Impfzentrum Siekhöhe in Göttingen: Erste Corona-Impfungen verabreicht

Zwei Tage später als geplant ist das Impfzentrum der Stadt Göttingen an der Siekhöhe in Grone an den Start gegangen. Einen Tag nach dem Start in den Impfzentren des Landkreises in Göttingen und Herzberg konnten sich am Vormittag die ersten Berechtigten ihre Dosis gegen das Corona-Virus abholen – eine ebenso straff durchorganisierte wie von den meisten offenbar sehr entspannt empfundene Aktion, wie sich vor Ort zeigte. Der Wartebereich ist am frühen Nachmittag nicht besonders stark bevölkert. Vereinzelt sitzen Impfkandidaten auf ihren Stühlen, manche haben eine Begleitung dabei. So auch Eva Engster: Die 87-Jährige ist mit ihrer Tochter ins Impfzentrum gekommen. „Allein hätte ich es nicht hierher geschafft, und es ist mir auch lieber, bei all dem hier Unterstützung zu haben“, sagt Engster. Dabei wirft sie einen Blick auf den mehrere Seiten umfassenden Fragebogen, den Tochter Dorit gerade ausfüllt. „Beruhigend“ nennt sie die Atmosphäre im Impfzentrum. Corona-Impfungen in Göttingen: Akribische Vorbereitung für den Piks: Einige Stühle weiter sitzt Hans-Joachim W., 82 Jahre alt. Seinen Nachnamen will er nicht verraten: „Da machen dann alle so ein Aufhebens von.“ Davon abgesehen ist der Senior die Ruhe selbst. Als Stephan Siebold von den Johannitern hinzukommt, wird er gleich ins interessierte Kreuzverhör genommen. Wie es denn laufe, wie lange man sich vorbereitet habe, will der Impfkandidat vom Impforganisator wissen. Warum so entspannt? „Impfungen kennt man ja.“ Wie fühlt er sich? „Voller Vorfreude. Was für eine Erleichterung das bedeutet!“ Lesen Sie auch Corona-Impfzentren in Stadt und Landkreis Göttingen: Anmeldungen jetzt möglich Impfstart: Erste Corona-Impfungen im Zentrum Godehardstraße: Das sagen die Geimpften Universitätsmedizin Göttingen (UMG): Impfzentrum funktioniert und wartet Corona-Impfzentrum Siekhöhe in Göttingen: Warten auf den Impfstoff Hans-Joachim W. wird zum Arztgespräch gebeten – die einzige Station, bei der bis auf ihn und den Arzt wirklich niemand dabei sein darf. Zur Erklärung ist Eva Hummers, eine der leitenden UMG-Ärztinnen des Impfzentrums, zur Stelle. Das Gespräch habe zwei Ziele, erklärt Hummers: Erstens, so viele potentielle Risiken wie möglich auszuschließen – von der Allergie bis hin zu akuten Erkrankungen –, zweitens, den Patienten die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen. Für jeden Patienten nehme man sich so viel Zeit, wie er benötige, betont Hummers. Der Weg zur nächsten, der entscheidenden Station, wird von farbigen Markierungen und vielen freundlichen Helfern gewiesen: Jetzt geht es zur Impfung. In wiederum getrennten Räumen nehmen Ärzte die Impfkandidaten in Empfang: Man stellt sich kurz vor, fragt nach dem bevorzugten Arm, und nach der Desinfektion folgt schon der kleine Piks. Viel Zeit für einen Kommentar bleibt Menschen wie Karsten Lohmann dabei nicht – er wolle den Betrieb schließlich nicht aufhalten, sagt der Fachkrankenpfleger für Intensivmedizin. So viel aber: „Wir sind alle so froh, dass es jetzt losgeht.“ „Wie ein Arztbesuch, nur größer“: 150 Termine sind am Freitag abzuarbeiten – wenn in wenigen Wochen die Zweittermine beginnen, soll das Impfzentrum bis zu 450 Impfungen am Tag bewältigen können. Der Einstieg sei vielversprechend, sagt Organisationsleiter Jens Windwehe. Nicht nur funktionierten die Abläufe, sondern man habe auch bewiesen, dass man flexibel etwa auf widrige Straßenverhältnisse reagieren könne, fügt Hummers an – am Mittag habe man früher angefangen als geplant, sobald genügend Menschen da waren, um eine Ampulle mit Impfstoff zu verimpfen. Nach der Spritze müssen alle Patienten für 15 Minuten in einem Ruheraum verbringen – zur Beobachtung, falls doch einmal jemand unerwartet auf das Serum reagiert. Hier sitzt Herbert Kerl. Der 80-Jährige sieht die Sache ganz gelassen: „Viel auszuhalten gab es nicht, man kennt das ja.“ Die straffe Organisation beeindrucke ihn. Eine Beobachtung, die Hans-Joachim W. teilt: „Es ist wie ein Arztbesuch, nur größer.“ Auch Eva Engster hat ihre Spritze überstanden. „Man ist doch froh, wenn man durch ist“, sagt sie, ist aber auch voll des Lobes für die Helfer: „Alles ist gut gelaufen, das ist wirklich toll“, lobt die 87-Jährige, und fühlt sich dabei augenscheinlich ziemlich gut. Ein Gefühl, von dem viele Geimpfte nach den 15 Minuten Erholung offenbar ein Stück an die Helfer vor Ort zurückgeben wollen: Auf dem Weg nach draußen entwickeln sich vermehrt kurze Unterhaltungen. Die Anmeldung für einen Termin stellt manch Impfwilligen vor eine Herausforderung: Wie die vergangenen Wochen gezeigt haben, läuft die Anmeldung über die Hotline des Landes Niedersachsen (0800 / 99 88 665) ebenso wenig immer reibungslos wie über das Impfportal www.impfportal-niedersachsen.de. Für jene, die bei der Anmeldung zur Corona-Impfung technische oder Verständnisprobleme haben, gibt es in Göttingen nun ein neues Angebot: Die Impf-Lotsen. Wer Unterstützung braucht, kann sich nach Angaben der Stadtverwaltung telefonisch an die Freiwilligenagentur Göttingen sowie an das Bonus-Freiwilligenzentrum wenden. Die ehrenamtlichen Helfer unterstützen ausschließlich bei der Terminvereinbarung und bieten weder eine Begleitung beim Impftermin noch eine Fahrt zum Impfzentrum an. Vor Ort unterstützen Helfer beim Gang zu den Stationen; ab der Bushaltestelle Kauf Park fahren Shuttle-Busse zum Impfzentrum. Die Freiwilligenagentur ist unter der Telefonnummer 0551 / 70 70 150 (montags bis freitags, 8 bis 15 Uhr), das Bonus-Freiwilligenzentrum unter 0551 / 99 95 92 6 (montags bis freitags, 8 bis 12 Uhr, sowie montags bis donnerstags, 13.30 bis 15.30 Uhr) erreichbar. Von Tammo Kohlwes