Göttinger flüchten in Corona-Krise in die Natur und schaden Tieren und Pflanzen

Es seien deutlich mehr Menschen im Wald unterwegs als sonst, sagt Hendrik Müller, Förster im Göttinger Stadtwald. Etwa zehnmal mehr als in den vergangenen Jahren um diese Jahreszeit, so sind die Schätzungen des Teams des Stadtforstamtes. An den Wochenenden seien die Parkplätze am Kehr und am Hollandsgrund in Herberhausen von den Morgenstunden an voll belegt. „Durch die vielen Leute steigen leider auch die Regelverstöße“, so Müller. Die Spaziergänger verließen beispielsweise häufiger die Wege. Das sei schon ein Problem, etwa für Rehkitze. Der Förster appelliert daher an die Besucher, unbedingt auf den Wegen zu bleiben. Probleme auf dem Kerstlingeröder Feld: Problematisch sei die Lage momentan auch am Kerstlingeröder Feld. Hier dürfen die Wiesen normalerweise gar nicht betreten werden, sagt der Förster. Am Pfingstwochenende hätte man zweimal eingreifen müssen, weil Menschen an der Ruine ein Feuer gemacht hätten. „Wir uns über viele Formen der Freizeitgestaltung bei uns im Stadtwald“, ergänzt Lena Dzeia, Leiterin des Stadtforstamtes. Auch sie bittet aber alle Waldbesucher sich an die Regeln zu halten. Dazu gehöre es auch Hunde an der Leine zu führen. Man spüre schon, dass mehr Leute im Wald unterwegs seien, sagt auch Axel Pampe, Leiter des Forstamtes Reinhausen. Momentan sei das aber aus seiner Sicht keine Belastung. Erst, wenn Menschen in geschützte Biotope vordringen, werde es problematisch. So etwas „konnte ich bisher nicht feststellen“, sagt Pampe. Das Forstamt Reinhausen ist eines der südlichsten Forstämter in Niedersachsen. Es erstreckt sich von Northeim im Norden über Göttingen bis nach Friedland im Süden, östlich der Leine bis an den Harzrand nach Herzberg und im Eichsfeld bis nach Duderstadt. Das Forstamt gliedert sich in 12 Reviere. Waldbrandgefahr hoch: „Wir freuen uns wenn die Leute in den Wald kommen, die Natur entdecken“, sagt Pampe. Im Gegensatz zum Stadtwald, der ein Naturschutzgebiet ist, sei in den Forsten das Betreten der Waldfläche grundsätzlich erlaubt. Allerdings mit Augenmaß. Und Hunde müssen auch hier an der Leine geführt werden. Bei einem Thema bitte der Forstamtsleiter um besondere Vorsicht: Die Waldbrandgefahr sei schon wieder hoch, so Pampe. Es sei darum wichtig, dass die Menschen im Wald nicht rauchen und keine Feuer anmachen. Corona bringt die Menschen in Wald und Feldflur, und das ist auch gut so, schreibt Tageblatt-Leser Dietmar Radde. Er hat in der Feldmark in Geismar beobachtet, dass sehr viel mehr Spaziergänger unterwegs sind als in den vergangenen Jahren. Er bittet seine Mitbürger darauf zu achten, dass Saumfluren an Gräben aus Naturschutzgründen nicht zu Trampelpfaden umfunktioniert werden. Blühstreifen und Schutzstreifen an Fließgewässern könnten ihren Zweck nur erfüllen, wenn dort keine Störungen durch Mensch und Hund stattfinden. Es sei deshalb auch während der Setz- und Brutzeit (noch bis 15. Juli) unbedingt der Leinenzwang einzuhalten, damit Hase, Fuchs, Rebhuhn und Co. nicht gefährdet werden. Hunde an die Leine nehmen: Da pflichtet auch der Göttinger Nabu-Vorsitzende ihm bei. Er habe zwar keinen Besucheransturm registriert, so Uwe Zinke, Probleme gebe es aber immer wieder mit Hundebesitzern, die auch in der Brut- und Setzzeit bis 15 Juli ihre Hunde ohne Leine frei laufen lassen. Lesen Sie auch: In der Brut- und Setzzeit müssen Hunde im Landkreis Göttingen an die kurze Leine In Göttingen wird der Stadtwald naturnah bewirtschaftet Gespräch mit Förster Johannes Thiery vom Forstamt Reinhausen Von Christiane Böhm

Landkreis Göttingen - Menschen flüchten in der Corona-Krise in die Natur – und schaden Tieren und Pflanzen