Göttingens Helden in der Corona-Krise: Der Vollzugsbeamte

Die Sicherheit auf Göttingens Straßen hat Björn Banike stets im Blick. Doch wo der Vollzugsbeamte des Ordnungsamtes normalerweise für den ruhenden Verkehr zuständig ist, hat er nun vermehrt die Menschen im Blick. Banike kümmert sich in Zeiten der Corona-Pandemie darum, dass die Abstandsregeln eingehalten und gesperrte Plätze auch als solche gesehen werden. 17 Teams mit je zwei Personen seien in der derzeitigen Ausnahmesituation unterwegs – und das an sechs Tagen die Woche. „Das Coronavirus hat alles durcheinander gewirbelt“, sagt er. Darauf zu achten, dass die Vorgaben der Stadt Göttingen und des Landes Niedersachsen eingehalten werden, ist zu seinem Alltag geworden. Mit viel Fingerspitzengefühl sensibilisieren: „Wir versuchen, die Leute mit viel Fingerspitzengefühl zu sensibilisieren“, betont er. Wenn er eine Gruppe mit zu vielen Menschen sieht, weise er sie höflich auf das derzeitige Versammlungsverbot hin. Beim Großteil zeige die freundliche Ansprache Wirkung. „Es gibt nur wenige renitente Personen in Göttingen momentan“, das freut ihn sichtlich. Auch Aufklärung gehört zu seinem Beruf: „Viele sind durcheinander und wissen gar nicht, was sie dürfen und was nicht.“ Die Rechtslage ändere sich zudem ständig, um immer auf dem neuesten Stand zu sein, gibt es jeden Tag vor Dienstbeginn eine halbstündige Besprechung. Die Göttinger Bürger lobt er – zumindest den größten Teil, der sich an die Vorgaben hält: „Der Ernst der Lage ist meisten mittlerweile klar.“ Allerdings gebe es auch Ausnahmen. Göttinger Hotspots werden öfter kontrolliert: So hätten sich der Kiessee, das Kerstlingeröder Feld am Kehr und die Schillerwiesen zu regelrechten Hotspots entwickelt. „Dort ist bei schönem Wetter noch immer die Hölle los“, sagt er. Deshalb werde dort nun öfter kontrolliert. Am Kerstlingeröder Feld habe er beispielsweise eine frische Feuerstelle und viele leere Bierflaschen gefunden, die auf eine Party mit vielen Menschen hindeuteten. Dafür hat der 39-jährige Banike kein Verständnis: „Das ist kein Spaß.“ Viele Platzverweise habe er aber bislang nicht ausstellen müssen. Banike und seine Kollegen beachten die Schutzmaßnahmen, tragen Mundmasken und Handschuhe. „Wir halten uns konsequent an die Regeln“, sagt er. Wer mit seiner Familie unbedingt das Haus verlassen wolle, solle sich abgelegene Orte zum Spazierengehen suchen: „Davon gibt es in Göttingen viele.“ „Ich habe das Gefühl, etwas Gutes zu tun“: Er habe seinen Traumjob gefunden, betont Banike, der als Koch bei der Stadt Göttingen anfing. „Ich merke gerade immer mehr, was für eine enorm wichtige Aufgabe ich habe. Ich habe das Gefühl, etwas Gutes zu tun.“ Dieses Gefühl hat offensichtlich nicht nur er: Viele Leute würden ihm den Daumen nach oben zeigen, wenn sie ihn sähen. „Das freut einen natürlich.“ Und wenn er sich etwas wünschen dürfte? „Dass die Fallzahlen wieder sinken. Dass die Neuinfektionen auf Null zurückgehen.“ Außerdem würde er sich über schlechtes Wetter freuen: „Vor eineinhalb Wochen war es am Sonntag kalt und hat leicht geschneit. Da war so gut wie niemand unterwegs.“ Das werde sich ändern, sobald es wärmer wird, meint er. Deshalb hofft er, dass sich alle an die Regeln halten. Mehr zum Thema: Eichsfelder Helden in der Corona-Krise: Die Altenpflegerin Göttinger Helden in der Corona-Krise: Die Krankenpflegerin Von Tobias Christ

Alltagshelden im Porträt - Göttingens Helden in der Corona-Krise: Der Vollzugsbeamte