Im 17. Jahrhundert seien die großen Quader als Kirchenboden ausgelegt worden, sagt Frank Wedekind von dem Göttinger Unternehmen. Er wisse gar nicht, warum man hier neu pflastern wolle, scherzt er. Lange Zeit bildeten die Quader den Boden einer der Vorgängerkirchen der St.-Martinskirche.
„Wir suchen noch nach anderen Fußbodenresten.“ Ziel sei es, diese in Verbindung mit den Funden auf dem Stiftsplatz zu setzen. Die Kirche von 1293 kann man laut Wedekind schon nachweisen. Vielleicht gebe es ja noch ältere Reste. Denn die erste Erwähnung der heutigen Kirche stammt aus dem Jahre 1050. Mehrfach sei der Bau verändert worden.
Vor gut einer Woche hätten sie mit den Grabungen begonnen, berichtet Silvana Streichardt von der Grabungsfirma. Nun sind die alten Mauern gut zu erkennen. Jetzt, wo im Rahmen der Altstadtsanierung Interessantes aufgedeckt wurde, sind die Archäologen zu fünft vor Ort. David Simoleit und Enno Stachnick helfen, die Zeugnisse von früher auszugraben.
„Wir untersuchen nur das, was baubedingt geöffnet wird“
Putzreste und Zierkonsolen sind als oberirdische Reste gefunden worden. Drei Fensternischen seien dort zu sehen, sagt Wedekind und deutet auf Mauerstücke. Er weist auf kleine Aussparungen in den Steinen. Sie hätten dazu gedient, die Fenster einzuhängen, erklärt er.
Eigens aus Asche ist Frank Wiese zu der Grabung auf dem Stiftsplatz gekommen. Der Geologe nennt sich selbst einen interessierten Laien. Schnell zog Streichardt ihn zu Rate. Es gibt Steine, die sie nicht einordnen kann.
Und auch wenn es so scheint, als hätten die Archäologen das Gelände komplett in Beschlag genommen, gehen die Bauarbeiten weiter. „Wir untersuchen nur das, was baubedingt geöffnet wird“, erläutert Wedekind das Vorgehen.
Bevor die Mauern der Vorgängerkirchen zur Konservierung wieder abgedeckt werden, bekommen die Nörtener die Möglichkeit, ihre Vergangenheit in Augenschein zu nehmen: Am Dienstag, 23. September, um 17 Uhr werden Führungen auf dem Stiftsplatz angeboten.
Von Ute Lawrenz