Grüne Woche: Südniedersachsen zeigen, wie Bürger den ländlichen Raum mitgestalten können

Die Grüne Woche öffnet ihre Pforten: Die internationale Ausstellung für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau beginnt am Donnerstag in Berlin. Acht Dorfmoderatoren aus den Landkreisen Göttingen, Goslar und Northeim werden dort über das Projekt Dorfmoderation und ihr Engagement informieren. Sie berichten den Besuchern von den gestarteten und gelebten Dorfprozessen mit allen Altersgruppen, die bereits laufenden und umgesetzten Projekte sowie die weiteren Planungen. Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat die qualifizierten Dorfmoderatoren aus Südniedersachsen auf seinen Stand in der Niedersachsenhalle eingeladen (Halle 20, Stand 108). Das Ministerium unterstützt das Modellvorhaben „Dorf ist nicht gleich Dorf“ für die Schulung von Dorfmoderatoren finanziell und inhaltlich. Erfolge im Landkreis Göttingen: Jascha Jennrich von der ländlichen Erwachsenenbildung in Göttingen ist für die Fortbildung der Dorfmoderatoren zuständig. Sie zeigt, wie die Moderatoren in der Region aktiv waren: „In Rosdorf gab es zum Beispiel früher keine Einkaufsmöglichkeit“. Die Rosdorfer hätten sich darüber geärgert, zum Einkaufen stets nach Göttingen fahren zu müssen. Ein Dorfladen wäre praktisch – aber wer kümmert sich um die Organisation? „Das Land Niedersachsen entwickelte für genau solche Probleme, mit denen sich die Dörfer herumschlagen, das Programm der Dorfmoderation“, sagt Jennrich. In Klein Schneen ist der 66-jährige Rentner Rolf Gruschinski Dorfmoderator. Er erzählt, warum er sich auf die Reise nach Berlin freut: „Wir werden Deutschland zeigen, dass wir hier in Südniedersachsen das Ruder in der Hand halten“, sagt er. In anderen Bundesländern gebe es andere Förderprogramme für die ländliche Entwicklung, aber nicht in Form der Dorfmoderation. In seinem Ort habe er schon dabei geholfen, ein „Carsharing“-Programm zu entwickeln, das sogar einen Fahrdienst enthält. „Ältere Herrschaften, die nicht mehr fahren können, werden von ehrenamtlichen Chauffeuren gefahren“, erzählt er. Hintergrund: Dorf gemeinsam zukunftsfähig entwickeln: Das Modellvorhaben „Dorf ist nicht gleich Dorf“ setzt auf das Potenzial der dörflichen Struktur, den Ort gemeinsam zukunftsfähig zu entwickeln. Eine aktive Dorfgemeinschaft, ein reges Vereinsleben, ein konstruktiver Austausch zwischen Jung und Alt, Alteingesessenen und Neubürgern – das könne genutzt werden, damit ein Dorf lebendig und attraktiv bleibt. Die Bedingung dafür ist, dass Dorfbewohner Gelegenheiten haben, miteinander ins Gespräch zu kommen. Und: Sie sollten sich mit ihren Erfahrungen, Ideen, Problemanzeigen und Fähigkeiten an der Entwicklung ihres Dorfes beteiligen können. Damit das gelingt, brauchen kleinere Ortschaften kundige Menschen, die bereit sind, diese Strukturen zu stärken und Prozesse anzustoßen. In der Regel werden diese Aufgaben von den gewählten Gremien und den Vereinen wahrgenommen. Unter den Vorzeichen des demografischen Wandels braucht es oft eine ergänzende Kraft. Ein Dorfmoderationsteam – wie etwa in Eisdorf – kann dabei unterstützen, Menschen im Ort zu motivieren, zu aktivieren und verschiedene Bewohnergruppen zusammen zu bringen. Zudem unterstützen die Ehrenamtlichen bei der Moderation und Dokumentation von Dorfversammlungen und vermitteln zwischen modernem und traditionellem Dorfleben. Projektträger ist der Landkreis Göttingen. Um den ländlichen Raum zu fördern, hat das Land Niedersachsen das Projekt „Dorfmoderation“ entwickelt. Dieses sieht folgendermaßen aus: Bewohner, die sich in ihrem Ort engagieren wollen, und diesen mitgestalten und verschönern wollen, können sich als Moderator ausbilden lassen. Dafür können sie sich unter anderem bei Jascha Jennrich von der Ländlichen Erwachsenenbildung melden (Telefon 0551-37 08 54 12). Jennrich organisiert Schulungen für die angehenden Moderatoren, um sie für die Aufgaben zu qualifizieren. Am Ende erwerben die Lehrlinge Zertifikate. „Mit diesem Zertifikat endet unsere Arbeit jedoch nicht“, erzählt Jennrich. Sie strebten außerdem regelmäßige Netzwerktreffen nach den Schulungen an: „Dort treffen sich die Moderatoren aus unterschiedlichen Orten. Sie können sich austauschen, darüber, wie der Dorfladen in ihrem Ort realisiert wird, oder wie die medizinische Versorgung aussieht“, sagt sie. So könnten sie sich gegenseitig helfen. Experten aus anderen Bereichen, wie aus der Wissenschaft, würden auch zu den Treffen kommen. Von Anja Semonjek/Melina Debbeler

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