Brandstelle entfernt an der Langen-Geismarstraße zu einem Wohnungsbrand gekommen. Das Feuer war im Hinterhaus in einem Zimmer im ersten Stock ausgebrochen. Damals starb der Bewohner des Zimmers an den Folgen seiner schweren Brandverletzung. Seine Nachbarn konnten über Leitern aus dem Haus gerettet werden. Einige Wochen später, am 23. Mai, brannte es an der Kurzen Straße. Hier waren die Flammen von mehreren brennenden Müllcontainern auf ein benachbartes Nagelstudio übergeschlagen und hatten einen Schanden von mehr als 100000 Euro angerichtet. Hier waren die Ermittler schließlich von Brandstiftung ausgegangen. Zuletzt musste die Feuerwehr zu einem Großeinsatz in der Göttinger Innenstadt im November 2020 ausrücken. Auch hier war das Feuer in einem Wohnhaus an der Kurzen-Geismarstraße ausgebrochen. Drei Personen mussten aus den Flammen gerettet werden. Einige Eckdaten, die das Ausmaß der Situation dokumentieren sollen: Im Einsatz waren insgesamt 90 Einsatzkräfte von der Berufsfeuerwehr und aller freiwilligen Feuerwehren außer Knutbühren und Elliehausen. Eine andere Zahl ließ selbst den Sprecher der Feuerwehr staunen: Die Feuerwehr hatte 75 Atemschutzgeräte vor Ort. „Das ist mal ’ne Hausnummer. Diese Größenordnung haben wir nicht so oft.“ Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei zog der Brand auch Schäden an den unmittelbar angrenzenden Häusern nach sich. Ein genauer Überblick über das Ausmaß habe am Sonntag noch nicht vorgelegen so Polizeisprecherin Jasmin Kaatz. Eine Butachtung ist für den Wochenbeginn geplant. Die weiteren Ermittlungen auch nach der Ursache des Brandes dauern weiter an. Von Michael Brakemeier und Markus Scharf