Göttinger Impfzentrum: Chaos nach erneuter Panne des Landes abgewendet

Die Bilder verschwinden so schnell nicht aus dem Kopf: Am Mittwoch, 3. März, mussten Dutzende Senioren vor dem Corona-Impfzentrum Siekhöhe in Göttingen stundenlang ausharren. Es hagelte deutliche Kritik. Laut Stadtverwaltung hatte das Land bei der Terminorganisation Fehler gemacht, was zu einem nicht vorhersehbaren Andrang führte. Daraus scheinen die Verantwortlichen allerdings gelernt zu haben. Jedenfalls kam es am jetzt zu einer ähnlichen Informationspanne, wie der Göttinger Verwaltungssprecher Dominik Kimyon bestätigt: „Am vergangenen Sonnabend wurden etwa 530 Menschen im Impfzentrum Siekhöhe geimpft, angemeldet waren rund 350. Grund ist, dass das Land Niedersachsen kurzfristig die Impfung von Menschen der Prioriät 2, also über 70-jährige und Menschen mit besonderen Vorerkrankungen, zugelassen hat. Das war im Vorfeld nicht mitgeteilt worden und hatte somit zu einem entsprechenden Anstieg geführt.“ Diesmal aber blieb das Chaos aus. Was also lief am Sonnabend anders als bei der Panne am 3. März? Die Gründe dafür sind vielschichtig. Impfzentrum Siekhöhe: Stadt rüstet nach: Die Göttinger Stadtverwaltung habe nach dem Chaos Anfang März am Impfzentrum Siekhöhe umgehend reagiert, wie Kimyon berichtet. „Wir haben noch am Abend zwei große Zelte und Stühle im Außenbereich aufstellen lassen, um bei größerem Andrang und auch im Sommer im Außenbereich eine Wartezone bereitzuhalten. Auch wurde ein zweiter Eingangsbereich und eine zweite Wartezone für die vierte Impfstraße eingerichtet.“ Zudem sei der Vorfall „auf Leitungsebene natürlich besprochen und analysiert“ worden. Betroffene vom 3. März hatten aber nicht nur die langen Wartezeiten kritisiert. Einige beschwerten sich auch über den ihrer Ansicht nach unfreundlichen Ton von Mitarbeitern und dem Sicherheitsdienst. Tageblatt-Leser berichteten von „schroffen Antworten“ auf Fragen und „respektloser Behandlung“. Andere Leser hingegen lobten das Personal ausdrücklich: Es habe trotz der Umstände an besagtem Mittwoch einen kühlen Kopf bewahrt, insgesamt habe eine „angenehme Stimmung“ geherrscht, die Mitarbeiter seien „freundlich und höflich“ gewesen. Sie hätten es nicht verdient, den Frust über eine Panne abzubekommen, für die sie nichts könnten. Stadtverwaltung reagiert auf Kritik: Wie auch immer die Menschen die Situation am 3. März letztendlich erlebt haben: Es wurde offenbar gehandelt. Die Stadtverwaltung jedenfalls nahm sich die Kritik nach Angaben von Kimyon zu Herzen, auch wenn an besagtem Tag „alle Mitarbeiter bemüht und besorgt waren, die Situation bestmöglich im Sinne der Wartenden zu bewältigen“. Denn, so sagte der Verwaltungssprecher in der vergangenen Woche auf Anfrage: „Wir haben großes Verständnis dafür, dass die Situation insbesondere für ältere Menschen eine Last war, und werden auch intern schauen, an welchen Stellen beispielsweise Abläufe zu optimieren sind.“ Lesen Sie auch Göttingen: Oft Grippe-Symptome nach Astrazeneca, aber keine schweren Verläufe Corona Frage des Tages: Was sagen ich meinem Kind zu Kita Öffnungen? Lehrer in Niedersachsen: Psychische Belastung durch Unterricht im Dauerkrisenmodus Die Maßnahmen scheinen gefruchtet zu haben, wie sich jetzt zeigte. „Ungeachtet der nicht geplanten Zahl von impfbereiten Menschen wurde jeder einzelne Termin mit der gewohnten Professionalität und Kompetenz der Mitarbeitenden des Impfzentrums Siekhöhe durchgeführt“, kommentiert Kimyon den Verlauf der Impfungen am vergangenen Sonnabend. Die Atmosphäre sei „durchweg als angenehm beschrieben“ worden. „Die erst kürzlich für solche Fälle vor dem Eingangsbereich aufgestellten Großzelte mit Sitzgelegenheit konnten am Sonnabend gut für den Überraschungsansturm genutzt werden. Insgesamt verlief der Impftag trotz des unerwarteten Ansturms ausgesprochen gut“, so der Verwaltungssprecher. Lob von Tageblatt-Lesern: Mitarbeiter des Impfzentrums und mehrere Tageblatt-Leser bestätigten diesen Eindruck. Jannis Pochert, der seit Dezember als Impfberechtigter auf der Siekhöhe arbeitet, sagte, man sei vor Ort eben von der Terminvergabe des Landes abhängig. Wenn dort kurzfristig beschlossen werde, zusätzliche Zeitfenster freizugeben, könne man nur noch reagieren. Das habe man am Sonnabend getan – schnell und effektiv. Betroffene Bürger lobten denn auch ausdrücklich die gute Organisation trotz der schwierigen Umstände. Die Wartezeit sei überschaubar gewesen, das Personal höflich, sagten sie gegenüber dem Tageblatt. Eine Frau brachte es auf den Punkt: „Vom THW bis zum Arzt, jeder war superfreundlich.“ Wie läuft ein Termin im Impfzentrum ab, welche Stationen gibt es, welche Dokumente müssen ausgefüllt werden? Und was sollten Impflinge vorab bedenken? Dominik Kimyon, Sprecher der Göttinger Stadtverwaltung, gibt Auskunft. Demnach gliedert sich das Procedere wie folgt, wobei insgesamt mit einem Zeitaufwand von etwa 45 bis 60 Minuten zu rechnen ist: 1. Eingang mit Fiebermessen. 2. Registrierung: Dort werden die Unterlagen ausgehändigt. Dazu zählen der Anamnesebogen und die Impfeinwilligung in doppelter Ausfertigung nach Vorgabe des Landes. 3. Im Wartebereich können die Dokumente ausgefüllt werden. 4. Es folgt das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt. 5. Anschließend erfolgt die Impfung. 6. Im Ruhebereich ist eine Pause von 15 Minuten einzulegen. 7. Am Ausgang ist schließlich der Laufzettel abzugeben. „Eine besondere Vorbereitung ist nicht notwendig“, sagt Kimyon. „Als Empfehlung lässt sich aber sagen, nicht zu früh im Impfzentrum zu erscheinen. Das verlängert nur die Wartezeit.“ Mitzubringen seien der Personalausweis und – wenn vorhanden – der Impfpass. Sollte ein Medikamentenplan vorhanden sein, sollte der für das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt ebenfalls mitgebracht werden. Von Andreas Fuhrmann