Göttinger City: Neue Geschäfte trotz Coronakrise

Einige Geschäfte in der Göttinger Innenstadt schließen. Aber auch über Neueröffnungen können sich die Göttinger freuen. Drei Beispiele aus der City: Die Immobilie an der Ecke Zindelstraße/Groner Straße, in der einst das Wäschegeschäft Sylvester Märten untergebracht war, ist wieder vermietet. Die eine Hälfte ist bereits seit einem Jahr an einen skandinavischen Interior-Anbieter vermietet. Nun ist nebenan das Modegeschäft „Mrs Hippie” zu finden. Das Einzelhandels-Unternehmen mit Sitz in Leipzig hat bereits dort, in Erfurt und in Dresden Geschäfte mit nachhaltiger junger Mode eröffnet. Wie kommt es, dass in Zeiten von Corona, in denen andere Einzelhändler um ihre Existenz kämpfen, andere den Mut fassen, neue Geschäfte zu eröffnen? „Wir haben schon länger mit Göttingen geliebäugelt”, sagt Karsten Reichmann, Geschäftsführer von Mrs Hippie. Seit 1995 gibt es seine Firma. Zunächst, so sagt der Leipziger, wurden unter dem Mrs-Hippie-Dach vor allem Kleidungsstücke verkauft, die andere Firmen produzierten. „Nach und nach aber haben wir mehr und mehr unsere eigenen Stücke produzieren lassen”, sagt Reichmann. Heute sind etwa 80 Prozent des Sortiments eigene Produkte, angefertigt im Nachbarland Polen. „Wir stehen zwar nicht unter einem Gütesiegel, verstehen aber das Wort fair als Lebenseinstellung“, so der Unternehmer. Das gelte für den Umgang mit den Mitarbeitern wie für den Einkauf und die Produktion. Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen und Diskussionen um eine Schließung aller Nicht-Lebensmittelgeschäfte macht der Handelsverband Deutschland (HDE) deutlich, „dass der Einzelhandel kein Hotspot ist“. Eine eventuelle Schließung der Geschäfte sei laut HDE für eine effektive Pandemiebekämpfung nicht notwendig und würde im Weihnachtsgeschäft für enormen wirtschaftlichen Schaden sorgen. „Die steigenden Infektionszahlen machen dem Einzelhandel große Sorgen. Es ist in unser aller Interesse, das Infektionsgeschehen durch effektive und zielgerichtete Maßnahmen rasch wieder unter Kontrolle zu bringen“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die aktuellen Infektionszahlen unter den Beschäftigten des Einzelhandels belegten aber, „dass der Einzelhandel unabhängig von der Größe der Verkaufsfläche kein Infektionshotspot“ sei. „Offene Läden und die wirkungsvolle Bekämpfung der Pandemie sind kein Widerspruch, eine erneute Schließung vieler Geschäfte ist nicht notwendig“, so Genth weiter. Wenn dennoch Ladenschließungen angeordnet würden, plädiert der HDE dafür, diese frühestens nach dem 24.Dezember umzusetzen. Schneller Entschluss: Eröffnung nach sechs Wochen: Der Entschluss, in Göttingen ein Geschäft zu eröffnen, sei ziemlich kurzfristig im Spätsommer gefallen, so der Geschäftsführer. Seine Schwester habe bei einem Göttingen-Besuch die freien Ladenräume gesehen. Dann hieß es: „Wir machen das”, sagt Reichmann. Danach ging alles Schlag auf Schlag. „Wir hatten ja keine sechs Wochen bis zur Weihnachtssaison”, sagt er. Eröffnet wurde rechtzeitig zum Advent. „Die Resonanz bislang ist gut”, sagt der Leipziger. „Wir beobachten auch in unseren anderen Läden ein gestiegenes Interesse an unseren Produkten”, sagt er. Lesen Sie auch: Göttinger GameStop-Filiale schließt zum Jahresende Lesermeinung: Warum schließen so viele Geschäfte in der Göttinger Innenstadt? Corona-Krise: Diese Läden schließen in der Göttinger City Geschäft statt Weihnachtsausstellung: Mit einem ähnlichen Ansatz lässt auch Eilert Rössler Schmuck und Kunsthandwerk in aller Welt produzieren. Er hat an der Weender Straße 17, im ehemaligen Footlocker-Geschäft, „Joya Jewels” eröffnet. Zunächst allerdings als einen so genannten Pop-up-Store. Das Geschäft soll zunächst in der Vorweihnachtszeit geöffnet sein. „Wir planen aber, dass wir verlängern”, sagt Rössler. Seine Produkte bietet der Melsunger zu dieser Jahreszeit eigentlich auf Weihnachtsausstellungen und Märkten an. „Das fällt wegen Corona natürlich alles aus”, sagt er. Er freut sich, dass sein Geschäft in Göttingen gut angenommen wird. Wie Rössler erklärt, so entwerfe er den Schmuck für sein Geschäft selbst, Produzenten seien Familien beispielsweise in Indonesien und Thailand. „Viele kenne ich seit Jahren”, so Rössler. Mit dem Vermieter, der Firma Hanseatic, die das gesamte Sparkassen-Areal gekauft hat, habe er bereits gesprochen. „Bis dort umgebaut wird, können wir blieben”, sagt er. Berliner Modegeschäft: Auch an der Langen Geismarstraße ist ein Geschäft eröffnet worden, dass sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. „24 colors” heißt das Modegeschäft, dass in der ehemaligen Swapfiets-Filiale eingezogen ist. „24colours ist ein junges Modelabel, das im September 2009 in Berlin gegründet wurde”, so das Unternehmen auf seiner Webseite. Rund 40 Geschäfte und einen online-Shop betreiben die Berliner. Nach eigenen Angaben vermeidet die Firma „teure Mieten durch eine gute, aber keine Top-Lage”. Man verzichte zugunsten fairer Mode-Preise auf auf großangelegte Werbekampagnen. „Wir produzieren unsere Kleidung hauptsächlich in Italien, der Türkei und China und pflegen mit unseren Lieferanten bereits eine langfristige Beziehung. Bei diesen gelte der sogenannte BSCI-Verhaltenskodex”, so 24colors. Von Britta Bielefeld