Göttingen: Eingriff in alten Baumbestand

Mit Sorge beobachten Doris und Andreas E. (beide wollen ihren Namen nicht so gerne in der Zeitung lesen) Baumfällungen entlang des Rosdorfer Weges. Es handele sich um andauernde Abholzungen, wie die beiden Göttinger beklagen. Das baumbestandene Areal am Rosdorfer Weg in Höhe des Maßregelvollzugs sei inzwischen „sichtbar ausgedünnt“. Dabei biete der alte Baumbestand doch Lebensraum für viele Tierarten, wie Eulen und Falken. Dieser Lebensraum würde schwinden. Auch aus einem angrenzenden Park würden immer wieder Bäume mit Markierungsplaketten heraus gefällt, hat das Paar beobachtet. Eine Nachfrage bei der Stadtverwaltung Göttingen sei unbefriedigend, weil in der Sache ergebnislos verlaufen. Auf Anfrage des Tageblatts informiert der Sprecher der Stadtverwaltung Göttingen, Dominik Kimyon, dass die Stadt an diesen Fällungen keinerlei Aktien habe. Ein Auftrag sei dazu aus den Reihen der Verwaltung jedenfalls nicht ausgelöst worden. Ist dann also der angrenzende Maßregelvollzug für die Fällungen verantwortlich? Ute Stallmeister, Sprecherin des Niedersächsischen Landesamtes für Bau und Liegenschaften, teilt mit: „Diese Arbeiten erfolgen nicht auf einer Landesliegenschaft, sondern auf der Liegenschaft des Asklepios Fachklinikums Göttingen.“ Klinik hat Baumkataster erstellen lassen: „Die Asklepios Psychiatrie Niedersachsen GmbH als Grundstückseigentümer hat bereits vor einigen Jahren mithilfe eines für Forst- und Baumpflegearbeiten zertifizierten Unternehmens ein Baumkataster mit entsprechenden Kontrollen und Gutachten der auf unseren Grundstücken stehenden Bäume erstellen lassen“, lässt Pamela Albrecht im Namen der Geschäftsführung der Klinik wissen. In diesem Rahmen werde regelmäßig anhand der externen Beratung der Zustand der Bäume festgestellt. Im Falle von Krankheit und Absterben der Bäume würden „notwendige Maßnahmen ergriffen“. Ziel sei dabei in erster Linie die Gesunderhaltung der Bäume, im Bedarfsfall die Krankheitsbekämpfung und – falls dies unvermeidlich sei – auch die Fällung. Im hier dargestellten Fall „mussten Bäume entfernt werden, die bereits abgestorben waren, beziehungsweise deren Standsicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte“, erläutert Albrecht. Vor allem aufgrund der trockenen Witterung der vergangenen Jahre sei der Fichtenbestand auf dem Leineberg derart betroffen, dass eine Reihe von Bäumen abgestorben respektive nicht mehr standsicher waren. „Wäre das unterblieben, hätte dies zu einer Gefährdung der Nutzer des Radweges beziehungsweise der Straße Rosdorfer Weg führen können“, so Albrecht weiter. „Die Pflanzen säen sich ausreichend selbst aus“: Von einer Ersatzpflanzung von Bäumen, sagt sie, werde abgesehen. Warum? „Die Pflanzen auf diesem Geländestück säen sich in ausreichendem Maße selbst aus.“ Lesen Sie auch Nichts geht mehr: Baumfällungen im Stadtgebiet Göttingen Übrigens: Öffentliche Grünflächen nehmen in Göttingen eine Fläche von 270 Hektar ein, registriert sind 31.000 Park- und Straßenbäume. Zum Vergleich: Die gesamte Stadtfläche beläuft sich auf 116 Quadratkilometer, das sind 11.600 Hektar. Von Ulrich Meinhard