Göttingen: Arbeiten am Radschnellweg erzeugen Verwirrung

Aufgerissen! Ein bereits fertiggestelltes Teilstück verändert, verlegt! Für Reinhard Koch sind die von ihm jüngst beobachteten Arbeiten am Radschnellweg im Leineviertel im Westen Göttingens ein Indiz dafür, dass das Projekt in diesem Teilstück mangelhaft geplant war. „Schon im Vorfeld der Arbeiten habe ich neun Punkte bemängelt“, sagt der langjährige Bewohner der Eisenbahnstraße unweit der Leine. Zu diesen Punkten gehören: Nicht einsehbare 90-Grad-Kurven, eine weniger als drei Meter breite Fahrspur für den Radverkehr in beide Richtungen und gefährlicher Holzbelag auf der Leinebrücke, insbesondere bei Nässe. Stadt bestätigt Korrektur der Bauausführung: Dominik Kimyon, Pressesprecher der Göttinger Stadtverwaltung, bestätigt zunächst, dass die Arbeiten, die Koch erwähnt, stattgefunden haben. Er erklärt, die Linienführung des Radschnellwegs sei im Bereich vor der Leinebrücke korrigiert worden. Das beauftragte Planungsbüro habe den Raum für Fußgänger zu knapp bemessen. Die Stadt habe sich in der Konsequenz entschieden, den Fußgängern und hierbei insbesondere den gehbehinderten Personen mehr Raum zu geben und in diesem Bereich den Radschnellweg als normalen Radweg zu klassifizieren. Dies habe lediglich kleinere Anpassungsarbeiten am Verlauf des Radschnellwegs und der Orientierungshilfen für Sehbehinderte zur Folge gehabt. Die Kosten seien gering gewesen. Radschnellweg auf Teilstück normaler Radweg: Kimyon weiter: „Es handelt sich hierbei um Anpassungsarbeiten in geringem Ausmaß, die so vor Ort entschieden wurden, wie es immer mal wieder erforderlich und auf Baustellen auch üblich ist.“ Nach dieser Einordnung erklärt er außerdem, dass die leicht veränderte Führung des Radschnellweges und die partielle Ausweisung als normaler Radweg keine Auswirkungen auf seine Nutzung hätten. In dem fraglichen Abschnitt könne auch trotz der Veränderungen in beide Richtungen gefahren werden und da der Abschnitt in unmittelbarer Nähe eines Kurvenbereichs bei der Einmündung der Eisenbahnstraße in den Rosdorfer Weg liege, seien Radfahrer hier auch nicht besonders schnell unterwegs. In der Konsequenz sei somit auch die Rücksichtnahme auf Fußgänger gewährleistet. Arbeiten gefährden Gesamtprojekt nicht: Eine Gefahr, dass die Arbeiten die Fertigstellung des Gesamtprojekts mit der Radschnellwegverbindung bis Rosdorf gefährden könnte, sieht Kimyon nicht: „Mit der Eröffnung des Teilstücks zwischen der Straße Am Gartetalbahnhof bis zur Leinebrücke ist in den nächsten Wochen zu rechnen. Nach aktuellem Stand wird der Radschnellweg in gesamter Länge spätestens 2023 nutzbar sein.“ Derzeit ist noch nicht der komplette Radschnellweg ausgebaut. So stünde beispielsweise die Sanierung der Holzbrücke über die Leine noch aus, teilt die Stadtverwaltung ergänzend zum Statement ihres Sprechers mit. Radschnellweg durchs Leineviertel: Sternstraße Vorbild für „beste Alternative“: Um den Streckenverlauf des Teilstücks durch das Leineviertel via Am Gartetalbahnhof, Leinestraße, Eisenbahnstraße habe es viele Diskussionen und wertvolle Anregungen der Bürger gegeben. „Die nun beschlossene Streckenführung ist unter Abwägung aller Aspekte die beste Alternative. So sind beispielsweise erfreulich wenig Baumaßnahmen nötig, weil ein Großteil der Strecke als Fahrradstraße ausgewiesen wird,“ so Baudezernentin Claudia Baumgartner. Das werde ähnlich gut funktionieren, wie schon in der Sternstraße in der Südstadt, die ebenfalls seit einiger Zeit Fahrradstraße ist. Von Steffen Kahl