Göttingen: Derzeit sind fünf Fälle von illegalem Hundehandel bekannt

Der illegale Handel mit Hundewelpen im Landkreis Göttingen nimmt zu. Deshalb rief die Verwaltung vor einigen Wochen dazu auf, unseriöse Verkäufer oder Angebote zu melden. Mit Erfolg. „Seit dem Aufruf sind verschiedene Hinweise eingegangen. Einer bezog sich direkt auf illegalen Handel mit Hundewelpen, weitere auf den allgemeinen Hundehandel“, erläutert Landkreissprecher Ulrich Lottmann. Derzeit seien fünf Fallkomplexe bekannt. Dabei handele es sich um umfangreiche Sachverhalte, die miteinander in Beziehung ständen. Dies deute darauf hin, dass „häufiger Welpen illegal verbracht werden“. Lesen Sie auch Landkreis Göttingen: Der illegale Hundewelpen-Handel nimmt zu Winseln aus dem Anhänger: Polizisten finden 17 Hundewelpen Tierschützer warnen: Vorsicht beim Welpenkauf im Internet Seuchengefahr: Zoll findet lebende Welpen, ein totes Schaf und Innereien in einem Transporter bei Hedemünden Illegaler Handel mit Hundewelpen in Göttingen: So erkennen Sie seriöse Züchter Traditionell werden in der Vorweihnachtszeit viele junge Hunde ver- und gekauft – über das Internet, Händler oder Züchter. Und in dieser Zeit häufen sich meist auch unseriöse Angebote mit illegal gehandelten Hundewelpen. „Die Hinweise gingen verstärkt im vergangenen halben Jahr ein, nicht nur in der Vorweihnachtszeit“, sagt Lottmann. Sie ergäben sich insbesondere im Zuge von Straßenkontrollen, beispielsweise des Zolls, oder bei Tierärzten, denen erkrankte Tiere auffallen würden. Nachfrage nach Hundewelpen in Corona-Zeiten besonders groß: Angeboten würden die Tiere über Internetportale, der Verkauf erfolge oft aus einem Pappkarton auf der Straße oder an einer Raststätte aus dem Auto verkauft. In Corona-Zeiten scheine der Bedarf an Hundewelpen besonders groß zu sein. Auch die Tierheime verzeichneten erhöhte Nachfragen. „Die Home-Office-Situation und der Wunsch nach vermehrten Spaziergängen“ könnten mögliche Gründe dafür sein, so der Landkreis. Erwirbt man ein solches Tier, kann das gefährlich werden: Denn oftmals sind die Impfpapiere der Tiere gefälscht, auf diesem Wege werden Krankheiten verschleiert. Die Tiere seien häufig mit schwer behandelbaren Darmparasiten, infiziert und vielfach auch durch virale Infektionen wie Staupe, Rotavirus oder Coronavirus schwer erkrankt, teilt der Landkreis mit. Das kann beim Menschen zu Durchfällen oder Kreislaufzusammenbrüchen führen. Auch die Tollwut-Gefahr ist real: Infiziert sich ein Mensch mit der Krankheit, verläuft diese immer tödlich. Ein Heilmittel gibt es nicht. Die Tollwuterkrankung ist in Deutschland seit 2008 getilgt, auch im Landkreis Göttingen wurde seit mehr als 20 Jahren kein Tollwutfall bei einem Hund registriert, so Lottmann. „Tollwut ist dennoch eine Gefahr durch den Import und das Verbringen von nicht geimpften Welpen aus Ländern, in denen die Tollwut noch endemisch vorkommt, beispielsweise aus der Türkei oder Rumänien.“ Landkreis bittet weiter um Hinweise: Erst kürzlich entdeckten Zollbeamte auf einem Parkplatz an der A7 nahe Hann. Münden einen bulgarischen Transporter, der zwei Jungtiere in beengten Boxen sowie ein hausgeschlachtetes Schwein und einen Beutel mit Innereien enthielt. Die Beamten zogen die Echtheit der Heimtierausweise in Zweifel, die Hunde kamen in die Obhut des Veterinäramtes. Im Heimtierausweis sind unter anderem die Impfnachweise von Haustieren enthalten. „Ein seriöser, gewerbsmäßig handelnder Züchter oder Händler zeichnet sich durch seine Sachkunde hinsichtlich der Kenntnisse über die Haltungsansprüche der Tierart im Hinblick auf Ernährung, Pflege, Unterbringung, gesundheitliche Für- und Vorsorge sowie Zucht aus“, schreibt das Veterinäramt des Landkreises Göttingen. Gewerbsmäßige Tätigkeiten wie Tierzucht und -verkauf müssten zudem von der Behörde genehmigt werden. Ein seriöser Züchter biete in Zeitungsinseraten und Internetangeboten zudem selten mehr als eine Hunderasse gleichzeitig an. Zudem könne man bei seriösen Züchtern die Jungtiere meist vorher anschauen und sie im Zusammenleben mit ihrer Mutter beobachten. Die Welpenkäufer bekämen in der Regel außer dem Heimtierausweis auch die Abstammungsurkunde (Ahnentafel). Schriftliche Kaufverträge seien außerdem Pflicht. Zudem muss der Züchter eine umfangreiche Dokumentation über die Tiere vorhalten. Von Geschäften auf Parkplätzen sollte man Abstand nehmen. Der Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz für den Landkreis und die Stadt Göttingen bittet angesichts der Gefahr einer Tollwutinfektion um Unterstützung durch Zeugen und Betroffene, die besonders in den vergangenen Monaten entsprechenden Kontakt zu Anbietern von Hundewelpen im Landkreis Göttingen, vordringlich in der Stadt Göttingen und der Gemeinde Rosdorf hatten. Hinweise sollten per E-Mail an veterinaeramt@landkreisgoettingen.de geschickt werden. Von Tobias Christ