Göttinger Ordnungsamt registriert 154 Corona-Verstöße

Die Infektionszahlen gehen seit Tagen stetig zurück. Die regionalen Impfzentren der Region sollen trotz Wintereinbruch noch in dieser Woche in Betrieb gehen. Am Mittwoch, 10. Februar, beraten Bund und Länder erneut über eine mögliche Lockerung des Lockdowns. Muss man sich da wirklich noch an die strengen Kontakt- und Verhaltensbeschränkungen halten? Immer häufiger ist in der politischen Debatte die Rede von einer Corona-Müdigkeit, die sich in Deutschland breit mache. Wie sieht das in Göttingen und Umgebung aus? Das Ordnungsamt der Stadt Göttingen, das für die Kontrollen in Stadt und Landkreis zuständig ist, gibt Entwarnung. Die Bereitschaft, sich an die Infektionsschutzmaßnahmen zu halten, habe nicht nachgelassen. Im Gegenteil: Im Vergleich mit dem Lockdown im Frühjahr 2020 sei eine gewisse Professionalisierung festzustellen, so Dominik Kimyon, Sprecher der Göttinger Stadtverwaltung. Herrschte zu Beginn der Pandemie häufig noch Unsicherheit bei der Umsetzung geltender Bestimmungen, seien die Menschen heute routinierter. Das gelte bei Privatleuten ebenso wie bei Betrieben. In der Gastronomie, wo bei Kontrollen anfangs noch viele Verstöße registriert wurden, komme das heute deutlich seltener vor. 67 Zusammenkünfte: Mittlerweile handele es sich bei den allermeisten Verfahren um Verstöße gegen Kontakt- und Abstandsregelungen sowie Verstöße gegen die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, erklärt Kimyon. In Zahlen: In der Zeit von Mitte Dezember bis Anfang Januar, also in der ersten Phase des Lockdowns registrierte die Behörde 154 Verfahren im gesamten Zuständigkeitsbereich. Davon entfielen 22 auf die Maskenpflicht, 64 auf das Abstandsgebot, 67 Verfahren auf private Zusammenkünfte und eines auf einen Verstoß gegen eine Quarantäne-Verordnung. Eine Aufschlüsselung nach Orten nimmt das Ordnungsamt in der Statistik nicht vor, es gebe bei der Zahl der Verstöße pro Kopf allerdings keine signifikanten Unterschiede zwischen Stadt und Landkreis Göttingen, so Kimyon. Wird denn auch in allen Teilen des Landkreises gleichermaßen strikt vorgegangen? „Die Coronaverordnung des Landes hält die Bußgeldbehörden dazu an, Verstöße zu ahnden. Dies wird in Stadt und Landkreis Göttingen unter Berücksichtigung des jeweiligen Einzelfalls auch so umgesetzt.“ Höheres Bußgeld: Die Höhe der Geldbußen ergibt sich aus dem Bußgeldkatalog des Landes Niedersachsen. Und hier liegt der wohl deutlichste Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Corona-Lockdown. Denn im August 2020 hat Niedersachsen wie die meisten Bundesländer die Bußgelder deutlich angehoben: Seither werden für einen Maskenverstoß 100 bis 150 Euro fällig, bei zu geringem Abstand sogar bis zu 400 Euro. Bei Zusammenkünften liegt das Bußgeld je nach Anzahl der Menschen zwischen 150 und 400 Euro, auf den Veranstalter einer Feier kann sogar ein Bußgeld von 3000 Euro zukommen. Der gleiche Betrag ist auch bei Quarantäne-Verstößen als Obergrenze vorgesehen. Lesen Sie auch Corona: Polizei Göttingen mit 5300 Kontrollen im November Corona in Göttingen und Südniedersachsen: Der Überblick für Dienstag, 9. Februar Polizei Northeim kontrolliert Einhaltung der Corona-Regeln Das Ordnungsamt wurde im Verlauf der Pandemie personell mehrfach deutlich aufgestockt. „Derzeit liegt der Aufwand bei 65 Kräften, deren Arbeitsschwerpunkt die Überwachung der Einhaltung der Corona-Bestimmungen ist“, erklärt der Verwaltungssprecher auf Nachfrage. Dabei arbeiten die eingesetzten Teams eng mit den entsprechenden Gemeindeverwaltungen und Polizeidienststellen vor Ort zusammen, was die Personalstärke im Bedarfsfall noch einmal erhöht. Zudem erleichtert die Ortskenntnis die Kontrollgänge. Auf fremde Hilfe können die Corona-Kontrolleure in Göttingen übrigens offenbar kaum hoffen. Auf die Frage, ob es viele Anzeigen wegen Corona-Verstößen gebe, sagt Kimyon: „So etwas spielt allenfalls eine untergeordnete Rolle.“ Mittlerweile beschäftigen Verstöße gegen Corona-Anordnungen auch die Justiz: So steht in dieser Woche ein Mann vor dem Göttinger Strafgericht, weil er trotz Infektion mit dem Corona-Virus und einer Quarantäne-Anordnung durch das Göttinger Gesundheitsamt wiederholt ein Fitnessstudio besucht hat. Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung. Da der Angeschuldigte trotz Quarantäne-Anordnung und damit in Kenntnis der Gefährlichkeit des Corona-Virus in der Öffentlichkeit trainiert haben soll, wirft ihm die Anklage vor, eine Infektion anderer Mitglieder und damit ihre schwere Erkrankung mindestens billigend in Kauf genommen zu haben. Von Markus Scharf