Göttinger Weihnachtsmarkt: Kein Glühwein und keine Töpferwaren

Zwölf Buden verteilen sich aktuell auf die Göttinger Innenstadt. Mit ihnen zieht ein wenig Weihnachtsstimmung ein, zu vergleichen ist das mit dem Weihnachtsmarkt der vergangenen Jahre und seinen mehr als 70 festlich geschmückten Ständen aber nicht. Mit dem Wegfall des Marktes bricht auch eine wichtige Einnahmequelle für Standbetreiber in der Region weg. Das betrifft auch die Töpferin Jasmin Janker aus Reiffenhausen und Frank Krummacker, der mit seinen Geschwistern Michaela und Wolfgang normalerweise auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühweinstand betreibt. Für Janker hätte es die Option gegeben, einen der Stände anzumieten, die sich aktuell mit großzügigem Abstand in der Innenstadt verteilen. „Ich hatte mir das überlegt“, erzählt sie. „Aber der Weihnachtsmarkttourismus fällt flach. Und auch das Flair fehlt“. Außerdem wüsste man nicht, was letztlich an Einnahmen rumkomme. „Das war mir zu unsicher“, begründet Janker ihre Entscheidung angesichts der Tatsache, dass auch die logistischen Vorbereitungen viel Zeit und Geld bedeutet hätten. Weihnachtsmarkt ist Haupteinnahmequelle: Diese Entscheidung hat sich die gelernte Töpferin nicht leicht gemacht. Schließlich mache der Verkauf auf dem Weihnachtsmarkt ihr Hauptgeschäft aus. Drei bis vier Monate hat Janker auf diese Zeit hingearbeitet und Ware produziert. Jankers Sortiment beinhaltet unter anderem Müslischalen, Tassen und Obstsiebe. Diese bietet Janker nun in ihrem Ladenlokal in Reiffenhausen und ihrem Online-Shop zum Kauf an. Nachdem sie sich gegen einen Stand in der Innenstadt entschieden habe, erzählt die Töpferin, „habe ich meine Energie in Werbung gesteckt“. Beim Plakate anbringen bekommt sie Unterstützung von Freunden und Familie; auf Instagram wirbt sie ebenfalls für ihre Produkte. Auch wenn der Ladenverkauf nicht den Weihnachtsmarkt ersetzen kann, sei sie sehr froh, dass sie ihren Laden habe, sagt Janker. Lesen Sie auch: Göttinger Weihnachtsmarkt 2020 ist abgesagt Weihnachtsmarkt-Vorbereitungen im Sommer - Sauerkirschen werden jetzt schon in weißem Rum eingelegt Vorbereitungen beginnen mit der Kirschblüte: In den vergangenen Jahren war der Glühweinstand von Familie Krummacker auf dem Weihnachtsmarkt hinter dem Alten Rathaus auf dem Johanniskirchhof zu finden. Lange war nicht klar, ob es in diesem Jahr einen Weihnachtsmarkt geben würde. „Am schlimmsten waren diese Hängepartien“, sagt Frank Krummacker, „im Stand-by-Betrieb zu sein, war furchtbar“. „Bis Mitte Oktober liefen die Vorbereitungen, mit dem Lockdown Light wurden sie dann eingestellt“, erzählt er. „Wenn die Kirschblüte beginnt, läuft die Uhr für den Weihnachtsmarkt“, berichtet Krummacker. Die Sauerkirschen aus Witzenhausen würden in Rum eingelegt, Kirschwein aus der Nähe von Mainz bestellt. „Wir müssen sehen, ob die Kirschen nächstes Jahr noch verwendbar sind“, sagt er. Die Chancen stehen dank des Alkohols gut. Der Kirschwein hingegen verliere seine Fruchtigkeit und wird damit wahrscheinlich zum Ausfall. Weihnachten beginnt in diesem Jahr früher: Frank Krummacker ist außer seiner Arbeit für den Glühweinstand in der Produktionsplanung tätig. „Der Ausfall des Weihnachtsmarkts bedeutet für mich schon Ausfall, aber es geht nicht um meine Existenz. Für andere ist das der absolute Super-Gau“, sagt er. Für das Familienunternehmen habe er in den vergangenen Jahren Freizeit abgeknapst und sich Urlaub genommen. „Den Urlaub zum Aufbauen habe ich dieses Jahr zu Hause verbracht“, berichtet Krummacker. Und noch etwas hat sich verändert: „Weihnachten begann für mich immer am 24. Dezember um 16 Uhr – das ist schon anders dieses Jahr“. Von Asja Wortmann