Göttingens Superintendent Selter: Zwischen Abschiedsschmerz und Aufbruchsstimmung

Der Superintendent des Göttinger Kirchenkreises Friedrich Selter verlässt nach über elf Jahren Göttingen. Er wird am 1. März neuer Regionalbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover im Sprengel Osnabrück. Im Interview spricht er über den Abschied, neue Herausforderungen, eine offene Kirche und besondere Ereignisse in seiner Göttinger Zeit. Am Sonntag, 21. Februar, werden Sie hier in Göttingen als Superintendent verabschiedet. Die Corona-Pandemie verändert auch ihren Abschied. Wie fühlt sich das an? Vieles läuft jetzt einfach so aus. Das finde ich traurig. Es gibt in vielen Zusammenhängen keinen richtigen Abschluss. Das hätte ich mir eigentlich anders gewünscht nach so einer langen Zeit. Normalerweise würde die Verabschiedung in einer vollen Kirche stattfinden. Dann hätte ich mich persönlich verabschieden können von den Menschen, mit denen ich in den zurückliegenden Jahren immer wieder zusammengearbeitet habe. Wie findet die Verabschiedung nun statt? Wir werden nur die allerengsten Mitarbeitenden aus dem Bereich Kirche sowie meine Frau und unsere drei Töchter sein – also unter zwanzig Personen. Da Regionalbischof Eckhard Gorka ja auch gerade in den Ruhestand geht, wird Regionalbischof Hans Christian Brandy vom Sprengel Lüneburg die Entpflichtung vornehmen. Aber der Verabschiedungsgottesdienst in St. Nikolai wird auch gestreamt. Wir wollen breit dazu einladen, an diesem Streaming teilzunehmen. So besteht für mich auf diese Weise doch noch einmal die Möglichkeit, Danke zu sagen für die gute Zusammenarbeit im Kirchenkreis und darüber hinaus für das Vertrauen, das mir viele Menschen aus unterschiedlichen Bereichen unserer Gesellschaft entgegengebracht haben. Und ich hoffe, dass es später auch noch mal Anlässe gibt, zu denen eine große Öffentlichkeit vom Kirchenkreis eingeladen wird und ich als Gast dabei sein kann. Beispielsweise, wenn hoffentlich im Herbst das Forum für Kirche und Diakonie eröffnet wird. Dieses Projekt ist ja immer ein Herzensanliegen von mir gewesen. Und wenn das eröffnet wird, dann wird auch noch einmal Gelegenheit sein, viele persönlich zu treffen. Wie kam es zu der Entscheidung in das Amt des Regionalbischofs zu wechseln? Hatten sie geplant noch einmal eine andere Tätigkeit zu übernehmen? Nein, das war überraschend. Im Sommer kam die Anfrage, ob ich bereit wäre, mich auf die Stelle des Regionalbischofs für den Sprengel Osnabrück zu bewerben. Das habe ich natürlich zusammen mit meiner Frau gründlich geprüft und mich dann entschieden, tatsächlich meinen Hut in den Ring zu werfen. Was waren ihre Motive? Ich hab das Amt hier wirklich sehr, sehr gerne ausgefüllt. Aber die Chancen, die sich mit dem Amt des Regionalbischofs verbinden, sind so reizvoll, dass ich mich da gerne einbringen möchte. Ich freue mich darauf, einen Teil unserer Landeskirche geistlich zu leiten, Seelsorger zu sein für die Mitarbeitenden, besonders für Pastorinnen und Pastoren sowie für die Superintendenten und Superintendentinnen. Von mir wird erwartet, dass ich theologischer Gesprächspartner für eine erweiterte Öffentlichkeit bin und selber theologische Themen setze. Außerdem gehört die Mitarbeit in leitenden Gremien der Landeskirche zu meinen künftigen Aufgaben. Im Kreis der Regionalbischöfe werde ich besonders meine Erfahrung als langjähriger Gemeindepastor – das war ich einschließlich des Probedienstes über 18 Jahre – und Superintendent einbringen. Ich kann verstehen, wenn gefragt wird, „ist das neue Amt jetzt besser? Sie haben das doch hier mit voller Energie gemacht.