Göttingen: Kunstauktion mit Rita Süßmuth als Schirmherrin

Eine Versteigerung von Bildern hiesiger und überregionaler Künstler plant die Göttinger Obdachlosenhilfe „Hiob“. Am Sonnabend, 5. Dezember, sollen mehr als 30 Gemälde meistbietend unter den Hammer kommen. Die Schirmherrschaft hat nach Angaben von Christian Hundeshagen von „Hiob“ die einstige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) übernommen. Die Auktion für den guten Zweck wird im Deutschen Theater ausgerichtet. Als Auktionator konnte der ehemalige Dirigent des Göttinger Symphonie-Orchesters, Christoph-Mathias Müller, gewonnen werden, heißt es vonseiten der Veranstalter. Weitere Künstler sind aktuell aufgerufen, eigene Kunstwerke zur Verfügung zu stellen. Einer von denen, die „Hiob“ (das Wort steht für Hilfe ohne Bedingungen) unterstützen wollen, ist Frank Helge Steuer. Der Göttinger freischaffende Künstler ist Beiratsmitglied im Künstlerhaus und Mitglied im Kreis 34. Einen Namen hat er sich auch aufgrund der von ihm geschaffenen Stahlskulpturen gemacht, jüngst mit der Silhouette des Komponisten Georg Friedrich Händel. Inselmaler Anselm spendet zwei Bilder: Der Inselmaler Anselm Prester aus Langeoog (www.anselm-atelier-am-meer.de) will zwei Bilder beisteuern, kündigt Hundeshagen an. Prester arbeitet zusammen mit dem Liedermacher Rolf Zuckowski. Beide haben die Wanderausstellung „Gemeinsam unterwegs“ konzipiert: Eine Ausstellung zu Leben und Vergänglichkeit. Aus Göttingen außerdem mit dabei im Kreis der honorigen Künstler ist Massud Zenooz. Der Maler ist von Altmeister Claude Monet so begeistert, dass er dessen Motive nachempfindet. So muss sich niemand wundern, wenn bei der Auktion die berühmten Seerosen (japanische Brücke) und andere weltberühmte Motive des französischen Impressionisten zur Versteigerung stehen. „Mich fasziniert vor allem die Darstellung des Figürlichen, das sich bei ihm aufzulösen scheint in Farbe und Licht“, sagt Zenooz über sein Vorbild. Bis zu zehn Bilder will nach Auskunft von Hundeshagen die in Nörten-Hardenberg beheimatete Alia Kominowski spenden. „Als wenn sich eine Tür zur Hilfe geöffnet hat“: Mit den Veranstaltern im Gespräch ist zudem die Göttinger Malerin Christiane Stock, Ausstellungen mit ihren Bildern waren bislang in Gießen, Wetzlar, Marburg, Kloster Arnsberg, Einbeck, Osterode und Göttingen zu sehen. Befragt nach ihrer Motivation, drei ihrer Bilder zu spenden, sagt Stock: „Mir liegen die Obdachlosen schon lange am Herzen. Bei Begegnungen mit diesen Menschen habe mich immer gefragt, wie ich ihnen wohl helfen könnte. Mit der Anfrage jetzt war es, als ob sich für mich eine Tür zur Hilfe öffnet. Außerdem finde ich die Initiative super.“ Das ehrenamtliche Team von „Hiob“ unterstützt nach eigener Darstellung Menschen in, wie es heißt, prekären Situationen in Göttingen. Ausgerichtet ist die Hilfe vor allem auf Obdachlose. Auch ältere Menschen, die sonst in ein Pflegeheim müssten, werden in einer Wohngemeinschaft aufgenommen. Vorbedingungen gebe es keine: Keine Krankenversicherung, keine staatlichen Zusagen, keine Bürgen. Seit seiner Gründung vor knapp drei Jahren habe „Hiob“ etwa 75 Menschen erfolgreich unterstützt und neue Lebensperspektiven mit ihnen entwickelt. Aktuell wohnen rund 45 Menschen in den Wohngemeinschaften. Die ehrenamtlichen Helfer von „Hiob“ haben zumeist einen christlichen Hintergrund. So steht Hiob auch für einen Mann, der laut Bibel mit schweren Leiden und unsäglichem Unglück „geprüft“ wird, der alles verliert, und dennoch nicht vom Glauben an Gott abfällt. Die Initiative ist Teil der Edelgard-Löffelbein-Stiftung und als gemeinnützig anerkannt. Unter www.initiative-hiob.de finden sich weitere Infos zur Stiftung und ihrer Arbeit. Ein Video von zwei Schützlingen, die mehrere Monate im Göttinger Cheltenham Park versteckt lebten, findet sich unter www.tinyurl.com/hiobvideo Die Göttingerin hat mit zwölf Jahren angefangen zu malen. „Ich male, was mich bewegt“, sagt die ehemalige Leiterin einer Behindertenwerkstatt. Das könne sich auch in abstrakter Darstellung ausdrücken. Für die Aktion will sie aber Meeres-Motive zur Verfügung stellen. Sogar Gerhard Richter ist angefragt: Ein Bild steuert auch Christiane Christen aus Adelebsen bei. Greta Mindermann-Lynen, die Witwe des 2015 verstorbenen Künstlers Rainer Lynen aus Bovenden, will drei Bilder aus dem Nachlass ihres Ehemanns spenden, sagt Hundeshagen. Angefragt ist sogar der Maler und Bildhauer Gerhard Richter, der in Köln lebt. Seine Werke gehören zu den hochpreisigen auf dem deutschen und internationalen Kunstmarkt. Das Auktionshaus Sotheby's hatte 2015 ein Gemälde von Richter für 41 Millionen Euro versteigert. Zugesagt hat der gebürtige Dresdener allerdings noch nicht. Lesen Sie auch: Göttinger Chor ohne Zukunft – Sänger im Verein wollen nicht mehr Harte Zeiten für Göttinger Künstler in der Corona-Krise Corona-Auswirkungen auf Göttinger Obdachlose, Flüchtlinge und Gewaltopfer Wer die Auktion am 5. Dezember besuchen beziehungsweise wer mitsteigern will, kann und muss sich bis 1. Dezember aus Gründen der Planung in diesen Pandemie-Zeiten anmelden bei Christian Hundeshagen, Telefon 0152/0517 8533. Die Einnahmen sollen für die Arbeit der Obdachlosenhilfe verwendet werden, so plant „Hiob“ den Erwerb einer Immobilie in Göttingen. Von Ulrich Meinhard