Göttingens Alltagshelden in der Corona-Krise: Der Wachmann an der UMG

Einer der wichtigsten Orte in der Corona-Krise für die Region ist die Universitätsmedizin in Göttingen (UMG). Hier werden Erkrankte behandelt, Verdachtsfälle getestet – und gleichzeitig läuft der allgemeine Krankenhausbetrieb weiter. Damit die Hygienebestimmungen in der UMG von allen eingehalten werden, gibt es Menschen wie Daniel Arnemann. Er arbeitet hier für den Sicherheitsdienst und trägt so dazu bei, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Arnemann leitet mit 29 Jahren bereits ein Team aus Wachleuten. Durch Corona habe sich für ihn und seine Kollegen einiges verändert, sagt er – plötzlich sei die Personenkontrolle an den Eingängen der UMG in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gerückt. In der Krise hätten die Wachleute eine Lernkurve bei vielen Besuchern des Klinikums beobachtet, sagt Arnemanns Vorgesetzter Sven Leyendeckers, Sachgebietsleiter Sicherheitsmanagement an der UMG. Kein Tag ist wie der andere: Zum Sicherheitsdienst der UMG kam Arnemann vor drei Jahren durch einen Bekannten, der bereits am Klinikum Wachmann war. Das Besondere an seinem Beruf sei, dass kein Tag dem anderen gleiche, sagt der 29-Jährige. Das liege an den vielfältigen Aufgaben, die er als Wachmann habe: vom Schließdienst für den Arzt, der einen Schlüssel vergessen hat, über die Kontrolle der Parkplätze und Rettungswege und die Begleitung von Patienten etwa aus der Psychiatrie bis hin zur Aufsicht über mögliche Evakuierungen. Lesen Sie auch: Göttingens Helden in der Corona-Krise: Die Physiotherapeutin „Wir arbeiten für den Schutz aller Menschen, die sich in der UMG aufhalten“, fasst Leyendeckers die Tätigkeit des Sicherheitsdienstes zusammen. Arnemann hat dabei besondere Verantwortung: Er koordiniert die Arbeit von einem halben Dutzend Kollegen und noch einmal so vielen Helfern, die den Sicherheitsdienst unterstützen. Er entscheidet, welche Situation welche Maßnahmen erfordert. Ärzte und Apotheker, Krankenpfleger und Polizisten, Verkäufer und Zeitungsausträger: Ohne sie alle geht es nicht. Auch in der Corona-Krise halten diese stillen Helden des Alltags für uns alle die Stellung, um unser Leben am Laufen zu halten. Das Tageblatt stellt einige dieser Helden vor – doch es gibt noch viel mehr von ihnen in Göttingen und Umgebung, in Duderstadt und im Eichsfeld. Die Redaktion möchte Menschen in den Mittelpunkt rücken, die mit ihrer Arbeit zur Versorgung aller beitragen. Jene, die für unsere Sicherheit einstehen vielleicht, oder solche, die auf eine ganz andere, stille und unbemerkte Art und Weise das Leben ihrer Mitmenschen ein bisschen besser machen. Kennen auch Sie einen oder mehrere stille Helden des Alltags, die trotz der Corona-Krise nicht zu Hause bleiben? Dann schreiben Sie uns eine Mail an redaktion@goettinger-tageblatt.de oder rufen Sie uns an unter der Telefonnummer 05 51/90 17 66. Verständnis für Kontrollen und Zugangsbeschränkung: Seit dem Beginn der Corona-Krise hat sich Arnemanns Arbeitsalltag deutlich verändert. Viele der Wachleute sei nun damit beschäftigt, die Eingänge zum Klinikum zu bewachen, berichtet Arnemann. Vor allem gehe es nun darum, den Besuchsstopp durchzusetzen: Das Klinikum dürfen nur noch Patienten mit Termin, nötige Begleiter und Bedienstete betreten. Arnemann und seine Kollegen kontrollieren Ausweise, leiten Befugte weiter – und weisen auch Menschen ab. „Am Anfang haben manche Leute komisch reagiert. Alles war neu, da fehlte bei einigen noch das Verständnis dafür, dass wir nicht mehr jeden in das Gebäude lassen“, sagt Arnemann. Mittlerweile reagierten auch abgewiesene Besucher jedoch deutlich verständnisvoller. Lesen Sie auch: Göttingens Helden in der Corona-Krise: Der Sozialbetreuer Bewussten Kontakt zu Corona-Patienten hat der Sicherheitsdienst nicht. Auf den entsprechenden Stationen werde er nicht eingesetzt, sagt Arnemann – natürlich lasse sich aber nicht ausschließen, dass er am Eingang mit Menschen in Kontakt komme, die mit dem Virus infiziert seien. Deshalb tragen die Wachleute Schutzmasken und versuchen, Abstand zu halten. „Wir kommen nicht nur um die Ecke, wenn es Ärger gibt“: „Eigentlich passiert täglich irgendetwas Außergewöhnliches“, sagt Arnemann. Zum Beispiel Anrufe aus der Notaufnahme: „Es gibt immer wieder renitente oder aggressive Patienten.“ Dann müssten die Wachleute auch schon einmal fester zufassen. Aber: „Wir tun das, um dafür zu sorgen, dass es den Menschen danach wieder gut geht.“ Lesen Sie auch: Göttingens Helden in der Corona-Krise: Die Hobby-Schneiderin Als Ausgleich zur Arbeit betreibt Arnemann viel Sport, auch zusammen mit seiner Partnerin. Damit könne er selbst nach einer Zwölf-Stunden-Schicht abschalten, sagt der 29-Jährige. Doch auch bei der Arbeit erlebe er erholsame Momente. „Das Schwätzchen am Fahrstuhl“ gehöre auch zu seiner Arbeit: „Wir kommen nicht nur um die Ecke, wenn es Ärger gibt.“ Viele Menschen wüssten das zu würdigen, sagt Arnemann. Nette Worte und ein Lächeln hätten ihm schon manchen Arbeitstag verschönert. Sie erreichen den Autor per Mail an lokales@goettinger-tageblatt.de. Von Tammo Kohlwes

Alltagshelden im Porträt - Göttingens Helden in der Corona-Krise: Der Wachmann an der UMG