Jürgen Trittin informiert sich über die Lage von Kultureinrichtungen

Der Göttinger Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin (Bündnis 90/Grüne) hat am Dienstagabend, 23. Juni, das neu geschaffene Programmkino Méliès besucht. Das in der einstigen Baptistenkirche an der Bürgerstraße eingerichtete Kino sollte im April eröffnen, doch dann kam mit der Corona-Pandemie der Shutdown. Bislang ist noch kein Film über die neue Leinwand geflimmert, kein Gast hat es sich in den neuen Kinosesseln bequem gemacht. Am Montag und Dienstag war der Grüne erstmals wieder auf Tour in seinem Wahlkreis. Insbesondere über die Situation von kulturellen Einrichtungen und über die Lebenslage von Kulturschaffenden will sich Trittin fortlaufend ein Bild machen. Am Montag besuchte er zudem Mitarbeiter der Jugendhilfe Göttingen und ließ sich über die Vorkommnisse im Hochhaus Groner Landstraße 9 informieren. Am Dienstag war er zu Gast in der KZ-Gedenkstätte Moringen. Vor dem Hintergrund zunehmender rechter Gewalt auch in Südniedersachsen - wie dem Anschlag in Einbeck und einer rechtsextremen Provokation in der Gedenkstätte selbst - sei es wichtig, für Demokratie und eine offene Gesellschaft zu streiten, so Trittins Position. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Kulturbereich von Pandemie besonders betroffen: Am Beispiel des Méliès wollte er sich darüber informieren, wie der Betrieb von Kultureinrichtungen unter den coronabedingten Auflagen möglich ist. Kaum einen anderen Bereich habe die Pandemie so hart getroffen wie den der Kultur, befand der Bundestagsabgeordnete. Besonders Solo-Selbstständige und ihre Familien würden sich oft in einer prekären wirtschaftlichen Lage befinden. „Wenn wir wüssten, dass die Krise ein halbes Jahr dauert – dann könnte man sich darauf einstellen. Das Schlimme ist, dass die Dauer nicht vorhersagbar ist“, sagte Trittin. Betreiber des Méliès ist der Verein Film- und Kino-Initiative Göttingen. Über die nun abgeschlossenen weitreichenden Umbauarbeiten sowie über die weiteren Planungen ließ sich der Abgeordnete von Telke Reeck und Wilfried Arnold unterrichten. Mit der Kurzarbeit-Regelung und Hilfen der N-Bank komme der Kinobetreiber einstweilen über die Runden. „Wir sind nicht unmittelbar von Insolvenz bedroht“, sagte Reeck. Vorgesehen ist eine Eröffnung nicht vor dem 1. September. Ein von einem Gastronomen betriebenes Café und eine Außengastronomie sollen zum Programmkino gehören. Gegen das Vergessenwerden: „Sich zeigen“: „Die Unsichtbarkeit der Kunst ist das Problem“, beschrieb Reeck die Situation von Kulturschaffenden. Das Wiederhochfahren von Kultureinrichtungen unter Corona-Bedingungen (statt 106 dürften lediglich knapp 30 Personen im Méliès sitzen) sei eine „schwere Nummer“. Ein Mittel gegen das Vergessenwerden sei: „Präsenz haben, sich zeigen“. Deshalb werde demnächst ein Open-Air-Kino in einem Freibad angeboten. Den Autor erreichen Sie per Email unter u.meinhard@goettinger-tageblatt.de Von Ulrich Meinhard