Göttinger Heldin in der Corona-Krise: Die Physiotherapeutin

„Wir sind weiter für Sie da“, sagt Claudia Boie. Die Physiotherapeutin und Inhaberin der Praxis Vitalis, Bühlstraße 34, hat keinen Gedanken daran verschwendet, ihre Praxis „in diesen verrückten Zeiten“ zu schließen. „Das stand überhaupt nicht zur Debatte. Andere Krankheiten verschwinden ja nicht, nur weil es Corona gibt“, sagt sie. Sie und ihr Team aus vier engagierten Mitarbeiterinnen „gehören zur Grundversorgung im Gesundheitssystem“, deshalb müssten sie die Versorgung sicherstellen. „Alle wollen arbeiten“, lobt Boie. In ihrer Praxis arbeitet sie nun mit Mundschutz und Handschuhen, Termine müssen vorher telefonisch vereinbart werden. Auch ihre Patienten werden mit Masken ausgestattet, viele würden auch ihre eigenen tragen. „Das sieht schon lustig aus, wenn sie reinkommen.“ Die Atemmasken seien schwer zu bekommen, sagt sie, auch „überteuertes“ Desinfektionsmittel habe sie schon gekauft. Die Schutzmaßnahmen seien nötig, schließlich stehen die Krankengymnastinnen in direktem Kontakt zum Patienten. Den geforderten Abstand einhalten könne sie schließlich nicht. „Unseren älteren Risikopatienten haben wir vom Besuch abgeraten“, sagt sie. Alle anderen benötigen eine ärztliche Verordnung, damit sie behandelt werden dürfen. Auch emotional nah am Patienten: Doch nicht nur körperlich, auch emotional ist Boie immer nah an den Patienten. In den Gesprächen versuche sie, das Thema Corona zu vermeiden. „Das tut den Patienten gut, es eine Weile nicht als Thema zu haben.“ „Es ist etwa die Hälfte weniger los“, beschreibt die Physiotherapeutin die aktuelle Lage. Anfangs war die Situation schwierig, denn „wir wussten nicht, was ist erlaubt, was nicht.“ Außerdem wären viele Patienten unsicher gewesen, ob die Praxis geöffnet habe. Boie hofft, dass sie Kurzarbeit vermeiden kann – schließlich sei dies „bei vielen Kollegen bereits Thema“. Und: „Ich hoffe, dass ich das durchhalte.“ Dieses Schicksal teilt sie mit vielen ihrer Kollegen: Unter den Göttinger Physiotherapeuten besteht ein reger Austausch und ein guter Zusammenhalt. Boie lobt das deutsche Krisenmanagement: Lob hat die Göttingerin für das deutsche Gesundheitssystem und Krisenmanagement parat: „Wir können froh sein, dass wir in der Krise in Deutschland leben. Das System funktioniert.“ Dass vor allem die Menschen aus dem Niedriglohnsektor ohne Murren zur Arbeit gehen, um Deutschland am Laufen zu halten, beeindrucke sie sehr. „Das ist ganz toll.“ Der Zusammenhalt, den die Gesellschaft derzeit zeige, mache Hoffnung. Auch die Genesenenzahlen würden ihr Mut machen, sagt Boie. Die Corona-Krise werde vorübergehen, ist sie sicher. Allerdings nage die „Ungewissheit, wann“ an vielen Menschen. Sie habe beim Kontakt mit den Menschen in ihrer Praxis kein mulmiges Gefühl. Boie und ihr Team werden weiterhin geöffnet haben. Denn: „Hätte ich Angst, könnte ich nicht arbeiten.“ Mehr zum Thema: Göttingens Helden in der Corona-Krise: Die Apothekerin Göttingens Helden in der Corona-Krise: Der Zeitungszusteller Von Tobias Christ

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