Göttingerin bricht Afrika-Tour wegen Corona-Pandemie ab

Abenteuer wollen Carlotta Heinzelmann und Alex Hüglin auf ihren Reisen immer erleben. Doch bei ihrem zweiten Trip, der von Südafrika die Ostküste entlang gehen sollte, war es dann doch ein bisschen viel. Steinwürfe, Beschimpfungen und eine latent spürbare Bedrohung veranlasste das Paar, die Reise abzubrechen und von Äthiopien aus nach Hause zu fliegen. Zurücklassen mussten sie äußerst ungern ihren treuen Weggefährten „Otto“, einen Mercedes 1017, ihr „Expeditionsmobil“ wie sie ihn selber bezeichnen. Doch der Reihe nach. Nach der ersten Reise nach Afrika 2017, als sie 375 Tage unterwegs waren, sollte es nach der Westküste nun die Ostküste Afrikas sein. Im Oktober des vergangenen Jahres starteten sie in Südafrika ihre Expedition „ Mission Traveletics “. Über Swasiland, Malawi, Uganda, Ruanda (“die Schweiz Afrikas, es ist dort unglaublich sauber“, so Hüglin), Uganda, Kenia ging es dann nach Äthiopien. Das Thema Corona war für die Beiden quasi nicht existent. Ein wenig hellhörig wurden sie dann allerdings, als sie Kontakt nach Europa hatten. „Wir wollten eigentlich im Mai wieder zurück sein, über den Sommer dann Radtouren anbieten und hatten uns diesbezüglich mit den Veranstaltern, mit denen wir schon öfter zusammengearbeitet haben, in Verbindung gesetzt“, erläutert Carlotta Heinzelmann. Ein wenig stutzig wurden sie dann schließlich, als vorgeschlagene Routen in Italien erst einmal mit den Worten, „erst einmal abwarten, wer weiß, was passiert“, bedacht wurden. „Wir haben das vorher tatsächlich überhaupt nicht mitbekommen“, erzählt Heinzelmann. Als die Abenteurer die Grenze von Kenia nach Äthiopien überquerten, mussten sie einen Fragebogen ausfüllen und bekamen Fieber gemessen. „Im Gespräch mit einem Schwarzen hat uns dieser dann erzählt, dass das Virus nur Weiße befällt“, erinnert sich Carlotta Heinzelmann. Langsam aber sicher breitete sich dann doch Unruhe bei ihnen aus. Station auf dem Entoto Mountain: Außerhalb der Sechs-Millionen-Stadt Addis Abeba machten sie Station auf dem Entoto Mountain in einem Hotel auf 3000 Meter Höhe. „Es war ein Sporthotel, in dem auch mehrere deutsche Sportler waren. Es gab einen Pool, das Wetter war in Ordnung“, erzählt Hüglin von seinen Eindrücken. Die Überlegung, die Corona-Pandemie dort quasi „auszusitzen“, war durchaus vorhanden. Doch außerhalb des Hotels verging ihnen diese Idee relativ schnell. „Es sei ein Virus von Gott gegeben. Europa und Amerika würden damit gestraft, weil sie Afrika schlecht behandelten, erzählte man sich dort“, so Heinzelmann. Beim Anblick von Weißen schallten ’Corona, Corona-Rufe’ hinter ihnen her. „Teilweise wurden wir sogar bedroht, Steine wurden uns drohend entgegengehalten und hinter unserem Fahrzeug her geschmissen.“ Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Die Lage spitzte sich dann derartig zu, dass ihnen das Risiko zu bleiben, einfach zu groß erschien und sie sich entschieden, die Reise abzubrechen und nach Hause zu fahren. Doch dies ging nicht so einfach, denn inzwischen waren alle Landesgrenzen geschlossen, und es blieb ihnen nur der Flug in die Heimat. Allerdings mussten sie noch einen sicheren Stellplatz für „Otto“ finden. Ein schwieriges Unterfangen, wie sich herausstellen sollte. Kontakt zur deutschen Botschaft: „Wir haben Kontakt mit der deutschen Botschaft aufgenommen und um Hilfe gebeten“, berichtet Hüglin. Doch die Signale, die sie erhielten, waren nicht sehr vielversprechend. Parallel dazu nutzten sie ihre Kontakte über Social Media und hatten Erfolg. „Wir haben Kontakt zu einer Mercedes Niederlassung bekommen, die von einem Schweizer geführt wird und konnten den Truck dort unterstellen“, so Heinzelmann. Ihren „Otto“ in guten Händen wissend, flogen sie nach Hause und genießen nun, sofern es die Umstände zulassen, den Frühling in Göttingen, denn in ihre Wahlheimat Spanien können sie derzeit nicht „und wollen es auch nicht.“ Die Ungewissheit empfinden sie als ein wenig belastend. „Dass wir nichts planen können.“ Eines steht für sie jedoch fest: Sie wollen die Reise sobald es möglich ist beenden. In Kapstadt hat die Reise von Carlotta Heinzelmann und Alex Hüglin begonnen. Von dort aus besuchten sie Swasiland, Mosambik (“hier gab es traumhaft schöne Strände“, so Heinzelmann), fuhren an den Malawisee, von dort aus nach Tansania. Ruanda war ein weiteres Ziel. „Dort war es so unglaublich sauber und ordentlich. Das Land bezeichnet man als die Schweiz Afrikas“. Viele Tiere bekamen sie in Uganda zu sehen. Im Norden Kenias genoss das Paar sehr den eigentlichen Expeditionsgedanken. „Es gab lange Zeit viel Natur und wenig Menschen“, erzählt Hüglin. Äthiopien, in dem ihre Reise ein vorläufiges Ende fand, erlebten sie als schmutziges Land mit sehr viel Müll und viel Armut. Weitergehen sollte es in den Sudan, von da aus nach Ägypten am Nil entlang nach Alexandria. Von dort aus sollte „Otto“ dann verschifft werden. Lesen Sie auch: Mit dem Truck durch Afrika Göttingerin duscht mit Elefanten Die Autorin erreichen Sie per E-Mail unter v.schwarze@goettinger-tageblatt.de Von Vicki Schwarze

Expedition in Afrika - Anfeindungen, Steinwürfe: Göttingerin bricht Afrika-Tour wegen Corona-Pandemie ab