“ Ich will nicht sagen, das eine ist besser als das andere. Das hätte ich auch nie von meinem Superintendentenamt im Vergleich zum Pfarramt gesagt. Aber es ist anders, es ist noch einmal eine neue Herausforderung, die mich auch in einer neuen Lebens- und Berufsphase fordert. Ein kirchliches Leitungsamt ist keine Überordnung des einen über die anderen, sondern die Ausübung des Auftrages, der der ganzen Gemeinde anvertraut ist. Das ist für mich sehr wichtig. Es geht hier nicht um Hierarchien, sondern es geht um unterschiedliche Aufgaben und Funktionen. Diese sind im Grundsatz gleichwertig, werden aber auf verschiedenen Feldern ausgeübt und blicken auf Themen aus unterschiedlichen Perspektiven. Ich kann verstehen, dass eine Karriereschablone über so eine Berufsbiografie gelegt wird. Ich würde es lieber als eine Entwicklung bezeichnen, über deren Möglichkeit ich mich freue. Die Trauer, Göttingen zu verlassen, ist ein Teil dieser Entscheidung. Ich freue mich aber auch, aufzubrechen. Ein Anliegen in Ihrer Zeit hier in Göttingen war Ihnen eine offene Kirche. Ja, genau. Kirche gelingt immer dann gut, wenn viele zusammenarbeiten. Das hat sich oft gezeigt. Mir gefällt eine Offenheit von Kirche, für die klar ist, dass alle willkommen sind, auch die, die einfach nur mal gucken wollen. Ich freue mich, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ich finde, dass da Höhepunkte waren, zum Beispiel die Sommerserenade in St. Johannis. Die haben viele Mitarbeitende der Gemeinde vorbereitet. Das war ein Beispiel unter vielen, wo Menschen einfach ungezwungen auf dem Kirchplatz zusammen waren und das genossen haben. Die Lebensfreude aber auch die Besinnlichkeit, die da zu spüren war, hatte für mich auch eine geistliche Dimension. Wenn so ein Abend mit „Der Mond ist aufgegangen“ und dem Abendsegen endet, findet bei vielen eine innere Berührung statt. Wir haben in der Innenstadt prominente kirchliche Orte. Da ich zugleich als Pastor der St. Johannis Kirche zugeordnet bin, ist da natürlich eine besondere Nähe gegeben. Der Kirchenvorstand steht hinter dem Konzept der offenen Bürgerkirche. Da bekommt offene Kirche eine Kontur. St. Johannis hat sich ja vor ein paar Jahren getraut, den Pro-City-Empfang in der Kirche stattfinden zu lassen. Ich erinnere mich, da war ein Einbecker-Bier-Stand in der Kirche. Das hatte auch ich nicht erwartet. Das war aber stark, weil die Menschen sich ganz normal wie auf einem Marktplatz in der Kirche bewegt haben. Und dann gab es intensive Gespräche: Geht das in der Kirche? Oder wird da Kirche vielleicht entweiht? Das fand ich sehr spannend. Ein paar Tage später war eine Andacht in der Kirche mit wunderbarer Kirchenmusik, wo die Spiritualität fast mit Händen zu greifen war. Da habe ich das deutliche Gefühl gehabt, dass ein Kirchraum mit einer so starken Ausstrahlung auch viel aushält. Da kann das ganze Leben drin stattfinden, aber immer auch Andacht und Gebet und innere Einkehr. Das war für mich ein Meilenstein auf diesem Weg zur offenen Bürgerkirche. Und es war gut, dass die Menschen befragt wurden, wie sie das erlebt haben. Für mich macht auch das Kirche aus: Forum zu sein für solche Gespräche. Im Forum für Kirche und Diakonie sollen viele der kirchlich-diakonischen Einrichtungen, die sich bisher über das Stadtgebiet verteilen, zusammengefasst werden. Das war ein zentrales Projekt für Sie. Der Neubau wird nun erst im September fertiggestellt. Ja, in dieser Hinsicht kommt der Wechsel nach Osnabrück etwas zu früh. Das war ein Punkt, über den ich bei meiner Entscheidung lange nachgedacht habe. Aber auch hier zahlt es sich aus, dass wir das Projekt von Anfang an auf vielen Schultern getragen haben. Schon der Prozess der