Göttinger Kita-Stadtelternrat fordert schnelle Öffnung der Kitas

Mit den Worten „Wir Eltern sind entsetzt, ob der Entwicklungen hinsichtlich der anhaltenden Kita-Schließungen trotz stetig sinkender Inzidenzwerte“ hat sich der Kita-Stadtelternrat Göttingen nun an die Politik und Stadtverwaltung gewandt. Noch vor einer Woche sei von der Landesregierung Hoffnung gemacht worden, doch nun blieben Kindertagesstätten wegen der aktuellen Corona-Verordnung weiterhin geschlossen. Die Notbetreuungsplätze würden nicht ausreichen, heißt es vonseiten des Kita-Stadtelternrates weiter. Und: „Die Belastungsgrenze ist erreicht.“ Lesen Sie auch Göttingen: Luftreinigungsanlagen für Kitas angedacht Kitabeiträge sollen in Göttingen auch 2021 erhöht werden Göttingen: Mitarbeiterin der Kita Faßberg muss Essen für 40 Kinder selbst kochen Der Anspruch der Kinder auf Bildung und Teilhabe an der Gesellschaft werde nicht berücksichtigt. Familien warteten jetzt seit fast einem Jahr auf Perspektiven. „Wo sind diese?“, fragt der Kita-Stadtelternrat. Denn statt Plänen zur Verbesserung des Infektionsschutzes und dadurch mögliche Öffnungen lasse die Regierung den Konflikt zwischen Bedürfnissen der Kinder und Eltern sowie Kapazitäten und Vorgaben der Kitas dort austragen, „wo wir auf ein freundliches Vertrauensverhältnis dringend angewiesen sind: zwischen Eltern und Kitas“. „Wir sind am Ende“: Eine Umfrage der niedersächsischen Landeselternvertretung zeige eines mehr als deutlich: „Wir sind am Ende.“ Nach den Ergebnissen der Umfrage, an der knapp 10000 Eltern in Niedersachsen teilnahmen, empfinden knapp 60 Prozent der Eltern die derzeitige Situation als belastend oder sehr belastend. Dabei unterscheiden sich die Antworten bei Alleinerziehenden, getrennt lebenden Partnern oder Ehepartnern kaum. Wann Schulen und Kitas wieder öffnen dürfen, entscheidet nicht etwa die Bundesregierung oder die Gemeinde: Die teilweise Schließung oder Öffnung der Kindertageseinrichtungen in Niedersachsen obliegt aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen dem Land. Vorerst bis zum geplanten Ende des Lockdowns am 7. März sollen Kitas weiterhin eine Notbetreuung in der Regel bis zur Hälfte der üblichen Gruppengrößen anbieten (Krippe bis 8 Kinder, Kindergarten bis 13 Kinder, Hort bis 10 Kinder), sind im Grundsatz aber geschlossen, heißt es auf der Internetseite des Niedersächsischen Kultusministeriums. Tagespflegepersonen könnten aufgrund der Kleinstgruppen von maximal fünf zeitgleich betreuten fremden Kindern weiterhin im üblichen Rahmen Betreuung anbieten. Für Großtagespflegestellen gelten analoge Regelungen wie für die Kindertageseinrichtungen. Das bedeutet, das Szenario C gilt vorerst weiterhin im Land Niedersachsen. „Davon kann die Stadt Göttingen nicht abweichen“, heißt es aus der Stadtverwaltung. Ausgenommen davon sei unter anderem eine Notbetreuung, für die das Land Rahmenbedingungen festgelegt hat. Sie sei „unter Berücksichtigung der vorhandenen Kapazitäten auf das notwendige und epidemiologisch vertretbare Maß zu begrenzen“. Die vorhandenen räumlichen und personellen Kapazitäten variierten in den Einrichtungen und könnten vom jeweiligen Träger beurteilt werden. Deshalb seien für die Organisation der Notbetreuung in den Kitas die Einrichtungsträger