Göttingen: Corona stoppt Suche nach einem Oberschaffer

Die Mitglieder der Göttinger Bürger-Schützen-Gesellschaft sind seit zwei Jahren auf der Suche nach einem neuen Oberschaffer. War der stellvertretende Oberschaffer Rüdiger Fus zu Beginn des Jahres noch optimistisch, dass die Suche nach einem Nachfolger für Harald Grahovac in diesem Jahr ein Ende finden könnt, so stoppte dann im März die Corona-Pandemie alle Aktivitäten der Schützen. „Aufgrund der Corona-Verordnungen war es uns nicht möglich, eine Delegiertenversammlung, für die wir uns treffen müssen, durchzuführen“, sagt Fus. Dies hat auch für ihn persönliche Konsequenzen, denn eigentlich wollte er sich demnächst nach 45 Jahren aus dem Schafferamt verabschieden. Doch gemäß der Satzung muss Fus solange im Amt bleiben, bis eine Delegiertenversammlung stattgefunden hat. Wann dies der Fall sein wird, steht aber aufgrund der aktuellen Situation noch in den Sternen. „Wir haben uns nur einmal im Sommer mit den Vereinsvorsitzenden zu einer Sitzung des erweiterten Schafferamts treffen können. Doch bei dieser Sitzung gab es keinen Vorschlag für einen neuen Oberschaffer“, berichtet Fus. Instandsetzungsarbeiten im Schützenhaus: Während die Schießaktivitäten pausierten – zwischenzeitlich musste auch der Schießstand vollständig geschlossen werden – so seien die Schützen doch nicht untätig gewesen. Stattdessen haben sie nach Angaben des kommissarischen Schriftführers Hans-Günther Müller die Gelegenheit genutzt, um Renovierungsarbeiten am Schützenhaus vorzunehmen. So sei die Wohnung renoviert und mittlerweile auch wieder vermietet worden. Zudem wurden die Sanitäranlagen erneuert. „Hierzu hatten wir dadurch Gelegenheit, dass die Gaststätte ja leider auch schließen musste“, sagt Müller. Nachdem das für 2020 geplante Schützenfest bereits im Frühjahr abgesagt worden war, ist es angesichts der allgemeinen Pandemie-Situation derzeit auch noch fraglich, ob es denn 2021 ein Göttinger Schützenfest geben kann. „Wenn es ein Schützenfest geben kann, dann sind die Kapellen und der Wirt auch dabei. Mit den Schaustellern habe ich im Januar Gespräche zur Planung“, erklärt Fus. Doch derzeit gehen er und seine Mitstreiter im Schafferamt, außer Müller sind dies noch Carsten Lüter als Jugendschaffer, Peter Wieland als kommissarischer Schießmeister und Matthias Heinzen als kommissarischer Schatzmeister, nicht davon aus, dass das Fest am geplanten Termin Anfang Mai durchgeführt werden kann. „Wir denken darüber nach, das Schützenfest in den Herbst zu verlegen. Ein möglicher Termin könnte nach den Sommerferien sein“, so Fus. Doch damit das Fest tatsächlich verlegt werden könne, sei eine Abstimmung mit den Vereinsvorsitzenden notwendig. „Damit wir das machen können, bräuchten wir eine Versammlung mit allen Vereinsvorsitzenden, denn beispielsweise müssten die Vereine dann wahrscheinlich auch ihre Königsbälle verlegen“, erklärt Fus. Fest möglicherweise kleiner als in den Vorjahren: Für die Mitglieder des Schafferamts sei es wichtig, dass es im nächsten Jahr ein Schützenfest gibt, gern auch in einem kleineren Rahmen als in den Vorjahren. „Es wäre einfach wichtig, dass man mal wieder persönlichen Kontakt zu den Schützen hat, denn der fehlt derzeit“, sagt der stellvertretende Oberschaffer. Doch auch wenn die Bürger-Schützen-Gesellschaft Probleme hat, so denken die Mitglieder des Schafferamts auch an den Wirt im Schützenhaus, der bereits zum zweiten Mal jetzt wegen eines Lockdowns seine Gaststätte schließen musste. „Es wäre schön, wenn hier noch mehr Schützen das Angebot des Lieferservices annehmen würden, um ihn zu unterstützen“, so Fus. Eine besondere Freude für Müller war in diesen Tagen eine Karte, die das amtierende BSG-Königspaar an die Schützen verschickt hat: „Es ist sehr schön, dass sie auch in diesen schwierigen Zeiten uns ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr wünschen.“ Lesen Sie auch Göttinger Schützen: Suche nach Oberschaffer pausiert wegen Corona Corona-Krise Göttinger Schützenfest abgesagt Kommentar: An einen Tisch setzen Grahovac Nachfolge weiter ungeklärt Für das Jahr 2021 hoffen die Mitglieder des Schafferamts, dass es gelingen wird endlich einen neuen Oberschaffer zu finden. „Wir arbeiten auf alle Fälle daran, dass Amt des Oberschaffers wieder attraktiv zu machen, damit sich hoffentlich ein Kandidat findet“, sagt Müller. Die Bürger-Schützen-Gesellschaft Göttingen wurde im Jahr 1392 gegründet. Derzeit gehören ihr 17 Vereine mit etwa 700 Mitgliedern an. Geleitet wird sie von einem Schafferamt, dessen Vorsitzender, seit 1808 Oberschaffer genannt wird. Die Bürger-Schützen-Gesellschaft von 1392 Göttingen ist seit 1902 im Vereinsregister des Amtsgerichts Göttingen eingetragen. Der Traditionsverein wird nachweislich seit 1748 von einem Schafferamt geleitet. Bis Ende 2018 hatte Harald Grahovac dieses Amt inne. Er legte es damals nieder, weil 21 Delegierte bei der Delegiertenversammlung gegen die Entlastung des Schafferamts gestimmt hatten. In Folge dessen traten auch weitere Mitglieder des Schafferamtes zurück. Fürs Schützenfest 2019 kehrte Grahovac auf bitten von Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler noch einmal ins Amt zurück, gab es aber zum Jahresende 2019 endgültig auf. Von Vera Wölk