Göttinger Arbeitsmarkt: Mehr Erwerbslose durch Saisonarbeit und Corona

Knapp 15 000 Arbeitslose waren im Januar in Südniedersachsen bei der Agentur für Arbeit Göttingen und den Jobcentern der Region gemeldet. Das sei gegenüber dem Dezember 2020 ein erwarteter Anstieg gewesen, teilt die Arbeitsagentur in ihrem Monatsbericht mit. Demgegenüber sei die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen im Vergleich zum Vormonat gesunken, auch das ein erwarteter Rückgang. „Erwartet bedeutet mit Blick auf den Arbeitsmarkt: im Rahmen der saisonal üblichen Entwicklung“, erläutert Klaus-Dieter Gläser, Chef der Göttinger Agentur für Arbeit. „Im Januar haben wir meist die höchste Zahl an Arbeitslosen, denn viele befristete Verträge laufen Ende des Jahres aus, oftmals auch kurzfristige Beschäftigungsmöglichkeiten im Weihnachtsgeschäft. Hinzu kommen Beschäftigte aus Außenberufen, die wegen der Witterung meist vorübergehend entlassen werden“, sagt Gläser. Auf der anderen Seite sei die Nachfrage zum Jahresanfang immer gedämpft, weil um die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel auch in vielen Personalabteilungen Ruhe einkehre. So verwundere es nicht, dass mit 14 988 Arbeitslosen im Agenturbezirk Göttingen die Zahl um 878 (plus 6,2 Prozent) über der vom Dezember 2020 lag. Dabei sei der Anstieg der Arbeitslosenzahlen allerdings deutlich geringer ausgefallen als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Lesen Sie auch Region Göttingen: Zahl der Arbeitslosen im Oktober noch leicht gesunken Göttingen: Menschen mit Handicap finden schwerer Arbeit Arbeitsmarkt: Corona kostet in Hannover bislang 6400 Jobs Corona und Hartz IV: Kommt der Pandemiezuschlag? Trotz Pandemie: Zahl der Arbeitslosen im Dezember kaum gestiegen Corona-Pandemie sorgt für weniger Jobangebote: Während also der Anstieg gegenüber dem Vormonat auf die saisonale Entwicklung zurückgeführt werden kann, spiele auch die Corona-Pandemie eine Rolle: Die Zahl der Arbeitslosen lag um 1731 (13,1 Prozent) über dem Januar-Wert 2020. Die Nachfrage nach Arbeitskräften sank um 18,9 Prozent, was einem Rückgang von 185 Arbeitsofferten entspricht. So zeigten sich noch immer deutlich die Auswirkungen des ersten Lockdowns im März 2020. Diese hätten in den folgenden Monaten einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Region mit sich gebracht, teilt die Agentur für Arbeit mit. Seit Juli entwickele sich die Zahl der Arbeitslosen im üblichen saisonalen Verlauf, allerdings auf deutlich höherem Niveau. In den Landkreisen Göttingen und Northeim stieg die Arbeitslosigkeit im Januar sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch gegenüber Januar 2020. Die Arbeitslosenquote im Landkreis Northeim erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahreswert um 0,6 Prozentpunkte auf 6,0 Prozent. Insgesamt waren hier im zurückliegenden Monat 4204 Menschen bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter arbeitslos gemeldet. Das waren 273 (plus 6,9 Prozent) mehr als im Dezember und 418 (plus 11,0 Prozent) mehr als vor Jahresfrist. Duderstadt mit geringer Veränderung: Ähnlich entwickelte sich die Arbeitslosigkeit im Landkreis Göttingen. Hier waren im Januar bei der Arbeitsagentur und den Jobcentern 10 784 Menschen arbeitslos gemeldet, 605 (plus 5,9 Prozent) mehr als im Dezember. Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Zahl um 1313 (+13,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote im Landkreis Göttingen liegt bei 6,2 Prozent und damit 0,7 Prozentpunkte über dem Januar-Wert 2020. Die Corona-Pandemie sorgt für ein Hoch an Kurzarbeit – auch in den Landkreisen Göttingen und Northeim. Endgültige Werte für die realisierte Kurzarbeit im Agenturbezirk liegen mittlerweile für den Monat Juli vor. Danach hätten im Agenturbezirk Göttingen im Juli 1761 Betriebe von konjunktureller Kurzarbeit Gebrauch gemacht, teilt die Agentur für Arbeit mit. Von dieser beschäftigungssichernden Förderung profitierten 17 384 Beschäftigte. „Im Rahmen des zweiten Lockdowns sind erwartungsgemäß wieder mehr Anzeigen auf Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit eingegangen, sodass die Zahlen für die Inanspruchnahme von Kurzarbeit spätestens ab Dezember wieder merklich steigen dürften“, schreibt die Agentur in ihrem aktuellen Bericht. In Duderstadt erhöhte sich die Zahl der Erwerbslosen um 6,9 Prozent im Vergleich zum Januar 2020. Im Geschäftsbezirk der Stadt Göttingen gab es in diesem Zeitraum einen Anstieg um 16 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt für den Geschäftsbezirk Duderstadt 4,2 Prozent (Januar 2020: 3,9 Prozent). 851 Menschen sind dort derzeit arbeitslos gemeldet – das sind 47 mehr als noch im Dezember 2020. 177 Personen meldeten sich im Januar arbeitslos, 128 beendeten ihre Arbeitslosigkeit. Von Tobias Christ