Göttingen: VDSL-Vectoring sorgt im Hetjershausen für Ärger

Die bundesweit flächendeckend angestrebte Netzgeschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde war im Göttinger Ortsteil Hetjershausen eine Selbstverständlichkeit. Jetzt sollen etliche Haushalte darauf verzichten, wenn sie nicht zum Anbieterwechsel bereit sind. Der Grund ist eine von der Bundesnetzagentur vorgegebene Regelung, die nicht nur in Hetjershausen für Ärger sorgt. Seit Anfang Dezember werden Kunden von VDSL-Tarifen in Hetjershausen darüber informiert, dass ihnen zum Jahresende kein VDSL-Anschluss mehr zur Verfügung gestellt werden kann, weil die Technik zum 30. Dezember abgeschaltet wird. Danach stehen noch 16 MBit/sec zur Verfügung. Ein Schaltkasten, ein Anbieter: Nach Angaben von Ortsbürgermeisterin Heidrun von der Heide (SPD) sind Kunden der Unternehmen Telekom, Vodafone und 1&1 betroffen. „Es ist ärgerlich, dass unter der Überschrift schnelles Internet jetzt auf die Kunden so etwas zukommt. Wenn sie nicht den entsprechenden Anbieter haben, dann wird das Netz erstmal gedrosselt“, sagt die Ortsbürgermeisterin von Groß Ellershausen, Hetjershausen und Knutbühren. Für den IT-Verantwortlichen der Stadt Göttingen, Stefan Eilert, ist das Problem in Hetjershausen aus Nutzersicht nicht nachvollziehbar vor dem Hintergrund, dass der eine Haushalt 50 MBit erhält, der Haushalt nebenan aber nicht. Allerdings, so Eilert, basiert die Sachlage auf einer Entscheidung der Bundesnetzagentur. Danach können vorhandene Schaltkästen mit Kupferkabeln für die neue Technologie Vectoring genutzt werden, aber nur ein Anbieter erhält für so einen Straßenverteiler den Zuschlag für VDSL Vectoring. Vertrags- oder Anbieterwechsel: In Hetjershausen hat die hessische Firma OR Network, die im Konsortium mit der Göttinger Frima Goetel und der Kasseler Firma ACO tätig ist, den Zuschlag erhalten. Deren Straßenverteiler im Bereich der Straße Hasenwinkel versorgt künftig Haushalte, die bisher Verträge mit anderen Anbietern hatten. Diese bieten ihren Kunden nun unterschiedliche Möglichkeiten auf der Grundlage eines neuen Vertrages mit einem anderen Anbieter oder mit neuer Vertragsgrundlage – dann gedrosselt auf 16 MBit/sec. Mit der Geschwindigkeit, so teilte es die Telekom ihren Kunden mit, „wären Sie auch weiterhin mit Telefon, Internet und gegebenenfalls TV versorgt. Allerdings ist dazu ein neuer Vertrag notwendig.“ Lesen Sie auch: Kommentar „Warteschleife: durchhalten oder aufgeben?“ Die Neuregelungen, die in Hetjershausen zur Verärgerung von VDSL-Kunden führen, haben sich ergeben, weil das Ziel der Bundesregierung, die Breitbandversorgung flächendeckend mit 50 Megabit pro Sekunde zu gewährleisten, nicht nur per Glasfaserkabel erreicht werden soll. Die zuständige Bundesnetzagentur setzt auch auf die Vectoring-Technologie, die auf Basis der Kupferleitungen die Bandbreitenversorgung verbessert. Argumente der Bundesnetzagentur: „Durch das Vectoring wird die gegenseitige Störung aus benachbarten Kupferdoppeladern eines Kabels reduziert. Nach dem aktuellen Stand der Technik ist jedoch der technische Zugriff auf alle Teilnehmeranschlussleitungen in den jeweiligen Kabelverzweigern (KVz) durch einen Netzbetreiber erforderlich, um die mit der Vectoring-Technologie realisierbaren Bandbreitengewinne ausschöpfen zu können“, heißt es in einem Schreiben vom 19. Dezember der Bundesnetzagentur an einen von der Änderung betroffenen Hetjershäuser. Nicht nur in Hetjershausen sorgt die Änderung für Ärger. Aktuell haben auch die Bürger in den Orten Schwarzenberg im Erzgebirge und Adelzhausen in Bayern mit den durch die Vorgaben der Bundesnetzagentur notwendigen Änderungen zu tun. Im hessischen Main-Kinzig-Kreis hat der dortige SPD-Landtagsabgeordnete Heinz Lotz bereits im Juni 2018 protestiert. In Göttingen, so Ortsbürgermeisterin von der Heide, sollen die Bundestagsabgeordneten eingeschaltet werden. Die beteiligten Firmen wurden am 23. und 27. Dezember vom Tageblatt kontaktiert. Ansprechpartner für Informationen an die Medien waren nicht erreichbar. Die Autorin erreichen Sie unter: lokales@goettinger-tageblatt.de. Von Angela Brünjes

Breitbandversorgung - Schnelles Internet? Das war einmal für viele Göttinger in Hetjershausen