„Feuerwerk der Turnkunst“ mit der Opus Tournee in Göttingen

Körperbeherrschung, Kraft und Eleganz: Eine umjubelte Premiere hat das „Feuerwerk der Turnkunst“ mit seiner „Opus“-Tournee am Dienstagabend in Göttingen gefeiert. Die etwa 3500 Zuschauer in der ausverkauften Lokhalle spendeten den mehr als 60 nationalen und internationalen Künstlern bei der 33. Auflage von Europas größter Turnshow tosenden Beifall. Die eigens für das „Feuerwerk der Turnkunst“ zusammengestellte Band „The Red Sox Peppers“ begleitete die Darbietungen der Artisten, Akrobaten und Turner erstmals live – und sorgte so für eine energiegeladene Show im „Vintage-Look“. Ein Gesamtkunstwerk und eine Zeitreise durch die 20er-Jahre. Um es vorwegzunehmen: Die Idee mit der Liveband funktionierte perfekt. Ein Element, das die Macher unbedingt beibehalten sollten. Als lokale Gruppe gingen „Skill“ vom Tuspo Weende an den Start – und heimsten gleich zu Beginn den ersten Applaus ein. Die Jazz & Modern Dance-Formation unter der Leitung von Hannah Semm hatte sich im vergangenen Jahr für die Deutschen Meisterschaften des Deutschen Turnerbundes qualifiziert – und unterstrich diesen Erfolg in der Lokhalle mit einer tadellosen Leistung. Was perfekte Beherrschung von Körper und Sportgerät bedeutet, präsentierte Viola Brand mit dem Kunstrad. Die amtierende Europameisterin balancierte mit erhabener Eleganz auf dem fahrenden Rad. Eine erfrischende Nummer, die, so faszinierend dargeboten, bislang die wenigsten live gesehen haben dürften. Ein perfekter Start in eine abwechslungsreiche Show mit rund 20 Acts. Weltweit unerreichte Nummer in der Lokhalle: Aus diesen vielen tollen Künstlern stachen vor allem die „Mongolian Nomads“ heraus: Vor der Pause präsentierten die Turner aus der Mongolei eine Rope Skipping-Nummer, die laut Veranstalter weltweit als unerreicht gilt – und das ist wahrlich nicht übertrieben. Wie die Artisten mit zwei ihrer Kollegen auf der Schulter noch über das Seil hüpften, das war atemberaubend. Ebenfalls eindrücklich, allerdings auf eine ganz andere Art und Weise: das Duo „Hand 2 Hand“. Die Kanadier bewegten sich dermaßen geschmeidig umeinander, während sie auf Handstandklötzen balancierten oder an Luftschlaufen unter dem Hallendach schwebten, dass sie zu einem Körper zu verschmelzen schienen. Einfach beeindruckend. Erfrischend unbeschwert: Das war auch die Darbietung von Sofia Speratti. Die ehemalige Spitzengymnastin aus Argentinien brachte nicht nur eine erfrischende Unbeschwertheit in die Show. Sie schaffte es auch, vier Bälle gleichzeitig mit ihren Extremitäten einzuklemmen und dabei auf Handstandklötzen zu balancieren. Eine sympathische und gleichwohl äußerst anspruchsvolle Nummer. Die hatten auch „Avatar“ im Gepäck. Die biegsamen Gymnastinnen bewegten ihre Körper schlangenhaft umeinander, und das mit einer Leichtigkeit, dass es einem den Atem raubte. Turnkunst in Perfektion. Lang anhaltender Applaus war der Dank des Publikums für eine der eindrücklichsten Darbietungen an diesem Abend. Schwindelerregende Höhe: Das konnten nur noch die eingangs bereits groß auftrumpfenden „Mongolian Nomads“ toppen. In schwindelerregenden Höhen von mehr als acht Meter katapultierten sie sich mit dem Schleuderbrett – und bauten dabei fünfstöckige Menschensäulen. Eine würdige Nummer zum Ende eines mit kleinen Ausnahmen mitreißenden Feuerwerks der Turnkunst. So hätte man sich hier und da noch etwas mehr humoristische Auflockerung gewünscht. Zudem wollte die Nummer des ansonsten überzeugenden Duos „Silliau“ mit Peitsche und Fächer nicht so recht zünden. Alles in allem überzeugte aber auch die 33. Auflage der Tournee. Was einmal mehr auch an dem perfekt harmonierenden Showteam lag, das als Bindeglied zwischen den Künstlern fungierte – und diese Rolle mehr als überzeugend ausfüllte; ebenso wie die Liveband. Am Ende jedenfalls gab es anhaltenden, tosenden Applaus für die Künstler – und das absolut zu Recht. Eine Zuschauerin brachte es auf den Punkt: „Ich bin schon seit Jahren dabei, und es ist auch diesmal wieder absolut toll. Es ist immer wieder anders, das macht die Show so unterhaltsam.“ Von Andreas Fuhrmann

Opus-Tournee - Premiere von „Feuerwerk der Turnkunst“ begeistert das Publikum in Göttingen