Junges Theater Göttingen: "Die Wahlverwandschaften" feiert Premiere

Im Jungen Theater steht die Premiere „Die Wahlverwandtschaften“ auf dem Spielplan. Die Inszenierung von Johann Wolfgang von Goethes Roman wird erstmals am Sonnabend, 24. Oktober, zu sehen sein. Einblicke in die Hintergründe der Produktion geben Regisseur Stephan Schäfer und Christian Vilmar, leitender Dramaturg am Theater. Schäfer ist als festes Mitglied im Ensemble am Staatstheater Kassel tätig. Mit „Die Wahlverwandtschaften“ gibt er am JT sein Regiedebüt. Für seine Arbeit diente ihm die Fassung von Stefan Bachmann und Lars-Ole Walburg von Goethes Roman – der schließlich 250 Seiten lang ist. „Bachmann und Walburg haben auf 40 Seiten das Wichtigste aus dem Roman zusammengekürzt. Das Tempo ist schnell, fast wie ein Kammerspiel“, erläutert Schäfer. Schäfers besondere Herangehensweise: „Du hattest einen besonderen Ansatz, mit der gekürzten Fassung zu arbeiten“, sagt Vilmar an den Regisseur gewandt. „Ich halte die Fassung für sehr gelungen. Trotzdem ist sie wie ein Skalpell – sie schneidet alles weg, was sie nicht braucht“, entgegnet Schäfer. Er hingegen wollte Goethes Experiment sehr ernst nehmen – und betrachtete den Theatersaal als Experimentiersaal. Im Fokus der Geschichte stehen vier Figuren – „oder auch die vier Laboranten“, so Schäfer. Die Geschichte beginnt mit dem Ehepaar Charlotte und Eduard, das idyllisch in einem Landhaus wohnt. Die Figuren Otto, ein alter Freund von Eduard, und Ottilie, Charlottes Nichte, kommen im Laufe der Zeit dazu. Trotz des friedlichen Auftakts liegen am Ende von Goethes Geschichte drei Leichen auf der Bühne. „Detektivisch bin ich an die Frage herangegangen: Was ist passiert – wieso sind drei Menschen gestorben?“, fragt Schäfer. Das Ehepaar, das sich im Landhaus isoliert, sei das erste Experiment – und auch das erste, das nicht gelingt. Den zweiten Versuch unternimmt Eduard, in dem er Ottilie einlädt. Sehr schnell werden die scheinbar gefestigten Emotionen heftig durcheinandergerüttelt: Charlotte verliebt sich in Otto, Eduard in Ottilie. Keiner weiß mehr, was richtig ist, was falsch. Liebe und Tod: „Es geht um Liebe und Tod“, fasst Schäfer zusammen. Mit seinen 43 Jahren habe er mit Ersterer bereits einige Erfahrungen gesammelt, die er den Schauspielern weitergegeben hat. Zwischen Ottilie und Eduard etwa entwickelte sich die Liebe sehr intensiv: „Eduard sagt, durch Ottilie wüsste er erst, was Liebe bedeutet“, sagt Schäfer. Diese großen Gefühle galt es, auf die Bühne zu bringen. Bei Goethes Skandalroman handele es sich um ein gesellschaftliches Experiment von Zusammenleben und Beziehungen. „Obwohl der Roman vor mehr als 200 Jahren geschrieben wurde, war es einfach, ihn zeitgemäß für die Bühne zu übersetzen: zum Beispiel anhand der Figur der Charlotte. Es handelt sich um eine Frau, die einerseits die Trümmer ihrer Ehe vor sich sieht – andererseits hofft sie, die Beziehung noch retten zu können“, schildert Schäfer. Lesen Sie auch: Junges Theater Göttingen: Grit Lukas inszeniert „Der goldne Topf“ In den Räumen des Jungen Theaters sind in den nächsten Tagen und Wochen Theaterstücke und Gaststspiele zu sehen. Unter anderem steht Folgendes im Programm: Das Apex Konzert „JMO“ mit Jan Galega Brönnimann, Moussa Cissokho und Omri Hason wird am Donnerstag, 22. Oktober, ab 20.15 zu sehen sein. Traditionelle und moderne Klänge aus Afrika, Europa und dem Orient werden im Fokus stehen. Am Freitag, 23. Oktober, ist ab 20 Uhr das Theaterstück „Deutschland. Ein Wintermärchen“ nach Heinrich Heine zu sehen. Die Premiere „Die Wahlverwandschaften“ nach Johann Wolfgang von Goethe wird am Sonnabend, 24. Oktober, ab 20 Uhr gezeigt. Die Tickets sind bereits ausverkauft. Weitere Vorstellungen wird es am 6. und 28. November geben, sowie am 21. und 22. Dezember, jeweils ab 20 Uhr. Am Sonntag, 25. Oktober, wird ab 19 Uhr der „Klima Slam“ ausgerichtet. Vier Slammer sollen dann live vor Publikum lesen. „Eine Poetry Slam Show ohne Wettbewerb, zum Zweck auf die aktuelle Klimakrise hinzuweisen“, heißt es seitens des JT. Die Tickets sind an der Theaterkasse erhältlich des Jungen Theaters (Bürgerstraße 15), telefonisch unter 0551/495051 oder per E-Mail an kasse@junges-theater.de „1,50 Meter Abstand ist eine harte Nuss“: Eines forderte Schäfer bei der Produktion besonders heraus: die Corona-Auflagen. Küsse, Umarmungen, Faustkämpfe – all das könnten die Schauspieler auf der Bühne derzeit nicht zeigen, da auch sie den Mindestabstand zueinander wahren müssten. „Manchmal hätte ich gern ins Bühnenbild gebissen“, sagt Schäfer. Die neue Situation biete jedoch auch Chancen: Er konnte neue Bilder erfinden. Info: Die Tickets für die Premiere am Sonnabend, 24. Oktober, sind bereits ausverkauft. Weitere Vorstellungen wird es am 6. und 28. November geben, sowie am 21. und 22. Dezember, jeweils ab 20 Uhr. Derzeit können aufgrund der Corona-Auflagen nur rund 40 Besucher im Publikum sitzen. Sie erreichen die Autorin per E-Mail an lokales@goettinger-tageblatt.de Lesen Sie auch Deutsches Theater Göttingen: Beichl inszeniert „Die Räuber, Mühe in einer doppelten Hauptrolle Junges Theater Göttingen: Grit Lukas inszeniert „Der goldne Topf“ Von Anja Semonjek