Göttinger „Nummer gegen Kummer“ hat selber Kummer

Der Förderverein Kinder- und Jugendtelefon (KJT) Göttingen ist verschuldet. Seit über 30 Jahren finanziert sich der Verein hauptsächlich über Spenden. Da diese Zuwendungen aber nicht regelmäßig kommen, jedoch einen Großteil des Einkommens ausmachen, entstand im Verein in den vergangenen zwei Jahren ein Defizit in Höhe von 13000 Euro, so Andrea Hofmeister von der Geschäftsführung. Das KJT Göttingen ist einer von 79 Standorten unter der „Nummer gegen Kummer“. Die ehrenamtlichen Berater, die eingesetzt werden, um Heranwachsenden in verschiedenen Lebenslagen zu helfen, erhalten zu Beginn eine Ausbildung. Im Jahr 2019 gingen über 6500 Anrufe bei den momentan 35 Beratern ein. 90 Prozent der Anrufer waren zwischen zehn und 17 Jahren alt und 14 Prozent wendeten sich aufgrund von erlittener Gewalt an die Freiwilligen. Damit den Kindern und Jugendlichen weiterhin geholfen werden kann, werden Nachfolger für den Vorstand benötigt. Die Suche gestaltet sich jedoch schwierig, da sich aufgrund des Defizits und des unsicheren Einkommens niemand traut, in den Vorstand zu wechseln, erklärt Hofmeister. „Darin liegt unser eigentliches Problem.“ Im Jahr 45000 Euro an Kosten: Im Jahr benötigt der Verein 45000 Euro für Raummiete, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, für Koordination und Ausbildung der Beratenden. Um das finanzieren zu können, erhält der Verein verschiedene Zuschüsse. Die Stadt Göttingen gewährt dem KJT einen Mietzuschuss, legt Hofmeister dar. „Diese Zuschüsse belaufen sich auf 9000 Euro. Das bedeutet, uns fehlen jedes Jahr 36000 Euro, die wir durch Spenden ausgleichen müssen.“ Die Hilfsgelder machen damit den größten Teil der Einnahmen aus, sind aber zu unsicher und kommen nicht regelmäßig. Der Verein benötigt dringend feste Finanzierungen, um sein Einkommen zu sichern. „Wir hoffen, dass wir dann Kandidaten für den Vorstand finden können“, so Hofmeister. Andere Vereine, wie der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) in Göttingen, der die „Nummer gegen Kummer“ ins Leben gerufen hat, haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, wie Hofmeister berichtet. Der DKSB finanziert sich auch hauptsächlich durch Spenden. Zusätzlich erhalte der Verein aufgrund seiner Größe einen Landeszuschuss, der dem KJT fehle. Den anderen Standorten des KJT ist das Problem auch bekannt. Vereine, die keine feste Finanzierung haben, sind auf Hilfe von außen angewiesen, die aber nicht immer kommt, sagt sie weiter. Hilfe über Stiftung möglich: Die Vorstandsvorsitzende des KJT, Gisela Wetzel-Willert, wendete sich mit der Bitte um Unterstützung an Ratsherr Edgar Schu (Linke). Dieser stellte das Problem im Finanzausschuss vor, da er das Anliegen für sehr berechtigt hält, wie er gegenüber dem Tageblatt erklärt. Er ist ebenfalls der Meinung, dass der Verein Hilfe braucht: „Es müssen Profis gefunden werden, sonst bricht der Standort zusammen.“ Einen ersten Lösungsansatz für das KJT hat Ratsfrau Karin Schultz, sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, die dem Verein rät, sich an die Göttinger milde Stiftung zu wenden und dort einen Förderantrag zu stellen. Die Stiftung unterstützt gemeinnützige Organisationen in Göttingen und hat sich zum Ziel gesetzt, hilfebedürftige Menschen zu unterstützen. „Wir sind sehr optimistisch, dass der Verein positiv seitens der Stiftung begleitet wird und das Projekt zukünftig auf einer finanziell soliden Basis stehen kann“, so Lauritz Kawe, Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion Göttingen. Weiter erklärt er, dass diese „wichtige ehrenamtliche Arbeit“ nicht an der zu geringen finanziellen Unterstützung seitens der Stadt scheitern darf. Links: https://kjt-goettingen.de/ https://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Goettingen/Kinder-und-Jugendtelefon-Bundesverdienstkreuz-fuer-Vereinsvorsitzende-fuer-Wetzel-Willert https://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Goettingen/Rotary-Club-Goettingen-Hann.-Muenden-spendet-13850-Euro Von Ronja Heinemann

Kinder- und Jugendtelefon - Göttinger „Nummer gegen Kummer“ hat selber Kummer – Wer hilft?