Göttinger Familie arbeitet für drei Jahre ehrenamtlich in Peru

Auf 2800 Metern Höhe liegt das Missionskrankenhaus Diospi Suyana, umgeben von den atemberaubenden Gipfeln der Anden. Diospi Suyana – in der Sprache der Quechua-Indianer, den direkten Nachfolgern der Inka, bedeutet das „Wir vertrauen auf Gott“. In der Stadt Curahuasi, in der das Krankenhaus liegt, laufen wie selbstverständlich Alpakas und Lamas über den Hubschrauberlandeplatz auf der Suche nach der besten Stelle zum Grasen. Es ist ein absolutes Hightech-Krankenhaus, gebaut nur aus Spenden. Das Hospital steht neben der armen Bevölkerung aus dem Süden Perus vor allem auch den Quechua-Indianern offen, eine der ärmsten Gruppen der Peruaner. Und genau dort wird die vierköpfige Familie Haupt aus Göttingen bald mit anpacken – und das ehrenamtlich. Die Kinder kommen mit nach Peru: „Wir werden dort mit unseren normalen Berufen hingehen, die wir auch hier in Göttingen ausüben“, sagt der doppelte Familienvater Christian Haupt. Er selbst ist Orthopädietechnik-Meister, seine Frau angehende Lehrerin für Spanisch und Biologie. Auch die Kinder Mia und Benjamin kommen mit nach Südamerika. „Wir haben dieses Projekt gefunden und können uns dort perfekt einbringen, da an das Krankenhaus auch noch eine internationale Schule angeschlossen ist, sodass wir beide unsere gelernten Berufe ausüben können“, sagt Christina Haupt. „Die Kinder gehen dann dort in den Kindergarten, der Teil der Schule ist. Also es hat wirklich perfekt für uns gepasst.“ Doch warum verlässt man seine Heimat, um in Peru zu arbeiten? „Gemeinsam haben Christian und ich schon einige Auslandserfahrungen gesammelt, und wir finden es toll, neue Kulturen, Menschen und Länder kennen zu lernen. Deshalb konnten wir uns vorstellen, mal wieder eine längere Zeit ins Ausland zu gehen“, sagt Christina Haupt. Sie hat gerade ihr Master-Studium abgeschlossen, das Referendariat fehlt der 29-Jährigen aber noch. „Das ist aber kein Problem, da es so etwas wie ein Referendariat in Peru nicht gibt“, so die angehende Lehrerin. Voller Vorfreude und Motivation: Das Projekt Diospi Suyana ist für die Familie Haupt eine Herzensangelegenheit. Voller Vorfreude und Motivation erzählen sie von ihren Plänen. Sie sind gläubige Christen, daher steht für sie auch der Gedanke der Christlichen Nächstenliebe im Vordergrund. „Bei diesem Projekt treffen einfach Anliegen aufeinander, die für uns ganz wichtig sind. Da es ein Missionskrankenhaus ist, in dem der christliche Glaube auch offen gelebt wird, ist das ein perfekter Weg, den Glauben mit der Arbeit zu verbinden. Deshalb passt das Projekt perfekt für uns“, sagt Christina Haupt. „ Als wir von dem Projekt gehört haben, haben uns gleich mehrere Sachen fasziniert“, schließt sich Christian Haupt an. „Einerseits ist es ein hochmodernes Krankenhaus, eines der modernsten in Peru. Das heißt, die Absicherung, falls mal etwas passieren sollte, ist da. Und was uns total fasziniert hat, war der Anspruch dieses Projekts – die beste Technik für die Ärmsten der Welt, also dieser Anspruch, diesen Menschen die bestmögliche Versorgung zu schaffen“, so der 31-Jährige. Die Quechua-Indianer leben in Peru in einer Art Parallelgesellschaft. Bis heute werden sie Opfer von ethnischer Verfolgung und gesellschaftlicher Diskriminierung. „Das ist einfach eine Randgruppe, die komplett aus dem Raster gefallen ist und nicht wirklich Teil der peruanischen Gesellschaft ist. Es gab keinen Zugang zu Bildung oder medizinischer Versorgung“, erzählt Christian Haupt. „In diesem Krankenhaus macht man eben keinen Unterschied, woher man kommt und ob man sich eine Behandlung überhaupt leisten kann. Alle werden gleich behandelt, denn dort dienen wir den Menschen aus Nächstenliebe, egal ob man Geld hat oder nicht. Und durch die gut ausgebildeten Fachkräfte an Schulen und dem Krankenhaus kann eine Versorgung, wie wir sie aus Europa kennen, sichergestellt werden.