Friseure in der Region: Ansturm am Tag der Wiedereröffnung

Der Blick in den Spiegel ist für viele Menschen in den vergangenen Wochen kein schöner Anblick gewesen: Haare, die sich nicht mehr bändigen, Ansätze, die sich nicht mehr verbergen ließen. Seit Montag sind die Friseurläden wieder geöffnet, und die „Haarkünstler“ am Werk. Unter strikter Einhaltung der Regeln wie beispielsweise Maskenpflicht. Draußen warten, bis der Kunde hereingerufen wird, heißt es vor dem Salon Menz an der Königsallee in Göttingen. Ein Termin ist Voraussetzung. „Ich möchte nur einen Termin abmachen, aber weil ich telefonisch nicht durchgekommen bin, versuche ich es jetzt so“, erzählt eine Kundin. Ein schönes Gefühl: In der glücklichen Lage, bereits im Salon von Petra Grube-Koch an der Holtenser Landstraße bedient zu werden, hat Katharina Wagner. „Eigentlich gehe ich alle vier Wochen. Es ist ein schönes Gefühl, endlich wieder die Haare gemacht zu kriegen“, erzählt sie. Allerdings sei es schon ein wenig ein anderer Friseurbesuch, denn auf Zeitungen oder auch Getränke muss verzichtet werden. Schlimm sei das allerdings nicht, sagt Wagner. Lesen Sie auch: Nach der Pause: Froh wieder arbeiten zu können „Belastend ist allerdings die Maske.“ Chefin Grube-Koch sorgt für eine Handdesinfektion beim Betreten des Ladens. Mit Maske und einem Schutzumhang aus Plastik ist sowohl sie als auch ihre Kundin ausgestattet. Ihre Kollegin strähnt gerade eine Kundin in der anderen Ecke des Ladens. „Unser Vorteil ist, dass wir hier ganz viel Platz haben.“ Erhöhung kein Problem: Ein Haarschnitt bei aufgesetzter Maske, sind die Gummibänder hinter den Ohren nicht störend für die Friseurin? „In diesem Fall bitten wir darum, das Gummiband kurz abzustreifen und die Maske über der Nase festzuhalten, damit man gut schneiden kann“, berichtet Katja Psotta. Sie ist allein in dem Laden in Elliehausen am Gesundbrunnen 19, ist aber gut vorbereitet. Termine sind schon im Vorfeld gemacht worden, sodass sie nicht permanent ans Telefon laufen muss. „Der Mai ist schon fast komplett ausgebucht. Bislang hat wirklich alles gut geklappt, die Kunden halten sich an die Regeln. Nörgler, die sich darüber beschweren, dass in jedem Fall die Haare gewaschen werden müssen, kommen aber auch vor“, erzählt sie. Keinerlei Beschwerden hat sie bislang darüber gehört, dass sie den Preis für die Dienstleistung ein wenig anheben musste. „Die Erhöhung beträgt so um die zwei Euro“, berichtet sie. Das zusätzliche Waschen der Haare und die Desinfektion schlagen dabei unter anderem zu Buche. Kein Problem hat Stammkundin Birgitt Wiesner mit der Erhöhung, freut sich einfach über einen frisch frisierten Kopf. „Ich wollte schon mit einem Tuch zur Arbeit gehen“, sagt sie und lacht dabei. Geforderten Maßnahmen umgesetzt: Die etwa sechswöchige Zwangspause für Renovierungsarbeiten in ihrem Salon in Gerblingerode genutzt hat Katja Wagner. Darüber hinaus habe sie die geforderten Maßnahmen umgesetzt, bevor am Montag, 4. Mai, wieder die ersten Kunden in ihren Friseursalon kamen. Und das waren reichlich, wie die Inhaberin sagt. Bis zum Mittag hat sie bereits etwa 15 Kunden bedient. Sie arbeite alleine, berichtet sie, und üblicherweise bräuchte man bei ihr keinen Termin. Nun habe sie umdisponieren müssen. Die Kunden akzeptierten, dass sie jetzt den Friseurtermin vorab vereinbaren