Göttinger Bürger: Solidarität Verwirrung und Unverständnis für neue Corona Bestimmungen

Der Lockdown wurde bis zum 18. April verlängert, während Ostern soll auch die Wirtschaft ruhen. Wir haben uns unter Göttinger Bürgern umgehört, wie diesen den neuen Bund-Länder-Beschluss wahrnehmen. „Etwas mit mehr Plan“: Anna Katharina Bosse (20 Jahre) ist mit Adrian Payran (21) unterwegs. „Ich glaube, wir beide sind in einer sehr privilegierten Situation. Ich arbeite im Krankenhaus und kann so meinen Job weiter ausführen, werde auch geimpft, mir persönlich geht’s also sehr gut. Ich habe gehört, dass es wieder einen Gipfel geben soll und habe aber gehofft, dass da etwas mit mehr Plan herauskommt. Aber ich habe einfach das Gefühl, dass wieder dieses Programm gefahren wird von Öffnen-Schließen-Öffnen-Schließen und dann kommt wieder ein harter Lockdown. Ich habe mir einfach erhofft, dass mal mehr eine Strategie gefahren wird, zum Beispiel ein neues Impfkonzept oder ein neues Testkonzept oder mal wieder was mit mehr Struktur, wo man sich dran festhalten kann.“ Bosse fügt hinzu: „Ich bin eine geduldige Person, ich vertraue der Regierung und ich vertraue darauf, dass die schon das Beste für uns wollen. Aber langsam habe auch ich keinen Bock mehr, mir fehlt auch so langsam das Verständnis.“ „Hier darf man nicht und da darf man“: „Beschissen, auf deutsch, ja, warum nicht“ – findet Dagmar Behrendt-Koch (71 Jahre) den verlängerten und teils verschärften Lockdown der Regierung. Behrendt-Koch und ihr Begleiter seien vor einem Tag geimpft worden, erzählt sie stolz. Sie hatten nicht vor, in den Urlaub zu fahren an Ostern: „Also das finde ich schon völlig in Ordnung mit den Reisebeschränkungen, ich finde das auch nicht gut mit Mallorca. Hier darf man nicht und da darf man.“ Behrendt-Koch hofft, dass die Geschäfte in der Göttinger Innenstadt weiter offen bleiben: „Grundsätzlich mit den Einkaufsmöglichkeiten, die Geschäfte haben so gute Konzepte gehabt, da hoffe ich, dass das bestehen bleibt“, schildert sie. Ihr Begleiter Wilfrid Koch (72 Jahre) erklärt sich die hohen Inzidenzen trotz vieler Einschränkungen im öffentlichen Raum so: „Es lässt eigentlich nur den einen Schluss zu, dass es sich also überwiegend da im privaten Bereich abspielt und in größerem Rahmen dann, wie private Feierlichkeiten und so. Und das wird nicht richtig kontrolliert, das ist zwar nicht so einfach, aber man könnte es auch. Dem wird häufig nicht nachgegangen.“ Koch ärgert sich außerdem über die Geschehnisse bei der „Querdenker“-Demonstration am 20. März: „Man erkennt das ja auch jetzt daran zum Schluss hier in Kassel, die Polizei macht nichts. Wenn sich da so eine Menge von zehn bis 20 Tausend Menschen unter Umständen treffen, ohne Maske sogar, da muss man eben als Polizei einschreiten und das unterbinden.“ Lesen Sie auch Weil schwört Bevölkerung auf harten Lockdown ein „Bund und Länder agieren nur noch im Tunnelmodus“ Niedersachsen: Eltern rügen Corona-Selbsttests an Schulen „Wir wollten eigentlich campen gehen“: Die Schüler Simon (14 Jahre), Emilie (14 Jahre) und Jan (15 Jahre) haben ebenfalls eine Meinung zu dem verlängerten und verschärften Lockdown der Bundesregierung: „Also ich finde den Lockdown wichtig. Ich finde es schon doof, dass es jetzt so streng ist. Aber ich denke schon, dass da jetzt irgendwo hinter ein Konzept ist. Nur finde ich doof, dass jetzt Sportanlagen und sowas geschlossen sind. Auch so Outdoor-Sportanlagen wie Basketballplätze, Fußballplätze sind alle gesperrt“, erzählt Simon. Emilie findet es unlogisch und unfair, „dass man halt nach Mallorca kann, aber nicht innerhalb Deutschlands reisen“. „Wir wollten eigentlich campen gehen, das hatte sich dann aber schnell erledigt“, erzählt die 14-Jährige. Jan hat bis vor drei Monaten für längere Zeit in China gelebt. Dort gab es für vier Monate einen „harten Lockdown“, danach konnte man sich frei bewegen. „Und dann kommt man hier hin und es ist einfach Lockdown nach Lockdown. Am Anfang habe ich mir auch gedacht: wieso hält sich keiner ran? Wieso wird das so locker gemacht? Aber so langsam verstehe ich es halt auch“, äußert er sich über die Lockdown-Müdigkeit der Göttinger. Von Stefanie Grolig