Göttinger Demonstranten setzten sich für die Rechte Geflüchteter ein

Zu einer Kunstperformance hat das Bündnis „Lager auflösen jetzt!“ aufgerufen. Etwa 100 Menschen folgten dem Aufruf und demonstrierten am Donnerstag vor dem Neuen Rathaus gegen die Situation in den Geflüchtetenunterkünften in Göttingen und Griechenland. Dabei achteten die Demonstranten auf Sicherheitsabstände von 1,5 Metern. „Die Zustände in griechischen Geflüchtetenlagern sind ein Skandal und eine Schande für das reiche und vorgeblich zivilisierte Europa“, hieß es in einem von zwei Redebeiträgen. Dies sei vor der Corona-Krise bereits der Fall gewesen. Doch die Krise erhöhe die Gefahr für die Geflüchteten dort. „Aber auch hier in Göttingen kann der Schutz der Geflüchteten verbessert werden, indem Sammelunterkünfte geschlossen werden. Geflüchtete sollen dezentral untergebracht werden“, so eine der Forderungen. Leerstand bei Wohnraum und Hotels sei vorhanden. „So müssen sich Menschen in einigen Unterkünften noch immer zu viert ein Zimmer teilen. Es gibt teilweise Gemeinschaftsduschen und -küchen, die von mehr als zehn Personen genutzt werden, sowie oftmals kaum Zugang zu notwendigen Informationen oder ausreichend Desinfektionsmittel. Selbst in den großen Unterkünften Europaallee und Zietenterrasse sind die Bedingungen nicht akzeptabel: drei kleine Zimmer, maximal 65 Quadratmeter inklusive Küche und Badezimmer für sechs Personen – das heißt je zwei Personen pro Zimmer“, führt das Bündnis die Mängel in städtischen Unterkünften auf, die es dort beobachtet haben will. Ruhiger Verlauf: Die Demonstranten versammelten sich im Vorfeld in Gruppen an fünf Standorten. Am Zentralcampus trafen sich 20 Teilnehmer kurz vor der Demonstration, um mit dem Fahrrad zum Neuen Rathaus zu fahren. Dort lief die Performance friedlich ab. Die Demonstranten verteilten sich auf dem Hiroshimaplatz und standen dort in Abständen zueinander. Viele trugen Mund- und Nasenmasken und hielten Plakate und Transparente in die Höhe. Die Protestaktion löste sich schnell auf. Göttingens Sozialdezernentin Petra Broistedt (SPD) hält die Vorwürfe der Demonstranten auf Tageblatt-Nachfrage für überholt. Es handle sich um „gezielte politische Falschinformation“, so Broistedt. „Wir haben keine Massenunterkünfte in Göttingen, sondern Gemeinschaftsunterkünfte.“ In diesen Unterkünften seien Mundmasken und Desinfektionsmittel verteilt worden. In allen Unterkünften seien Betreuer eingesetzt, die die Geflüchteten über das Coronavirus und die aktuellen Verfügungen in mehreren Sprachen aufklärten. Ferner seien Quarantäneeinrichtungen und Isolierungswohnungen eingerichtet worden. „So sind wir vorbereitet, falls sich dort jemand infiziert. Bis jetzt ist zum Glück noch niemand in den Unterkünften an dem Virus erkrankt“, sagt Broistedt. Lesen Sie auch: Corona und Geflüchtete: Göttinger Oberbürgermeister-Puppe in der Kritik Covid-19: Stadt Göttingen stellt Quarantäne-Unterkunft für Geflüchtete und Wohnungslose bereit Von Anja Semonjek / mib

Kunstperformance - Göttinger Demonstranten setzten sich für Geflüchtete ein