Göttinger Innenstadt-Händler schlagen Alarm: „#AllWeNeedIsLoveAndMoney“

Der Einzelhandel leidet weiterhin stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Zahlreiche Unternehmen sind in ihrer Existenz bedroht – auch in Göttingen. Darauf will Pro-City mit der Initiative „#AllWeNeedIsLoveAndMoney“ hinweisen. Die Interessenvertretung der Göttinger Innenstadtunternehmen sieht die Vielfalt der Einkaufsstraßen bedroht, sollten verlässliche Vorgaben zu weiteren Öffnungen sowie finanzielle Hilfen ausbleiben. Mit Luftballons und Plakaten werden die Händler in der Göttinger Innenstadt am Freitag auf die schwierige Situation hinweisen, wie Pro-City mitteilt. An der Initiative „#AllWeNeedIsLoveAndMoney“, die in Bremen ihren Ursprung hat, beteiligen sich demnach nicht nur Mitglieder von Pro-City, sondern auch weitere Unternehmen aus der Göttinger Innenstadt. In anderen Städten sind ähnliche Aktionen geplant. Insbesondere kleine Unternehmen sind bedroht: Warum mit Luftballons auf Existenznöte hinweisen? Die Aktion solle zeigen, was die Einkaufsstraßen in der Innenstadt ausmacht – und was nun besonders bedroht sei: die Vielfalt. „Vom Facettenreichtum der Geschäfte, Galerien, Studios, Praxen, gastronomischen Betriebe und anderen profitieren Lebensqualität ebenso wie Wirtschaftskraft“, heißt es. Die Teilnehmer der Aktion kritisieren vor allem, dass es weiterhin keine Perspektive gibt, unter welchen Bedingungen weitere Lockerungen des Lockdowns folgen. Diese Ungewissheit gepaart mit ausbleibender finanzieller Unterstützung des Staates bedrohe vor allem kleine Unternehmen, wie Pro-City erklärt. Forderung nach finanziellen Hilfen und einer Öffnungs-Strategie: „Wir wünschen uns von der Politik ein mit Handlungen untermauertes Bekenntnis zur wirtschaftlichen Bedeutung der kleinen und kleinsten Unternehmen, tragfähige und spezifische Hilfen sowie verlässliche Strategien zur Wiedereröffnung und Wiederbelebung der wirtschaftlichen Existenzen“, sagt Susanne Heller. Die Vorstandsvorsitzende von Pro-City betont: „Individualität und Vielfalt bilden die Grundlage für die Attraktivität der Innenstadt.“ Die niedersächsische Landesregierung hat den Kommunen Ende Februar ein Soforthilfeprogramm über etwa 100 Millionen Euro für die Innenstädte aus EU-Mitteln in Aussicht gestellt. Die Gespräche darüber laufen (siehe Info-Kasten). Geld, das die Unternehmen laut Pro-City dringend benötigen. Kunden können nach Terminvereinbarung einkaufen: Für einige Händler gab es zuletzt trotz finanzieller Sorgen immerhin einen kleinen Lichtblick. In Landkreisen, wo die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 liegt, dürfen Kunden nach vorheriger Terminvereinbarung wieder im Geschäft einkaufen. Das ist in Göttingen der Fall. Dieser Lockerungsschritt fällt zusammen mit einer weiteren Aktion von Pro-City: den „Göttinger Glücksmomenten“. Noch bis zum 27. März begrüßen Pro-City-Mitglieder ihre Kunden mit kleinen Geschenk-Tüten, die zum Beispiel Frühlingsblumen enthalten. Die Aktion gibt es bereits seit 2013 anlässlich des Weltglückstags am 20. März. Die niedersächsische Landesregierung hat den Kommunen zur Wiederbelebung der Innenstädte Soforthilfen von rund 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das Rettungsprogramm soll aus EU-Mitteln finanziert werden. Derzeit laufen darüber Gespräche mit der EU-Kommission. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Niedersachsen begrüßt die Pläne der Politik. „Unsere Innenstädte und Ortskerne in Niedersachsen stehen vor immensen Herausforderungen“, sagt IHKN-Präsident Uwe Goebel. „Das von der Landesregierung angekündigte Soforthilfeprogramm über 100 Millionen Euro ist daher ein wichtiges Signal der Politik, sich den aktuellen Problemen zu stellen und unsere Zentren als Wirtschaftsstandorte zu erhalten. Jetzt ist die richtige Zeit, um unsere Innenstädte von morgen zu gestalten,“ so Goebel. Neben den 100 Millionen Euro aus EU-Mitteln könnten weitere 50 Millionen Euro des Bundes hinzukommen. Kommunen und Unternehmen drängen wegen des Lockdowns schon länger auf stärkere finanzielle Unterstützung. „Während des Lockdowns haben die Innenstadthändler großes Engagement, maximale Flexibilität und viel Einfallsreichtum bewiesen, um auch weiterhin für ihre Kunden da zu sein, von denen sich viele auch sehr solidarisch gezeigt haben“, erklärt Elisabeth von Alvensleben. Das habe den persönlichen Kontakt im Geschäft aber nicht ersetzen können, betont die Interimsgeschäftsführerin von Pro-City. Zwischen Existenznöten und „Glücksmomenten“: „Alle Innenstadthändler freuen sich deshalb sehr, dass sie ihre Kunden wieder im Geschäft begrüßen können – und vielen Kunden geht es andersrum genauso. Ein echter Glücksmoment also, zu dem unsere traditionelle Aktion prima passt“, so Alvensleben. Zwischen Existenznöten und kleinen „Glücksmomenten“ – so stellt sich die Situation der Händler in der Göttinger Innenstadt derzeit dar. Von Von Filip Donth