Göttinger Marius Wirtz erklärt seinen Erfolg beim Video-Portal TikToK

Marius Wirtz ist 22 Jahre alt, studiert in Göttingen Wirtschaftsinformatik und bezeichnet sich als „Social Media Nerd“. Er dreht Videoclips und lädt sie auf seinem Tiktok-Profil hoch. Dort folgen ihm rund 95 000 Menschen. In den Clips behandelt er die Themen Wirtschaft, Technik und Social Media. Für diejenigen, die noch keine Erfahrungen mit der Plattform haben, gibt Wirtz nun Tipps, wie der Tiktok-Dreh gelingt. Welches Smartphone eignet sich für Tiktok-Drehs? „Grundsätzlich kann man mit jedem Smartphone Tiktoks drehen“, sagt Wirtz. Allerdings seien moderne iPhone- oder Android-Smartphones wegen der besseren Bildqualität zu empfehlen, wie das iPhone 11 oder 12 (Pro) oder das Samsung Galaxy S20 FE. Wirtz empfiehlt, die Videos mit der Rückkamera zu filmen, da diese grundsätzlich eine bessere Videoqualität bietet. Hierbei könnten Programme wie der „5K Player“ nützlich sein, damit sich die filmende Person selber sieht. Um eine gute Ausleuchtung zu erzielen, könnte ein Ringlicht hilfreich sein. Oft reiche es jedoch, sich bei Tageslicht vor ein Fenster zu stellen. Wie baue ich ein Video auf? Ein spannender Anfang ist sehr wichtig, so Wirtz. „Ein Köder, der das Interesse weckt, ist bedeutend – wenn das kein Bestandteil des Videos ist, scrollen die User einfach weiter.“ In einem „Do it yourself“-Video könnte etwa das Ergebnis direkt am Anfang gezeigt werden. „Dann kommt der Schnitt, und man zeigt die Entstehung des Produkts.“ Einige Sprüche würden zudem Spannung erzeugen, wie zum Beispiel dieser: „Du wirst mir nicht glauben, was gestern passiert ist.“ Ein Tiktok daure jedoch maximal 60 Sekunden. Außerdem sei die Aufmerksamkeitsspanne der Nutzer gering. „Deswegen sollten die Inhalte auf das Wichtigste beschränkt sein.“ Was muss ich bei der Themenauswahl berücksichtigen? Die Zielgruppe auf Tiktok sei jung, etwa 18 Jahre alt, schätzt Wirtz. Diese Zielgruppe sollte vor allem angesprochen werden. Schulthemen seien zum Beispiel sehr beliebt. „Auch aktuelle Themen werden viel auf Tiktok diskutiert, wie zu der US-Wahl neulich. Ich habe letztens wiederum über die neuen Kopfhörer von Apple diskutiert, die 600 Euro kosten“, sagt Wirtz. Mädchen und Frauen würden darüber hinaus gerne Make-Up-Videos schauen. Auch mit einem Nischenthema wie dem Kleingärtnern könne man bekannt werden. Wichtig sei, mit Begeisterung ein Thema zu behandeln. Auch Menschen, die mit Leidenschaft von ihrem Beruf erzählen, bekämen unter ihren Videos viele Kommentare und Nachfragen. Der Nutzer „Herr Anwalt“ bereite juristische Themen interessant auf, findet Wirtz: Die Clips beginnt er mit einem kleinen Schauspiel, dann beantwortet er eine Frage wie „Ist es verboten, dass man vor den Ferien Hausaufgaben kriegt?“ Was könnte ich zu Weihnachten für ein Video drehen? Da fallen Wirtz spontan gleich mehrere Vorschläge ein: Frauen könnten zeigen, wie sie ein weihnachtliches Make-Up auflegen. „Oder man zeigt seine Weihnachtsgeschenke: Wenn jemand eine Alexa bekommen hat, kann er vorstellen, was das Gerät alles machen kann.“ Wie gelingt es mir, dass viele Menschen meine Videos sehen? Interessant ist laut Wirtz, dass auch ein Nutzer mit keinerlei Abonnenten es schaffen kann, dass sein Video von Hundertausenden Menschen gesehen wird. Denn jeder Nutzer hat eine eigene Vorschlagsseite. Eine künstliche Intelligenz schlägt dort Videos vor, die den Nutzer interessieren könnten. „Ich habe zum Beispiel neulich erst von einem sehr bekannten Tiktoker erfahren – der tauchte auf meiner Seite bisher nicht auf“, erklärt Wirtz. In jedem Falle sollte die Qualität in den Tiktoks gut sein – wenn Bild und Ton nicht stimmen, werde das Video schnell weggewischt. Sie zähltzu den meistgeladenen Apps und den am schnellsten wachsenden Netzwerken: TikTok ist vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Bei der Anwendung handelt es sich um ein soziales Netzwerk, ähnlich wie Youtube oder Instagram. Die Anwendung wurde im September 2016 unter dem Namen Douyin gegründet. Zunächst war die App vor allem auf dem chinesischen Markt präsent, 2017 weitete TikTok das Geschäft auf andere asiatische Märkte aus. Der große Durchbruch gelang im November 2017 mit der Übernahme der ebenfalls chinesischen App Musica.ly, die bis dahin 200 Millionen registrierte Nutzer hatte. Der Schwerpunkt von TikTok liegt auf kurzen Videos, die meist in Eigenregie gefilmt und mit Musik unterlegt sind. Die Akteure der Clips singen, tanzen oder bewegen ihre Lippen zu den Songs. Um auf TikTok zugreifen zu können, benötigen Nutzer zunächst die App auf ihrem Smartphone. Über den Desktop ist TikTok zwar auch zu erreichen, aber nicht im vollen Umfang zu nutzen. Von Anja Semonjek