Göttinger Helden Polizistin im Corona-Einsatz

Seitdem die Landesregierung das öffentliche Leben in Niedersachsen durch Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus deutlich eingeschränkt hat, gibt es für die Polizei eine neue Aufgabe: Die Beamten sollen die Einhaltung dieser Regeln überwachen. Innenminister Boris Pistorius betonte Anfang der Woche, es werde strenge Kontrollen geben. Enja Fiedler ist in diesem Auftrag derzeit mit ihren Kollegen auf Göttingens Straßen unterwegs. Und nicht immer stoßen sie dabei auf Verständnis. Einige verstünden noch immer nicht den Ernst der Lage, sagt die Polizeikommissarin. Sätze wie „wir sind doch an der frischen Luft. Hier kann uns nichts passieren“ oder „Wir haben die ganzen letzten Wochen auch immer Zeit miteinander verbracht“ musste sie sich schon anhören. Auch beendete sie ein Fußballspiel, obwohl die uneinsichtigen Akteure beteuerten, sie würden den Mindestabstand doch einhalten. Stadtbild deutlich verändert: Doch dabei handele es sich glücklicherweise um Ausnahmen. Grundsätzlich habe sich das Stadtbild schon deutlich verändert, es seien weit weniger Menschen in Göttingen unterwegs, so Fiedlers Eindruck. Die Meisten würden mittlerweile zuhause bleiben und sich an die geltende Allgemeinverfügung und dementsprechend Abstand voneinander halten. Das können die Beamten selbst aber nicht immer umsetzen. „Im Streifendienst ist es in bestimmten Einsätzen nicht immer möglich, den Kontakt zu Personen komplett zu vermeiden“, erklärt Fiedler. Eine Festnahme beispielsweise kann nicht vorgenommen werden, ohne den Betroffenen anzufassen. Ansonsten würde sie aber sehr auf die angemessene Distanz und regelmäßige Hand-Hygiene achten. Das unangenehme Gefühl aber bleibe. „Wir wissen nie, ob die Person, mit der wir zu tun haben, möglicherweise infiziert ist.“ Weniger Publikumsverkehr: Aber nicht nur auf Streife hat das Coronavirus die Arbeit der Polizei verändert. Bestimmte Einsätze seien auch deutlich seltener geworden. So gebe es weniger Verkehrsunfälle, da die Straßen leerer geworden seien, erklärt die Beamtin. Auch der Publikumsverkehr auf der Wache sei rückläufig. Anzeigen würden in Zeiten der Kontaktsperre vermehrt über die „Online-Wache“ erledigt. Einen Polizeialltag ganz ohne Kontakt zum Bürger wird es dennoch niemals geben. Und deshalb sind Enja Fiedler und ihre Kollegen weiterhin für die Bürger da draußen unterwegs und zählen zu den Göttinger Helden in der Corona-Krise – auch wenn einige das nicht wahrhaben wollen. Von Markus Scharf

GT-Serie - Göttingens Helden in der Corona-Krise: Die Polizistin