Impfstart: Erste Corona-Impfungen im Zentrum Godehardstraße: Das sagen die Geimpften

Anneliese Lindner ist die erste Einwohnerin des Landkreises Göttingen, die außerhalb einer stationären Einrichtung eine Impfung gegen Covid-19 erhalten hat. Gemeinsam mit Tochter Corinna Barke war sie am Donnerstagmorgen in die Sporthalle der Berufsbildenden Schulen (BBS) an der Godehardstraße gekommen. Dort starteten die Corona-Impfungen für den Landkreis Göttingen. „Ich habe hunderte Male versucht, die Hotline des Landes zu erreichen, um einen Termin für meine Mutter auszumachen”, erzählt Barke. „Dann bin ich plötzlich durchgekommen und habe gleich einen Termin für den ersten Tag um 9 Uhr bekommen”, sagt sie. Trotz der winterlichen Straßenverhältnisse seien sie von Hemeln aus gut mit dem Auto nach Göttingen gekommen. „Nur in Göttingen sind die Straßen schlimm”, sagt Barke. Lesen Sie auch Friseure im Landkreis Göttingen sollen am 1. März wieder öffnen dürfen Land vergibt Impftermine, Stadt Göttingen muss Senioren absagen, hat aber keine Telefonnummern Corona-Impfung in Niedersachsen: So viele Menschen wurden schon geimpft - Stand 11.02.2021 Nach Anneliese Lindner ist das Ehepaar Teichgräber/Diercks an der Reihe. Renate Diercks ist 82, ihr Mann Dieter Teichgräber 81 Jahre alt. Das Alter sieht und merkt man den beiden Groß Lengdenern nicht an. Die beiden Gleichener freuen sich, dass sie heute ihre Corona-Impfung bekommen. „Wir haben unsere Enkel aus Hamburg ein Jahr lang nicht gesehen”, sagt Diercks. Darauf, die Kinder wieder zu drücken, freue sie sich besonders. Erst einmal müssen aber einige Zettel ausgefüllt werden. Im Impfzentrum des Landkreises ist dafür jede Menge Platz. „Heute sind 38 Menschen zur Impfung angemeldet”, sagt eine Mitarbeiterin. Insgesamt, so erläutert es Landrat Bernhard Reuter (SPD), sollen in dieser Woche 500 Injektionen in den beiden Impfzentren des Landkreises in Göttingen und Herzberg verabreicht werden. „Ich bin heilfroh, dass es endlich losgeht”, so der Landrat. Je 40 Mitarbeiter stehen pro Impfzentrum zur Verfügung. Nur: Der Impfstoff ist sehr begrenzt verfügbar. „Wir gehen davon aus, dass bis Ende März 9000 Dosen pro Zentrum geliefert werden”, so Reuter weiter. Damit könnte man neun Prozent der Bevölkerung im Landkreis impfen. „Ich habe gar nichts gemerkt“: Auch Jürgen Meise aus Adelebsen freut sich am Donnerstag, zu den ersten Impfkandidaten zu zählen. Der pensionierte Busfahrer aus Adelebsen ist nämlich leidenschaftlicher Kreuzfahrt-Fan. „Ich hoffe auf ein wenig mehr Normalität und darauf, dass ich bald wieder aufs Schiff kann”, sagt er. 18 Kreuzfahrten habe er in den vergangenen fünf Jahren gemacht, wohin die nächste geht, das sei noch offen. „Egal, Hauptsache auf die Aida”, so der Adelebser. Als er in der Kabine seine Injektion bekommen hat, sagt er nur: „Ich habe gar nichts gemerkt.” Der südniedersächsische Bundestagsabgeordnete der Grünen, Jürgen Trittin, fordert: „Niedersachsens Impfchaos muss endlich ein Ende haben.“ Erst mit zwei Monaten Verspätung seien die Impfzentren auch in Göttingen an den Start gegangen. Er spricht von einem „Durcheinander“ seitens der Landesregierung. „Noch immer hängen Menschen über 80 in den Warteschleifen von Hotlines“, so Trittin. Das Sozialministerium sei anscheinend überfordert. Während Menschen über 80 Termine Ende März erhalten, werde schon darüber spekuliert, Lehrerinnen und Lehrer sowie Kita-Beschäftigten vorzuziehen. Trittin: „Geschwiegen wird darüber, welche vulnerablen Gruppen dafür zu Zehntausenden zurückstehen müssen.“ Das werde die Pläne zur Schulöffnung nicht beschleunigen, denn ein Durchimpfen der Beschäftigten dauert laut Trittin Monate. Nur Schnelltest und mobile Luftfilter könnten helfen, um bei einer Inzidenzzahl von unter 35 Schulen wieder öffnen zu können. „Schulöffnungen um jeden Preis bringen uns nur der Dritten Welle näher“, so Trittin. Anmeldung, Registrierung, dann das Arztgespräch: Das sind die Schritte vor dem entscheidenden Piks. „Ich kläre ab, ob aus gesundheitlichen Gründen etwas gegen die Impfung spricht”, sagt Klaus Blaschke. Der Mediziner im Ruhestand ist ärztlicher Leiter des Impfzentrums. Auch Teichgräber bekommt jetzt sein Vakzin, gemeinsam mit seiner Frau wartet er anschließend eine kurze Zeit. „Das ist wichtig, um sicher zu gehen, dass die Impfung gut vertragen wird”, sagt Marcel Oberdiek. Der Krankenpfleger ist einer der medizinischen Mitarbeiter, die fürs Impfen zuständig sind. Drei verschiedene Impfstoffe: Die ersten Impfungen laufen reibungslos. Das Impfzentrum ist dafür ausgelegt, deutlich mehr Menschen zu versorgen. „Wir bekommen derzeit Lieferungen von drei Herstellern, von BionTech, Moderna und AstraZeneca”, erklärt Patrick Moritz von der Kreisverwaltung. Da der dritte Wirkstoff nur an Menschen unter 65 Jahren verabreicht werde, würden damit in den kommenden Wochen rund 100 Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten geimpft, erklärt er. Am Freitag nimmt auch das Impfzentrum der Stadt Göttingen an der Siekhöhe seinen Betrieb auf. Eigentlich solle es dort am Mittwoch losgehen, der Impfstoff aber wurde erst am Mittwoch gegen Abend geliefert. In Herzberg wird ebenfalls ab Freitag geimpft. „In den Pflegeheimen sind wir mit der ersten Impfung durch”, so Reuter. Dort sollen die ambulanten Teams ab nächster Woche bereits die zweite Impfdosis verabreichen. Von Britta Bielefeld