Klimaneutral: Klimaschutzbeirat und Göttingen Zero setzen auf Fotovoltaik

Im September ist in Göttingen die 1000. Fotovoltaik-Anlage in Göttingen in Betrieb gegangen. Zu diesem Anlas hatte der Klimaschutzbeirat Göttingen Hausbesitzer und Unternehmer aufgerufen, ungenutzte Solarpotenziale durch Bau von Fotovoltaik-Anlagen auf Hausdächern zu nutzen, um so den Klimawandel zu begrenzen. „Die Solarenergie kann in Göttingen eine große Rolle spielen und einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass die CO2-Emissionen im Stadtgebiet vollständig vermieden werden und so dem Klimawandel entgegenzuwirken“, argumentiert der Beirat. Nils König, Vorstandsmitglied und Vertreter des Klimaschutzbeirates im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität, ergänzt: „Klimaschutz heißt, unsere Zukunft zu sichern und die Klimaziele der Stadt Göttingen zu erreichen. Fotovoltaik wird dabei eine sehr große Rolle spielen. Der Bau weiterer Anlagen muss zügig vorangehen, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen.“ Derzeit würden nur etwa elf Prozent des Stromverbrauchs Göttingens mittels regenerativer Energien gedeckt. Die sich daraus ergebenden CO2-Minderungen belaufen sich auf mehr als 20.000 Tonnen, rund 28,5 Prozent davon würden durch den Einsatz von Fotovoltaik erreicht, erläutert König. Bessere Nutzung der Sonnenenergie durch Solarsatzung für Göttingen: Ebenfalls im September hatte der Klimaschutzbeirat einen Antrag in den Umweltausschuss des Rates eingebracht, mit der Aufforderung an die Verwaltung, eine Solarsatzung für Göttingen zu erarbeiten. Mit dieser soll sichergestellt werden, dass bei Neubauten von vornherein die Sonnenenergienutzung berücksichtigt wird. Ziel sei es, dass bei allen privaten und gewerblichen Neubauten grundsätzlich eine Fotovoltaik- oder solarthermische Anlage auf den Dachflächen gebaut werden sollen. Bis zur rechtlichen Klärung der Möglichkeiten einer solchen Satzung und deren Beschluss soll es nach Vorstellung des Beirates eine verbindliche Solarberatung für alle Neubauten geben. Auch soll die Stadt über städtebauliche Verträge in Neubaugebieten den Bau von Solar- Anlagen festschreiben. „Da weder im Verkehrsbereich noch bei der Altbausanierung deutliche CO2-Minderungen erreicht wurden und auch keine neuen Windkraftanlagen gebaut worden sind, muss im Bereich Fotovoltaik deutlich mehr geschehen als bisher“, forderte König damals. König bemängelt heute, dass der Antrag für eine Solarsatzung aus dem September bislang noch nicht im Ausschuss diskutiert wurde. So liege eine Stellungnahme der Verwaltung dazu bisher immer noch nicht vor. Klimaziele deutlich verfehlt: Hintergrund einer vorgeschlagenen Solarsatzung war der bis dahin letzte Klimaschutzbericht der Verwaltung vom Dezember 2019, der zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Stadt Göttingen die gesteckten Klimaziele deutlich verfehle. Bis 2050 sollen in Göttingen unter anderem der Treibhausgasausstoß fast vollständig auf null und der Energiebedarf mindestens um die Hälfte reduziert werden. So ist es im „Masterplan 100 % Klimaschutz“ verankert, den der Rat der Stadt Göttingen im März 2014 verabschiedet hat. Lesen Sie auch Strom aus Sonnenkraft: Hürden für Fotovoltaik in Göttingen „Göttingen Zero“: Initiative fordert Klimaneutralität bis 2030 Klimaschutz in Göttingen: Parteien im Rat wollen schneller handeln, wie bleibt aber offen Göttingen: Klimaziele bislang „deutlich verfehlt“ Klimaschutz: Mehr Ideen, wie Göttingen klimaneutral werden kann Im November musste Dinah Epperlein, Leiterin des neuen Referats für nachhaltige Stadtentwicklung, eingestehen: „Die Ziele haben wir bislang deutlich verfehlt.“ Die Zahlen bis 2018 hatte die Verwaltung bis dahin ausgewertet. Erreicht seien in den vergangenen Jahren bislang nur 29 Prozent der Ziele, die für das Jahr 2050 gesteckt worden seien. 2019 hieß in der Bilanz: Würde man die bisherige Treibhausgas-Reduktion von 12.000 Tonnen CO2 jährlich linear bis zum Zieljahr 2050 hochrechnen, läge die Reduktion in 30 Jahren bei 61 Prozent im Vergleich zu 1990. Um das aufzuholen, „dazu brauchen wir eine deutlich höhere Rate”, sagte Epperlein im November. Göttingen Zero legt Klimastadtplan vor: In der derzeitigen Diskussion um eine klimaneutrale Stadt Göttingen und eine Anpassung des Klimaplanes mit seinen Zielen hat auch die Initiative German Zero einen Klimastadtplan vorgelegt. Der Physiker Manfred Schüssler hat ihn für Göttingen Zero an die hiesigen Verhältnisse angepasst. Er soll Anhaltspunkte liefern, was zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2030 grundsätzlich an Maßnahmen möglich und notwendig sei und welcher finanzielle und personelle Aufwand dafür überschlägig anzusetzen sei. Im Klimastadtplan heißt es unter anderem: „Im Sinne eines stärker dezentral orientierten Ansatzes zur Energieversorgung“ seien eines der Ziele, das lokale Potenzials für Stromerzeugung durch Fotovoltaik und Windenergie zur Abdeckung des jetzt noch aus fossilen Energiequellen gedeckten Anteils des Strombedarfs auszuschöpfen. Von Michael Brakemeier