Göttingen: Wischmeyers zu Impfi

In der Weihnachtsbotschaft der Ministerpräsidenten ist uns die Ankunft des Erlösers verkündet, diesmal ist es nicht das holde Jesulein sondern der Impfstoff. Sollte er daniederkommen zu uns Menschenkinder, dann wird alles wieder gut. Wir stellen uns in einer Reihe auf, dann gibt’s nen kleinen Pieks im Arm und schwuppiwupp ist Corona, der Barbar vom Erdenrund verschwunden. Das Heilsversprechen durch Impfi, – so will ich ihn mal nennen analog zur Elfi, dem Hambi und dem Danni – dies Heilsversprechen ist so mächtig, daß niemand mehr einen Gedanken daran verschwendet, wie die denn wohl rein praktisch funktionieren könnte, jene ominöse Kontaktaufnahme der gesamten Bevölkerung mit Impfi. Schlange stehen geht wohl eher nicht: ca. 83 Millionen Deutsche ständen 24.900 km hintereinander, das ist 320 mal so breit wie das Saarland und einmal um die halbe Erde rum und da sind die liegend Kranken und ganz Dicken noch nicht mal berücksichtigt worden. Alle aufn Mal ist ausgeschlossen, es müssen Gruppen gebildet werden, allein auch deshalb, weil Impfi gar nicht reicht für die gesamte Bevölkerung auf die Schnelle. Spritzen sind sowieso nicht genug da und bedienen muß die schließlich auch noch jemand. Statt nun aber jene zu benennen, die am dringendsten Impfi bekommen sollten, wollen wirs mal andersrum versuchen: wer kann am längsten auf ihn warten: Die Impfgegner natürlich und das auch noch freiwillig, als Dank für ihren Verzicht werden sie vom Bundespräsidenten in eine Kontrollgruppe für alternative Krankheitsverläufe eingeladen. Alle Dosen des Impfstoffes, die wir von der EU zugeteilt bekommen, und die nicht unter der Hand nach Rußland verschwinden, wandern in die staatliche Impfi-Lotterie. Wöchentlich werden hunderttausend Namen gezogen und die haben dann 24 Stunden Zeit, sich den Stoff in einem der Impfzentren abzuholen. Wers nicht rechtzeitig schafft, fliegt zurück in den großen Bottich mit den vielen Namen. ProSieben hat sich den Impfi-Run als Fernsehformat gesichert und das ZDF die Portraits der Verlierer. So könnte es klappen, das graue Winterhalbjahr hätte zudem auch noch einen Unterhaltungs-Ersatz für den ausgefallenen RTL-Dschungel. Besonders freue ich mich auf das Plüsch-Maskottchen Impfi, das im Auftrag der Bundesregierung für ne halbe Millionen Euro von einer Agentur entwickelt wurde. Noch schöner wird’s dann, wenn Impfi in den Werbespots des Fernsehens auftaucht, um die Zweifler an die Spritze zu locken. Sollte dann im Laufe des nächsten Jahres der ganze Spuk vorüber sein, so wird für uns die Jahreswende 20/21 immer als die Zeit von Impfi, dem kleinen Spritzen-Kobold, in Erinnerung bleiben. Und so Gott will, werden wir am Ende des nächsten Jahres nicht mehr die Geburt Christi feiern, sondern ein gutgelaunter Bundeskanzler Söder wird mit dem kleinen Impfi auf dem Schoß die Neujahrsansprache halten. Das neue Buch von Dietmar Wischmeyer: „Günther - Aufgewachsen unter Niedersachsen“ ist ab sofort im Handel oder unter www.fsr-shop.de erhältlich. Von Dietmar Wischmeyer