Konzeptentwicklung und Entscheidungsfindung in den Gremien war ein langer Weg. Schließlich bekommen im Forum viele Arbeitsbereiche unseres Kirchenkreises ein gemeinsames Zuhause. Dadurch werden die unterschiedlichen Lebensbereiche unserer Kirche, nämlich Diakonie, Bildung und Gemeinde in ihrer Gesamtheit besser sichtbar und können vielfältiger miteinander kooperieren. Indem die Kirchenkreissynode als oberstes Leitungsgremium unseres Kirchenkreises den Mut gefunden hat dieses Projekt zu realisieren, stehen auch ganz viele Menschen voll dahinter. Das ist jetzt auf einem guten Weg. Und das hilft mir, loszulassen. Welche Aspekte waren Ihnen außerdem wichtig als Superintendent? Dass ich als Superintendent auch Pastor bleiben konnte. So war es für mich immer wichtig, bei allen Leitungsaufgaben auch für die Seelsorge offen zu sein. Ich habe mich darüber gefreut, dass es einen guten Kontakt zu verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gab. So bin ich mehrfach bei gesellschaftlichen Konflikten oder Diskussionsveranstaltungen zu politischen Themen um die Moderation gebeten worden. Gerne habe ich mich in diese Themen dann eingearbeitet und überlegt, wie wir in der jeweiligen Sache am besten zueinander finden und weiterkommen. Gerade im Kontakt mit politischen Jugendorganisationen habe ich immer wieder über die enormen Kompetenzen gestaunt. Der Göttinger SuperintendentFriedrich Selter (58) ist seit 2009 Superintendent des Kirchenkreises Göttingen, der mit gut 70 000 Mitgliedern in 56 Kirchengemeinden zu den größten Kirchenkreisen der Landeskirche zählt. Bevor er nach Göttingen kam, war er siebzehn Jahre Pfarrer in der Wuppertaler Kirchengemeinde Elberfeld-Nord und stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises Elberfeld. Selter ist unter anderem Mitglied im Kuratorium des Evangelischen Studienhauses Göttingen und Vorsitzender des Beirats der Evangelischen Studierenden- und Hochschulgemeinde Göttingen sowie Kuratoriumsvorsitzender des Evangelischen Stifts Alt- und Neu-Bethlehem in Göttingen. Außerdem ist er Vorstandsvorsitzender des Vereins „Innere Mission und Evangelisches Hilfswerk e.V.“ im Grenzdurchgangslager Friedland. Geboren wurde Selter 1962 in Moers, wo er auch aufwuchs. Er studierte Evangelische Theologie in Wuppertal und Göttingen und absolvierte sein Vikariat in der Reformierten Kirchengemeinde in Göttingen. 1992 wurde er in der Evangelischen Kirche im Rheinland in Duisburg-Rheinhausen zum Pfarrer ordiniert. Selter ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Töchtern. Den Kirchenkreis Göttingen macht auch die Zusammengehörigkeit von städtischen und ländlichen Regionen aus. Da bringt die Frage nach einer gerechten Verteilung von Ressourcen auch schon mal Spannungen mit sich. Das haben unsere Gremien und auch die Verwaltung im Kirchenkreis gut im Blick, sodass das Miteinander von wechselseitigem Vertrauen geprägt ist. Diese Zusammengehörigkeit hat für mich aber auch eine geistliche Dimension. Gerade weil ich als Superintendent der St. Johannisgemeinde zugeordnet bin, war es mir immer wichtig, auch in den Dorfkirchen Gottesdienste zu feiern. Diese Gelegenheit habe ich auch mehrmals an Heiligabend wahrgenommen. Über die Jahre waren auch einige Konfirmationen und Goldkonfirmationen dabei. Für mich jedenfalls war das immer sehr schön. Und nicht nur die großen Gottesdienste wie etwa den Reformationsgottesdienst in St. Johannis zu feiern? Genau. Natürlich war der zentrale Reformationsgottesdienst 2017 ein Highlight. Die Kirche war total überfüllt. Viele hundert Meter lange Schlangen von Menschen um die Kirche herum, die alle noch reinwollten. Das hatten wir total