müssten. Wie bei Wagner zeigten auch die Kunden von „Hair & Beauty“ in der Duderstädter Innenstadt Verständnis für die besonderen Vorsichtsmaßnahmen. Inhaberin Franziska Nolte und ihre zwei Mitarbeiterinnen haben am ersten Tag nach Wiedereröffnung reichlich zu tun. Ob Schneiden oder Färben, der Bedarf nach den Dienstleistungen der Friseurinnen ist hoch. Im Pandemie-Arbeitsschutzstandard für das Friseurhandwerk sind die Regeln- und Vorsichtsmaßnahmen klar geregelt. Erarbeitet wurde es für die Branche von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). Damit soll gesichert werden, dass Friseure während der Corona-Pandemie sicher arbeiten können und auch Kunden gut geschützt sind. Die Regelungen gelten für alle Friseurbetriebe verbindlich. Pflicht ist für den Kunden die Mund-Nasen-Maske, nach Betreten des Salons muss er seine Hände waschen und desinfizieren. Pflicht für alle Kunden ist das Haarewaschen vor Ort. Auch Föhnen darf der Kunde momentan nicht selbst übernehmen. Für die Friseure gilt, dass nach jedem Kunden nicht nur die Arbeitsgeräte, sondern auch sämtliche Kontaktflächen wie Friseurstuhl und Ablagen gereinigt werden müssen. Von der Begrüßung des Kunden bis nach dem Haarewaschen müssen vom Friseur Einmalhandschuhe getragen werden. Da bei Frisieren kein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann, müssen sowohl Friseur als auch Kunde eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, für den Kunden kommt noch ein Umhang hinzu, der sämtliche Kontaktpunkte verdecken soll. Dienstleistungen wie Rasur, Bartpflege oder das Färben von Wimpern oder Augenbrauen sind derzeit nicht möglich „Eigentlich könnte sich den ganzen Tag jemand ausschließlich um die Terminvergaben am Telefon kümmern“, schildert Nolte ihre Erfahrungen. Für die nächsten drei Wochen sei bereits „ausgebucht“. „Ich habe für diese Woche Freitag einen Termin bekommen“, freut sich Sebastian Garschke, denn der Haarschnitt sei nötig. Der Duderstädter habe Glück gehabt, dass ein anderer seinen Termin abgesagt habe, so Nolte. Wegen der Abstandsregeln stünden zurzeit drei Stühle weniger für Kunden zur Verfügung und außerdem benötige das regelmäßige Desinfizieren Zeit. Doch trotz Wartezeit seien ihre Kunden froh, so Nolte, dass überhaupt wieder geöffnet sei. Regina Wollborn aus Wollbrandshausen etwa sagt, sie gehe sonst alle vier Wochen zum Friseur. Am Montag durfte sie denn auch gleich für Strähnchen auffrischen und Schneiden auf einem Stuhl von Hair & Beauty Platz nehmen – „Gott sei Dank“, wie sie sagt. Chefin von „Die Hairstylisten“ ärgert sich: Von weniger verständnisvoller Kundschaft berichtet Nancy Boy. Die Friseurmeisterin von „Die Haarstylisten“ in Gieboldehausen wundert sich, dass sich einige Kunden beschweren, „weil sie nicht sofort einen Termin bekommen“. Boy ärgert sich vor allem über motzende Kunden: „Jeder will als Erster drankommen.“ Dass Termine bis Ende Mai bereits ausgebucht seien, liege auch daran, dass sie wegen der Auflagen nur zu dritt arbeiten und daher auch nicht so viele Kunden wie sonst bedienen könnten. Cornabox: Die Autorinnen erreichen Sie per E-Mail an b.eichner-ramm@eichsfelder-tageblatt.de und v.schwarze@goettinger-tageblatt.de. Von Britta Eichner-Ramm und Vicki Schwarze

Regeln werden befolgt - Friseure in der Region: Ansturm am Tag der Wiedereröffnung