zuständig. Das Land Niedersachsen gebe lediglich Empfehlungen und orientierende Hinweise. „Meinen beiden Kindern geht es sehr schlecht mit der Situation. Wir Eltern versuchen, der Arbeit und den Kindern gerecht zu werden, was einfach nicht mehr geht. Wir bekommen nur drei Tage die Woche eine Notbetreuung, weil wir drei Tage zur Arbeit müssen. An den anderen beiden Tagen Homeoffice mit Kindern. Es ist eine Gratwanderung. Wir sind mit den Kräften langsam am Ende“, wird ein Elternteil in der Umfrage zitiert. Auch die Folgen für die Kinder seien deutlich: „Meine Große ist sehr scheu geworden, hat Angst vor anderen Kindern“, ist dort zu lesen. Auch dass die Kinder sich nicht mehr mit ihren Freunden treffen dürften oder Geburtstagspartys ausfallen müssen, wird dort thematisiert. „Der psychische Zustand ist eine Katastrophe“, schreibt ein Elternteil. Forderungen: Corona-Tests und Luftreiniger: Deshalb fordert der Kita-Stadtelternrat in Göttingen zum einen technische und finanzielle Hilfen. So sprechen sich die Mitglieder für die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten in den Kindertagesstätten aus, wie sie der Rat der Stadt Göttingen jüngst für die Schulen beschlossen hat. Doch würden die Kita-Träger dabei weder mit Empfehlungen noch Weisungen oder Geld unterstützt. „Investitionen in diesem Bereich sind nicht nur kurzfristige Maßnahmen, sondern schützen nachhaltig die Zukunft unseres Landes – unsere Kinder“, heißt es weiter. In diesem Bereich tut sich bereits etwas: Ein entsprechender SPD-Antrag zur Anschaffung der Luftreiniger für Kitas wurde vom Rat in die nächste Sitzung des Bauausschusses am Donnerstag, 16. Februar, überwiesen. Das würde der nächsten Forderung des Kita-Stadtelternrates Auftrieb verleihen: nämlich der vollständigen Öffnung der Kindertagesstätten. Dafür müssten Vorkehrungen zum Infektionsschutz und Möglichkeiten für Corona-Tests geschaffen werden, schreiben die Elternvertreter. Deshalb werde eine Priorisierung der Erzieherinnen und Erzieher bei den Impfungen gefordert – dies scheint die Bundesregierung bereits zu planen. Bislang gehörten Erzieher zur Impfgruppe 3, nun wollen die Regierungschefs sie in Gruppe 2 vorziehen. Ein entsprechender Prüfungsauftrag an die Länder wurde bereits erteilt. Stadtverwaltung ist machtlos: Die Göttinger Stadtverwaltung ist sich der Probleme bewusst: „Im Grunde versteht die Stadt die Eltern und unterstützt die Forderungen, allerdings bedarf es einer Abwägung zwischen den Belangen der Eltern und denen der Pandemie. Der Appell richtet sich ans Land. Aber die Kommunen sollen es vor Ort richten und fühlen sich genauso allein gelassen“, lautet ihre Stellungnahme. Bei den Luftreinigern gelte dasselbe wie in Schulen: Sie seien ergänzend sinnvoll, das Kultusministerium werde aber selbst bei einer Bereitstellung keine Ausnahme zur Öffnung der Kitas erteilen. Auch zur Impf-Reihenfolge antwortet die Stadtverwaltung: In der neuen Impf-Verordnung ist geregelt, mit welcher Priorität Personal in Kinderbetreuungseinrichtungen geimpft wird. „Die Personengruppe wird nach § 4 Abs. 1 Nr. 8 der Verordnung in der dritten Priorität geimpft. Bezüglich der Testung von Kita-Personal steht eine Landesrichtlinie aus, die zunächst abzuwarten ist“, heißt es. Von Tobias Christ