Göttingen als Corona-Modellkommune? „Wir können mit der niedrigen Inzidenz Klügeres anfangen“

Göttingen soll Corona-Modellkommune werden. Die Bewerbung dazu will die Stadtverwaltung an diesem Mittwoch fristgerecht beim Land abgegeben. „Die Stadt Göttingen hat ein großes Interesse daran, als Modellkommune vom Land berücksichtigt zu werden und unter strengen Auflagen probehalber Lockerungen in der Innenstadt zuzulassen“, sagte Göttingens Sozialdezernentin Petra Broistedt (SPD). Sollte Göttingen mit der Bewerbung Erfolg haben, könnten Einzelhandel, Kulturstätten und Außengastronomie innerhalb des Walls wieder öffnen – gekoppelt an Corona-Schnelltests. Bis zum Osterwochenende sollen 25 große und kleinere Städte quer durchs Land für das Projekt ausgewählt werden. Detailfragen sollen dann nach Ostern geklärt werden. Bei Tageblatt-Lesern und in den Sozialen Medien trifft dieser Göttinger Vorstoß allerdings auf ein geteiltes Echo. So urteilt Leser Sebastian Förster auf Facebook etwa: „Wäre wohl auch kontraproduktiv. Oder? In einer Woche Verdopplung des Inzidenzwertes ... und wir waren so gut dabei“, schreibt er. Auch Janina Brauer ist skeptisch: „Bei den steigenden Zahlen glaube ich es nicht.“ Zuletzt war der Inzidenzwert im Landkreis Göttingen inklusive Stadt Göttingen stetig angestiegen, von 38,6 am 23. März auf 69,6 am 30. März. Am heutigen Mittwoch liegt der Wert bei 71,2. Die 7-Tage-Inzidenz für die Stadt Göttingen betrug am 30. März hingegen nur 27,7. Aber auch hier steigt der Wert. Er lag am vergangenen Freitag für die Stadt Göttingen bei 21,8. Am heutigen Mittwoch bei 44,5. Können Geschäfte und Straßencafés in Göttingen schon bald wieder öffnen? Posted by Göttinger Tageblatt on Tuesday, March 30, 2021 Trotz steigender Werte meint Jessika Bartz, dass es Zeit werde, dass die Geschäfte wieder öffnen, schreibt sie. Leser Romano El-Loco pflichtet bei: „Das wird auch Zeit! Ein bisschen Normalität zurück!“, meint er. Jürgen Schulz ist hingegen skeptisch: „Wenn wir mal einen richtigen Lockdown gehabt hätten, könnten wir längst wieder normal leben wie die Australier und Chinesen. Solange die Leute hier es nicht kapieren wollen, dass man eine Pandemie erst bekämpfen muss, eh man zum Normalzustand zurückgehen kann, wird es den Normalzustand nicht mehr geben“, antwortet er Romano El-Loco. Auf Twitter überwiegen die ablehnende Meinung zur Corona-Modellkommune Göttingen. So schreibt Nutzer @RobertDaut: „Bitte die Verantwortlichen nochmal auf der Intensivstation des Klinikums vorbeischauen lassen, dann werden sie einen solchen Unsinn niemals unterschreiben.“ Nutzer @vonFriedland bringt ebenfalls schnell steigende Inzidenzwerte in Spiel: „Innerhalb von 5 (!) Tagen (25.3.-30.3.) ging die Inzidenz von Göttingen und Region von 34,5 auf 70 nach oben. Eine Verdoppelung! Noch ist die Stadt mit Inzidenz 28 eine „Oase“ in der Pandemiewüste. Wie lang wird das als Modellkommune (mit Besuchern aus der Region) wohl so bleiben?“, fragt er. „Göttingen hatte sich mal um den Titel ,Stadt der Wissenschaft’ beworben. Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, sich tatsächlich als ,Stadt der Wissenschaft’ zu positionieren“, schreibt @mathsbooks. Twitter-User @Durak161 meint: „Göttingen modellkommune? Ich würde gerne darauf verzichten Modell-Mensch zu sein. Die Testzentren in der Region sind voll. Ich glaube wir können mit der niedrigen Inzidenz klügeres anfangen als sie für shopping und Cafe herzugeben.“ „Aber nein. Überall wollen die kleinen Regenten ,Modellstädte’ mit Lockerungen statt Lockdowns. Ich verzweifle und ich bin nicht die Einzige“, schreibt @FrauRettich als Antwort auf einen Tweet von Karl Lauterbach, der vor einer „Sehr bitteren Zeit in vier Wochen“ warnt. @FrauRettich weiter: „Wer jetzt lockert oder ,Modellstädte’ etabliert, wird nicht wiedergewählt!“ Göttingen will Corona-Modellkommune werden. Was halten Sie davon? Nehmen Sie an unserer Umfrage teil. Von Michael Brakemeier