HAWK Göttingen: So sieht die Zukunft im ländlichen Raum aus

Mit der „Zukunft von Leben und Arbeiten in ländlichen Räumen“ am Beispiel der Region Südniedersachsen haben sich Prof. Dr. Ulrich Harteisen und sein Team von der Göttinger Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) beschäftigt. Und die Frage, ob es eine Zukunft geben wird, beantwortet der Wissenschaftler ohne zu zögern mit einem „Ja“. Viel zu negativ ist seiner Meinung nach die Sicht auf die Dörfer. „Diese Betrachtung entspricht einfach nicht mehr der Realität“, berichtet Harteisen. Es gehe darum, aufzuzeigen, was Neues entsteht, wie beispielsweise ehrenamtlich getragene Dorfläden. „Die meisten schätzen die Lebensqualität im Dorf, schätzen die Gemeinschaft, die Tradition.“ Negative Betrachtungsweisen würden seiner Meinung nach von Menschen hinein getragen, die gar nicht nachvollziehen könnten, wie ein Dorfleben funktioniert. Ökologischer Aspekt: Umdenkungsprozesse sind bereits angestoßen, müssen sich aber erst noch weiter verfestigen. „Mobilität ist ein gutes Stichwort. Der Versorgungsgrad an Autos in den Dörfern ist hoch. Man macht sich überhaupt keine Gedanken darüber, ob es nicht vielleicht sinnvoller wäre, ein anderes Verkehrsmittel zu wählen“, erklärt Harteisen gerade im Hinblick auf den ökologischen Aspekt. Er empfiehlt den Blick über den Tellerrand hinaus. „Warum guckt man nicht mal, wo man sich in den Dörfern untereinander vielleicht ergänzen kann. Es geht ja nicht immer gleich um Fusionsgespräche.“ Gemeinsam mit seinem Forschungsteam besuchte er in Südniedersachsen die Menschen vor Ort. Von Straße zu Straße gingen die Wissenschaftler, hörten sehr viel positive Aspekte über das Leben auf dem Land. „Im Ergebnis sind die Dörfer in Südniedersachsen heute ein sehr attraktiver Lebensraum“, beschreibt Harteisen. Damit dies so bleibt und sich noch mehr Menschen in ländlichen Gebieten ansiedeln, spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. „Es gilt, die digitale Infrastruktur in hoher Qualität in jedes Dorf zu bringen“, verdeutlicht Harteisen, der an der Fakultät Ressourcenmanagement den Bereich Regionalmanagment und regionale Geografie betreut. „Natürlich muss man das branchenspezifisch sehen, aber grundsätzlich ist es natürlich möglich, dass man von zu Hause arbeitet. Diese Tatsache muss man stark in den Blick nehmen, denn das Thema Arbeit und Wirtschaft ist nicht mit Produktionsstandort gleichzusetzen.“ Um Möglichkeiten und neue Wege aufzuzeigen, arbeitet die Fakultät um Harteisen ganz eng mit beispielsweise Bürgermeistern und Bauamtsleitern zusammen. Lesen Sie auch: Digitalisierung: Perspektiven für den Wirtschaftsstandort Dorf Lebenszyklen sind anders: „Wir leben regional heute in völlig anderen Lebenszyklen. Es ist nicht immer Ablehnung des Dorfes“, so Harteisen. Mit seinem Team hat er sich auch mit der Frage beschäftigt, was junge Menschen an Dörfer bindet. „Dabei spielen positive Erlebnisse sicherlich eine entscheidende Rolle, gekoppelt an bestimmte Lebensphasen“, meint Harteisen, der seit 2003 an der Fakultät ist. Das Bild, das bei vielen in den Köpfen sei, dass nämlich Dörfer einfach von der Landkarte verschwinden, hält er für falsch. Dadurch, dass sich das Leben verändert habe, bestünde eine wirkliche Chance, Menschen wieder für ländliche Regionen zu begeistern. „Es hat natürlich auch damit zu tun, dass das Leben inzwischen in den Metropolen immer schwieriger wird, beispielsweise das Thema Sicherheit spielt eine große Rolle.“ Er hält es für sehr wichtig, dass dezentrale Siedlungsnetz zu erhalten. Und hofft darauf, dass die ausgegebenen politischen Ziele, wie beispielsweise die Förderung der Wirtschaft, auch entsprechend umgesetzt werden. „Ich bin fest davon überzeugt, dass, wenn den Aussagen auch Taten folgen, dann wird es eine Renaissance von Dörfern und Kleinstädten geben“, verdeutlicht Harteisen abschließend. Lesen Sie auch: HAWK-Studie über Wirtschaften auf dem Land Die HAWK bietet an drei Standorten Hildesheim, Holzminden und Göttingen insgesamt 41 Bachelor- und Masterstudiengänge. Am Standort Göttingen gibt es 1800 Studierende, die aus insgesamt 18 Studiengängen wählen können. Untergebracht sind dort die Fakultät Naturwissenschaften und Technik, Gesundheitscampus Göttingen und die Fakultät Ressourcenmanagement. Am Standort Holzminden ist die Fakultät Management, Soziale Arbeit und Bauen beheimatet. 1300 Studierende verteilen sich auf acht Studiengänge. Die meisten Studierenden weist der Standort Hildesheim mit 3300 auf. 15 Studiengänge werden angeboten. Untergebracht sind dort die Fakultäten Bauen und Erhalten, Gestaltung sowie Soziale Arbeit und Gesundheit. Von Vicki Schwarze

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