Göttinger Wochenmarkt im Lockdown

Der Einzelhandel muss pandemiebedingt geschlossen bleiben – der Wochenmarkt in der Göttinger Innenstadt ist weiterhin geöffnet. Wie voll ist es am Sonnabend? Kaufen mehr Göttinger als gewöhnlich auf dem Markt ein? Ein Stimmungsbild. Um 10 Uhr stehen die Menschen vor der Landfleischerei Osterhus bereits Schlange, die Kunden wirken ruhig und besonnen, auf das Einhalten der Abstände bedacht. Einen anderen Eindruck hat Anne Ihrig, die am Stand gegenüber, bei Obstbau Jochen Grote, Obst und Gemüse verkauft. „Die Leute geben sich Mühe“, sagt sie, „aber einige halten sich nicht an die Abstände.“ Auf die Frage, wie voll es an diesem Sonnabend sei, antwortet sie: „Heute ist hier nicht so viel los.“ Gemüse für das Weihnachtsessen: Anne Pawsey geht jede Woche auf den Wochenmarkt. Auch sie kann keinen Unterschied zu anderen Sonnabenden erkennen: „Es sind gleich viele hier, mehr nicht, nein.“ Pawsey ist Engländerin. In diesem Jahr wird sie über Weihnachten nicht nach Hause fliegen, für das Weihnachtsessen kauft sie auf dem Wochenmarkt Gemüse ein. Dave Ayissi schiebt seine zweijährige Tochter Lilia Athena in einer Karre über den Wochenmarkt. Warum er hier ist? „Ich komme immer am Samstag hierher, um meiner Tochter Französisch beizubringen. Hier gibt es viel mehr, was ich ihr zeigen kann.“ Seine Tochter esse gerne Bratwurst, manchmal müsse er sie damit überreden, mitzukommen. Und normaler Weise sei auf dem Wochenmarkt mehr los. Für die Stimmung und die Atmosphäre: „Ich hatte mit deutlich mehr Menschen gerechnet“, sagt auch Paulus Paulerberg. Er kommt dreimal die Woche hierher – „wegen der Stimmung und der Atmosphäre“. Während der Corona-Pandemie sei es auch mal voller gewesen, sagt er, aber die Unterschiede seien insgesamt nicht so groß. Seine Begleitung Ellen Tietje bestätigt den Eindruck, den an diesem Tag viele Marktbesucher haben: „Heute ist es eher entspannt“. Ludwig Pape, der an seinem Stand unter anderem Gemüse, Eier und Wurst verkauft, sagt über den Marktbetrieb: „Normal, flotter Betrieb für einen Samstag.“ Die Leute hielten sich an die Abstände. „Und wir sind ja auch an der frischen Luft“. „Und wenn die Geschäfte zu machen“, fügt er hinzu, „dann sind wir hier die letzten“. Simon Respondek hat gerade bei Pape eingekauft. „Wenn ich es schaffe, fahre ich hierher“, sagt er. Er wolle die regionale Wirtschaft unterstützen, sofern das möglich sei. „Ich bin auch selbstständig, ich weiß, wie das ist. Mir tut es Leid, dass es so lange dauert, bis die staatlichen Hilfen kommen.“ Die Frage, ob sich die Marktbesucher an die Abstände halten würden, verneint er. „Leute die vorbei wollen, drängen sich an einem vorbei.“ Weniger Stände, weniger Besucher. Mit diesem Worten lässt sich das Marktgeschehen am Sonnabend in Duderstadt zusammenfassen. Der große Andrang vor Weihnachten ist ausgeblieben, der Feiertagsumsatz den Coronamaßnahmen zum Opfer gefallen. Einige Marktbeschicker wie Andreas Kratzin sprechen von Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent. Zudem konnten die Händler, die keine Lebensmittel im Sortiment haben, ihre Stände nicht aufbauen. Gerade die Publikumsmagneten, wie Gärtnereien mit Weihnachtsgestecken, werden von Kunden wie Kollegen schmerzlich vermisst. Viele Händler sind sich einig: Das Kaufverhalten habe sich im Laufe der Pandemie deutlich verändert. Auch das Sozialverhalten der Kunden sei anders geworden. Statt des geselligen Einkaufserlebnisses auf dem Markt würden die Meisten jetzt den Kontakt zu ihren Mitmenschen vermeiden. Die Honig-Händlerin Marion Eilhardt fasst ihre Eindrücke der letzten Monate in einem Satz zusammen: „Die Leute haben Angst.“ Geschenke laufen gut: Gegen 11 Uhr wird es auf dem Markt allmählich voller. „Die Hauptzeit ist zwischen zehn und halb zwölf“, sagt Doris Burchard. Normaler Weise arbeitet sie im Verkauf bei GlüXsei Wedekind. An diesem Sonnabend hat sie einen eigenen, kleinen Stand. „Das mache ich nur ein, zweimal im Jahr, das hier ist also ein Sonderverkauf“, erzählt sie. Auf das Abstandhalten angesprochen, sagt sie: „Mittlerweile hat sich das sehr gut eingependelt, jetzt achtet jeder drauf – anfangs war das nicht so. An ihrem Stand verkauft Burchard unter anderem Obstlikör, „Genussbällchen“ und Salatdressig. „Besonders die Geschenke werden gut angenommen“, erzählt sie. Da seien zum Beispiel die Aromasalze in der Geschenkverpackung – „immer mehr Kunden sind wieder dazu zurückgekommen, hochwertige Lebensmittel zu verschenken.“ Lesen Sie auch Duderstädter Wochenmarkt leidet unter Lockdown Göttingen/Duderstadt: Diese Geschäfte haben sind im Lockdown geöffnet Lockdown: Göttinger Einzelhandel geht mit Volldampf in den Stillstand Corona-Lockdown-Vergleich in Niedersachsen: So war's im Frühjahr, so ist es jetzt Trotz Corona-Lockdown: Online ist einiges los in Göttingen und der Region Einzelhändler in Göttingen und Duderstadt und der Lockdown – GT - Göttinger Tageblatt Von Asja Wortmann