unterschätzt. Andererseits finde ich, haben wir das maximal Beste daraus gemacht, indem wir gesagt haben, wir machen das nochmal, einen zweiten Gottesdienst gleich anschließend. Das war ein ganz tolles Erlebnis, alle sind wiedergekommen und von denen, die den Gottesdienst mitgestaltet haben, sind alle einschließlich der Musiker dabeigeblieben. Es hatte ja keine Zeit gegeben, sich noch abzustimmen. Hier hat sich der Kirchenkreis in besonderer Weise als zusammengehörig gezeigt. Das war für uns alle eine Sternstunde. Denn wir hatten den Gottesdienst ja mit Vertretern aus allen Regionen vorbereitet. Und Ökumene war ihnen wichtig. Absolut. Ich war ja fast die ganze Zeit Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen. Die verschiedenen Konfessionen pflegen in Göttingen eine wunderbare Gemeinschaft. Das ist wirklich freundschaftlich. Und das gilt weitgehend auch für das Miteinander der Religionen. Gab es dabei besondere Ereignisse für Sie? Da möchte ich drei nennen. Zunächst die „Lange Nacht der Gotteshäuser“. Die Aktion war stark von der Evangelischen Studierendengemeinde und dem Runden Tisch der Abrahamreligionen ausgegangen. Zusammen mit den Partnern aus den beteiligten Religionen wurde vor einigen Jahren und noch einmal 2020 eine Tour durch die Moschee, die Synagoge, St. Michael und St. Johannis angeboten. In jedem Gotteshaus gab es ein besonderes Programm. Das war deswegen ein Highlight, weil hier das Verbindende so deutlich wurde: Der Glaube an Gott, der uns durchs Leben trägt, und uns auf den Weg der Hoffnung und des Friedens führt. Das andere besondere Ereignis war in Güntersen. Es sollte dort im Frühjahr 2015 einen Neonazi-Aufmarsch geben und die Günterser haben ein Frühlingsfest als Gegenveranstaltung organisiert. Der Bürgermeister ist auf mich zugekommen und hat mich gebeten, dafür einen ökumenischen Gottesdienst zu organisieren. Wir haben uns dann noch mit der Jüdischen Gemeinde und der Ditib, der türkisch-islamischen Gemeinde Göttingen, zusammengetan. Und dann haben wir gemeinsam einen Gottesdienst gefeiert. Das ging zum Teil sehr spontan zu. Aber gerade das war auch sehr gut und hat einfach viel bewegt. Die Spontanität hat dabei geholfen, dass wir auch Schritte aufeinander zu gemacht haben, ohne vorher im Detail zu klären, ob das auch dogmatisch ok ist. Das ist für mich ein wichtiges Element im Miteinander von Konfessionen und Religionen, dass wir uns trauen, in der Praxis etwas zu versuchen, was einer abschließenden dogmatischen Klärung voraus läuft. Ich meine jetzt nicht, dass wir unsensibel in abenteuerliche Dinge hineintappen, ohne uns Gedanken darüber zu machen, wie es den anderen damit geht. Aber doch mit Verantwortungsbewusstsein sich mal trauen, etwas ausprobieren und dann miteinander zu gucken, wie es uns damit geht. Ich glaube, das ist für die Entwicklung der Ökumene genauso wichtig, wie der theologische Dialog. Eine besondere Energie war auch im Autokinogottesdienst beim ersten Lockdown vor dem Jahnstadion. Da hatte mir der Geschäftsführer der GöSF, Andreas Gruber, Donnerstags spontan das Angebot gemacht, am folgenden Sonntag einen Gottesdienst auf der Bühne feiern zu können. Die Technik stand ja noch vom Kino und das Junge Theater sollte am Nachmittag auch noch eine Aufführung haben. Natürlich haben wir das sofort klar gemacht. Und freitags konnte ich noch Vertreter der katholischen und reformierten Gemeinde und ein Bläserensemble aus dem Kirchenkreis mit ins Boot holen. Da haben wir auch wieder die Erfahrung gemacht, dass es einfach toll ist, gemeinsam Hand in Hand etwas zu gestalten. Superintendent Friedrich Selter verlässt Ende Februar Göttingen. Er wird neuer