Göttingen: Das sagen Schüler und Lehrer zum Schulstart in Corona-Zeiten

Zum Schulstart mit allen Schülern machen sich auch Schülervertreter und Lehrer ihre Gedanken. Erstmals seit Beginn der Corona-Krise sollen wieder alle Schüler vor Ort unterrichtet werden – eine Herausforderung für die Schulen in Göttingen, Duderstadt und der Region. Neben Bedenken überwiegt die Hoffnung auf ein praktikables Schuljahr trotz und mit Corona. Zurück zum Regelbetrieb ist ein großer Schritt: „Wir sind sehr gespannt, wie sich die Lage in der kommenden Zeit entwickelt“, sagt Evelyn Spomer vom Kreisschülerrat. Von weitreichenden und zahlreichen Sicherheitsvorkehrungen mit viel Abstand im Schulgebäude und in den Klassenzimmern vor den Sommerferien gehe es jetzt hin zum Regelbetrieb und eher wenigen Vorgaben. „Das ist schon ein ziemlich großer Schritt, der natürlich viel Risiko birgt, jedoch müssen wir da auf die Politiker und Experten vertrauen, die diese Entscheidung lange abgewägt und sich vielen Fragen gestellt haben“, hält die Schülerin des Grotefend-Gymnasiums Münden fest. Schön wäre es, wenn es gerade im Schulbetrieb eine klare Ordnung geben würde. „Viele wissen noch nicht, wie das Schuljahr für sie beginnen wird und das könnte eine Belastung werden. Wir brauchen viel Kommunikation und Transparenz im Umgang mit den bevorstehenden Herausforderungen, um bestmöglich und nervenschonend durch das neue Jahr zu kommen“, befindet Spomer. Erforderlich sei es auch, beim Wechsel vom Online- zum Präsenzunterricht darauf zu achten, dass mit Rücksicht und pädagogischem Feingefühl an die Schüler herangetreten werde. Lesen Sie auch: So läuft der Schulstart in Göttingen unter Corona-Bedingungen Für Schüler wieder ein Stück Normalität: Und wie sollten sich die Schüler verhalten? „Auch wenn die Schule nun mit vielen Lockerungen losgeht, heißt es nicht, dass absolute Normalität einkehrt. An dieser Stelle ist es unsere Pflicht, auf ausreichenden Abstand untereinander zu achten, möglichst sensibel mit Körperkontakt umzugehen und nach Möglichkeit immer eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Aus Respekt unseren Mitmenschen gegenüber“, argumentiert die Schülervertreterin. Theo Kramer vom Stadtschülerrat Göttingen und Schüler des Max-Planck-Gymnasiums lässt wissen: „Wir unterstützen die Entscheidung der Politik, die Schulen in dieser Form wieder zu öffnen, da sie für viele Schüler ein Stück Normalität zurückbringt. Gleichzeitig haben wir Bedenken, volle Klassen in die Schulen zu schicken, da durch die kleinen Klassenräume ein ausreichender Abstand in vielen Fällen nicht gewährleistet werden kann.“ Lesen Sie auch: Schulen in Göttingen und der Region bereiten sich auf den Schulstart mit allen Kindern vor So gut es geht auf Nummer sicher gehen: Bedenken gibt es offenbar auch bei vielen Lehrkräften in Niedersachsen: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissen (GEW) erreichen viele Beschwerden von Lehrern, die sich Sorgen um die Hygiene in der Corona-Krise machen. Nach Angaben der Gewerkschaft beklagen tausende Lehrer eine unzureichende Ausstattung ihrer Schulen im Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus. Ob ihre Befürchtungen begründet sind, wird sich ab Donnerstag zeigen: Mit dem Beginn des neuen Schuljahres werden die Rahmenbedingungen an Niedersachsens Schulen einem echten Stresstest unterzogen. Für die Lehrer der Berufsbildenden Schule (BBS) Duderstadt begann das neue Schuljahr mit der großen Dienstberatung am Montag. Von Schulleiterin Sabine Freese sind die Pädagogen auf den neuesten Stand in puncto Rahmenhygieneplan gebracht worden. „Vieles, was da drin steht, hatten wir schon umgesetzt“, versichert die Oberstudiendirektorin im Gespräch mit dem Tageblatt. Wichtig für sie seien Klarheit und Zuversicht. „Es kann sein, dass wir wegen eines Corona-Ausbruchs wieder schließen müssen. Trotzdem sollten wir nicht in Angst verfallen. Wir müssen mit diesem Virus leben und so gut es geht auf Nummer sicher gehen“, lautet ihre Strategie. Lesen Sie auch: Schulen in Duderstadt und im Eichsfeld bereiten sich auf den Schulstart mit allen Kindern vor Traditioneller Kennenlerntag muss ausfallen: Nachdem es im Hause aus Sicherheitsgründen viele Jahre untersagt war, die Fenster zu öffnen, ist genau das jetzt vorgeschrieben: lüften, mindestens in den Pausen. Also sind die Schließmechanismen entfernt worden. Trotzdem bleibe die Frage, wo sich die Schüler in den Pausen aufhalten, wo sie essen und trinken sollen. In den Klassenräumen sei das nicht möglich, weil die Aufsicht fehlt. „Auch ein Lehrer braucht eine Pause oder muss sich vorbereiten oder Anrufe tätigen“, erläutert die Schulleiterin. Es sei aber insgesamt recht viel Platz vorhanden im Gebäude und auf dem Gelände. Deshalb müssten die Pausen nicht zeitlich versetzt werden. Mit dem Start ins neue Schuljahr mussten an der BBS Duderstadt Schüler und Lehrer einen Vordruck ausfüllen und Auskünfte erteilen, etwa, ob ihr Urlaubsort in einem Risikogebiet lag. Auf jeden Fall ausfallen wird der zum Schuljahresbeginn stets organisierte Kennenlerntag, an dem sich die Schüler und Lehrer sonst näherkamen. In Corona-Zeiten ist Abstand angesagt. „Niemand möchte diese Krankheit haben, ich auch nicht. Trotzdem können wir den Kopf nicht in den Sand stecken und einfach zu Hause bleiben“, beschreibt Freese die Situation. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“: „Ich denke, wird sind gut vorbereitet. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, wägt der Leiter des Eichsfeld-Gymnasiums, Thomas Nebenführ, ab. So ist also alles Mögliche getan, um Schule sicher zu machen? „Wenn das nicht so wäre, dürften wir jetzt nicht starten“, sagt der Pädagoge. Durch Unterstützung des Landkreises seien nun in allen Klassenräumen Whiteboards installiert. Auf diese Weise könnten sich auch Schüler als Teil der Klassengemeinschaft fühlen, die von zu Hause aus den Unterricht verfolgen. Was den Oberstudiendirektor am meisten am Nervenkostüm zwickt, ist die stete Habachtstellung: was passiert morgen, was übermorgen? „Wir müssen bereit sein, uns immer wieder auf Neues einzustellen. Erfahrung muss man erfahren. Und wir machen derzeit alle neue Erfahrungen“, beschreibt Nebenführ den Kontext. Sie erreichen die Autoren per Mail an lokales@goettinger-tageblatt.de. Von Tammo Kohlwes und Ulrich Meinhard