Göttinger Dorfladen feiert 20 Jahre Bestehen im Ortsteil Roringen

Der Dorfladen „Unser Laden“ in Roringen ist 20 Jahre alt geworden. Ein Verein, der denselben Namen trägt wie das Geschäft, betreibt ihn. Zum Laden gehört auch das angeschlossene Berg-Café. Zentral im Ortszentrum gelegen, ist er der „soziale Begegnungspunkt“ des Dorfes, wie der 1. Vorstandsvorsitzende des Vereins, Werner Massow, sagt. Wer den Laden betritt, sieht links zunächst die Obst- und Gemüseauslagen, daneben gibt es Eier und Fleischwaren. In den Gängen Grundnahrungsmittel, aber auch Süßes und Drogerieartikel. Man kennt sich – die Kunden werden mit ihrem Namen begrüßt. Auf der großen Terrasse vor dem Laden steht ein mit roten Kugeln geschmückter Weihnachtsbaum. „Das Sortiment sind Erfahrungswerte“, sagt Massow. „Wir haben alles – nur nicht in 30 Varianten.“ Angelika Gerke ist ebenfalls im Vorstand tätig. Gerade habe sie noch Kartoffeln für den Dorfladen gekauft. „Das meiste bekommen wir aber von einem Großhändler, der sich auf kleinere Geschäfte spezialisiert hat“, sagt Massow. Höhen und Tiefen: Was heute „Unser Laden“ ist, war früher eine Sparkassenfiliale. Als diese nach ihrer Schließung leer gestanden habe, erzählt Massow, äußerten die Roringer mehrfach den Gedanken, „dass es doch schön wäre, wieder einen Dorfladen zu haben“ - 26 Jahre lang hatte es zuvor einen gegeben. Ehrenamtliche begannen mit den Planungen und führten schließlich die nötigen Umbaumaßnahmen durch. Unter anderem musste ein 400 Kilogramm schwerer Tresor weichen. Im August 2000 eröffnete dann „Unser Laden“. „Der Tiefpunkt kam 2010“, erinnert sich Massow, „damals war die Philosophie noch: Der Laden muss sich selbst tragen können.“ Auf diese Weise konnten die Kosten jedoch nicht gedeckt werden, „Unser Laden“ stand vor dem Aus. Bei einer Mitgliederversammlung, die unter dem Motto „Retten oder schließen“ stand, beschlossen die Mitglieder einen Jahresbeitrag von 48 Euro – das bedeutete schließlich die Rettung. „Mit den Mitgliedsbeiträgen und Spenden kommen im Jahr ungefähr 12 000 Euro zusammen. Damit können wir Verluste ausgleichen“, ordnet der erste Vorsitzende die heutige finanzielle Lage ein. Von den rund 400 Haushalten in Roringen, hätten 125 eine Mitgliedschaft, das verleihe Stabilität. Mehr als nur ein Laden: „Er ist mir ans Herz gewachsen“, sagt Gerke über den Dorfladen. Er bestimme auch den Wochenrhythmus. „Ich schätze die Geselligkeit und die Gemeinschaft an Freitagabenden und bin froh, dass es die Möglichkeit gibt, einfach hierher zu kommen und über verschiedene Dinge zu sprechen“, sagt Massow. Für zugezogene junge Familien sei der Laden auch ein Anlaufpunkt, um Kontakte zu knüpfen. Wenn das Berg-Café nicht wie aktuell coronabedingt geschlossen sei, werde freitags „gegrillt und auch ein bisschen gekneipt“. Dienstags gäbe es Waffeln und sonntags Kaffee und Kuchen; die Organisation koordiniert Gerke. Für das Waffeln backen sind Ehrenamtliche zuständig, die Kuchen werden gespendet. Rund 50 Ehrenamtliche engagieren sich für den Verein. Doch aktuell bleiben der Gastraum und der große, helle Wintergarten leer. „Das Café finanziert uns wesentlich mit“, erklärt Massow. Da sie aber ein Mischbetrieb, also kein reiner Gastronomiebetrieb, seien, erhielten sie keine Corona-Hilfen vom Bund. Der Roringer Dorfladen„Unser Laden“ ist nach eigenen Angaben als einziger Dorfladen in Deutschland vom Bundeslandwirtschaftsministerium als Modell- und Demonstrationsprojekt anerkannt. Der Verein „Unser Laden“ betreibt das gleichnamige Geschäft und das angeschlossene Café. Im Jahr 2017 förderte das Bundeslandwirtschaftsministerium den Dorfladen mit einer Zuwendung von 75 000 Euro. Das Geld habe der Verein in den Bau des Wintergartens und in eine professionelle Küche investiert, erzählt der Vorsitzende des Vereins, Werner Massow. Zu der Förderung ist eine 85 Seiten lange Projektdokumentation entstanden, die unter www.roringen.net/unser-laden zu finden ist. „Ich bin selbst Sozialwissenschaftler und dachte, wir machen eine Begleitstudie“, begründet Massow den Schritt, eine wissenschaftliche Arbeit in Auftrag gegeben zu haben. Neben der Förderung des Bundes hat „Unser Laden“ Gelder aus dem Leader-Programm der Europäischen Union erhalten, das Infrastrukturprojekte im ländlichen Bereich fördert. Lesen Sie auch Göttinger Albaniplatz soll autofrei werden Nikolaus verteilt Tüten mit Leckereien in Roringen Auch wenn in diesem Jahr einiges anders laufen muss: Ein Weihnachtsbaum steht wie in jedem Jahr auf der Terrasse – und auch der kleine Adventsbazar im Gastraum hat sich bewährt. Es gibt selbst Gestricktes, Fröbelsterne. Hergestellt von den Menschen aus dem Dorf, gehen die Erlöse an den Laden. Massow selbst hat in diesem Jahr eine Sonderbestellung aufgegeben: Wollsocken in Größe 46. Von Asja Wortmann