Regionalbischof im Sprengel Osnabrück. Die Wahl eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin erfolgt erst im Lauf des Jahres. Zunächst wird Pastorin Wiebke Vielhauer aus Waake kommissarische Superintendentin. Der Personalausschuss der Landeskirche wählte den Theologen im Herbst 2020 zum Nachfolger von Dr. Birgit Klostermeier als Regionalbischof im Sprengel Osnabrück. Im Moment wird ein Wahlausschuss von den Mitgliedern der Kirchenkreis-Synode gewählt. Dieser Kreis übernimmt dann die Ausschreibung. Dabei sein wird dann auch Adelheid Ruck-Schröder, die neue Regionalbischöfin im Sprengel Hildesheim-Göttingen. Ruck-Schröder leitete seit 2015 das Predigerseminar der Landeskirche Hannovers in Loccum. Davor war sie Pastorin in der Göttinger St.-Stephanus-Gemeinde. Die Hauptvakanzvertretung in der Superintendentur übernimmt Pastorin Wiebke Vielhauer aus Waake. Sie war bislang schon zusammen mit Thorsten Rohloff, Pfarrer in St. Petri in Weende, Stellvertreterin von Selter. Beide hatten je ein Viertel Stellenanteil für die Aufgaben der Superintendentur. Beide waren gut eingebunden und informiert, so Selter. Vielhauer werde das Amt sehr gut ausfüllen können, sagt der scheidende Superintendent. Was werden Sie aus Ihrer Göttinger Zeit vermissen? Was ich vermissen werde, sind die Menschen hier. Dieser Satz klingt vielleicht sehr erwartbar, aber es ist wirklich so. Die vielen guten, warmherzigen Verbindungen werden mir fehlen. Göttingen ist die ideale Stadt für gute Netzwerke. Überhaupt ist Göttingen eine ganz wunderbare Stadt. Meine Frau und ich können uns im Moment gut vorstellen, in gut acht Jahren, wenn ich im Ruhestand bin, zurück zu kommen. Aber das lassen wir jetzt erst mal auf uns zukommen. Ich werde die tolle Kirchenmusik vermissen, ich werde die Landschaft sicherlich vermissen, die ich sehr lieben gelernt habe, auch die malerischen Dörfer. Was ich auch vermissen werde, ist die Kultur in Göttingen: Das Deutsche und das Junge Theater, das Literarische Zentrum die Kinos und Kulturkneipen, um nur einige zu nennen. Ich werde die Nacht der Kultur und das Jazzfestival vermissen. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, den Jazz-Gottesdienst zu entwickeln und den Kirchenkreis als Kooperationspartner des Jazzfestivals zu etablieren. Mich interessiert das Thema Jazz und Liturgie sehr. Ich glaube, dass wir auch durch Einbeziehungen unterschiedlicher kultureller Genres unsere Gottesdienste weiterentwickeln müssen. Dabei ist auch unsere Popularkirchenmusik ein wertvolles Element. Ich hoffe, in Osnabrück an dem Thema dran bleiben zu können. Auch meine Mitmusiker werden mir fehlen. Die Zeit mit den Swinging Amatörs und der BigBand Combeau ist für mich wirklich kostbar, wir sind gute Freunde geworden. Auch das ist jetzt leider coronabedingt einfach so ausgelaufen. Aber ich denke, dass dann und wann mal einen Anruf kommt: „Hör mal, wir haben einen Auftritt und keinen Bassisten, kannst du nicht einspringen?“ Und dann muss schon wirklich viel passieren, was mich abhalten könnte. Wann wird die Amtsübergabe in Osnabrück sein? Die Einführung durch Landesbischof Ralf Meister ist am 21. März in der St. Marienkirche in Osnabrück. Wir hoffen alle, dass dann schon wieder mehr Menschen persönlich teilnehmen können. Der Gottesdienst wird aber auch wieder gestreamt. Da gleichzeitig die frühere Amtsinhaberin, Dr. Birgit Klostermeier, verabschiedet wird, wird es dabei eine direkte Übergabe des Bischofskreuz geben. Ich finde es schön, dass dadurch deutlich wird, dass es ein verliehenes Amt auf Zeit ist. So, wie uns im Grunde alles, auch unser ganzes Leben, auf Zeit anvertraut ist. Von Christiane Böhm