“ Die größte Hürde: Ende August soll es los gehen, nach Peru. Doch natürlich erschwert die Corona-Pandemie die Planung der Haupts. „Das Coole ist, dass wir eine Organisation in Deutschland haben, bei der wir ehrenamtlich angestellt sein werden. Diese Organisation entsendet uns dann wiederum zum Diospi Suyana“, erklärt Haupt. „Sprich, wir sind im Arbeitsverhältnis in Deutschland tätig und haben dadurch den Vorteil, dass die Krankenversicherung oder die Berufsgenossenschaft weiter in Deutschland abgewickelt wird. Und das beruhigt einen einfach. Natürlich auch mit dem Hintergedanken, dass man mit der Familie ein Risiko eingeht, gerade in dieser Zeit.“ Die größte Hürde für die Haupts ist im Moment, dass in Peru aufgrund der dort geltenden Corona-Schutzmaßnahmen alle Sprachschulen geschlossen sind. Wäre dies noch im August der Fall würde es direkt in den Einsatzort gehen, um die spanische Sprache dann vor Ort zu lernen. „Aber wir sind ja flexibel“, sagt Christian Haupt und lacht. Dabei läuft die Entsendung ähnlich wie bei einem Bundesfreiwilligendienst im Ausland. „Wir werden von unserer Organisation, der Vereinigten Deutschen Missionshilfe, mit einem Vorbereitungsseminar bestmöglich auf die Arbeit in Peru eingestimmt. Dann lernen wir unter anderem auch, wie viel Geld wir monatlich etwa benötigen werden, denn die Arbeit vor Ort ist ja rein ehrenamtlich, also gibt es kein Gehalt“, erzählt Christina Haupt. Daher baut sich die Familie Haupt gerade einen Kreis aus Spendern auf, um vor Ort leben zu können. „Bisher sind wir dabei, uns über Freunde und Familie diesen Spenderkreis aufzubauen. So macht das jeder Helfer am Diospi Suyana. Jeder hat diesen Freundeskreis hinter sich stehen, ähnlich wie bei einem Crowdfunding-Projekt, das dann quasi uns das Gehalt bezahlt“, erklärt Christina Haupt weiter. „Es sind also nicht nur die Missionare vor Ort, sondern es stehen ganz viele Menschen hinter diesem Projekt, die das Ganze erst mit ihrer Spende möglich machen.“ Lesen Sie auch Kolpingsenioren in Duderstadt lernen Peru kennen Weltkulturerbe - Lkw fährt über weltberühmte Nazca-Linien in Peru – GT - Göttinger Tageblatt Göttinger spenden 10000 Euro für Frauenhaus in Peru Vollgas auf der Arbeit: Besonders wichtig ist ihm, dass das die Mitarbeiter des Diospi Suyana-Projekts besonders darauf achten, dass sich die Missionare gut in Peru einleben: „Was auch wirklich cool ist, ist, dass wir als Paar erstmal jeder nur zu 50 Prozent arbeiten, damit man sich an die neue Kultur gewöhnen kann und sich erst einmal vernünftig einlebt, bevor man dann Vollgas auf der Arbeit gibt.“ Für die Familie Haupt startet das Abenteuer also nicht direkt im Krankenhaus. Zuerst muss Christian Haupt Spanisch lernen: „Ich werde vor Ort viel mit Patienten zu tun haben, da ist es einfach wichtig, gut in der Landessprache kommunizieren zu können. Und man startet auch erst die Arbeit im Krankenhaus, wenn man sich sprachtechnisch fit fühlt. Bei Christina ist das als Spanischlehrerin natürlich kein großes Problem.“ Und worauf freuen sich die Haupts am meisten? „Kulinarisch tatsächlich die Avocados“, erzählt Christina Haupt. „Aber auf der anderen Seite freue ich mich auch unheimlich auf den Berufsstart, denn ich habe bisher nur bei den Praktika des Studiums an Schulen gearbeitet, das wird natürlich ein großer Schritt für mich, da bin ich echt ganz gespannt“, erzählt Christina Haupt weiter. Für Christian Haupt wurde die Vorfreude noch durch seien Freundeskreis erhöht: „Ein guter Freund von mir war eine Zeit in Kolumbien und er sagte zu mir, Christian das wird dir super gefallen, die Mentalität und die Menschen dort, die Offenheit und Warmherzigkeit, da freue ich mich schon sehr drauf.“ Von Max von Schwartz